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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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Licht, das grelle Gesicht seines Verräters, die verhaßten Züge Hogans, das alles zusammengemischt zu einem giftigen Höllengebräu. »Nichts«, antwortete er heiser und dachte daran, daß er sein Leben dafür geben würde, bekäme er nur genug Alkohol, um diese folternden Erinnerungen auszulöschen. »Nichts«, wiederholte er.
    »Du hast immer darüber gesprochen«, sagte T. G. »War es etwas Wirkliches?«
    »Ist doch unmöglich«, erwiderte Wyman. »Solche Dinge gibt's ja gar nicht. Nein. Es gab nur sie, das Syndikat und diesen Bastard Hogan. Ich will darüber nicht sprechen.«
    »Wie du meinst ...«
    Später redete er dann doch darüber, wenn auch auf verschwommene Art. Die Jahre in Buffalo. Das leidenschaftliche Liebeserlebnis mit Inge. Die Katastrophe, als er sich bei Hogan, dem Hauptmacher des Syndikats, fand. Ihm drehte sich damals das Innerste nach außen. Sein lebendiger Glaube an das Syndikat als Vergangenheit, der lebenslange Glaube an Inge als Zukunft – beide zerschlagen; der Alkohol, die Flucht nach Erie, nach Pittsburgh, nach Tampa, nach New York. Und dabei immer diese schrille Klingel, der tickende Pendel, das aufblitzende grelle Licht, und all das schob sich unweigerlich zwischen die Szenen einer grausamen Realität.
    T. G. hörte ihm geduldig zu, gab ihm zu essen und versteckte ihn, wenn gelegentliche Patrouillen vorbeikamen. Seine eigene Geschichte erzählte T. G. niemals; das tat eine blutleere Frau, die in einem unbenutzten Lagertank mit einem gelbzähnigen Mann zusammenlebte. Ihre Stimme kam als Echo von den gerundeten, fensterlosen Wänden aus Wellplastik zurück. Sie sagte ihm, T. G. sei Chemiker, einigermaßen wohlhabend, glücklich und ordentlich verheiratet gewesen. Seine Frau war treu, er nicht.
    Voll unglaublicher Schläue hatte sie jahrelang ihren Schmerz im Alkohol ersäuft, und er hatte niemals auch nur den geringsten Verdacht geschöpft. Nach einer schrecklichen Trunkenheit, die eine volle Woche angedauert hatte, beging sie Selbstmord. T. G. kam nach Riveredge, begrub seine Frau und holte seine ganzen Ersparnisse von der Bank. Seither hatte er Riveredge nie mehr verlassen.
    »Ich bete den Boden an, über den dieser Mann geht«, murmelte die blasse Frau. »Nie wird er zornig, nie gibt er einem böse Namen. Er spendiert dir sogar eine Flasche, wenn du sie nötig hast. Und er redet mit dir, wenn du einen zum Aussprechen brauchst. Wirklich, der Mann ist verehrungswürdig.«
    Tief innerlich krank kehrte Max Wyman von diesem Lagertank zum Hochstraßenträger zurück. T. G. war der Wohltäter für alle.
    »Ich gehe hier weg«, sagte er am gleichen Tag zu ihm.
    Das graue, unbewegliche Gesicht schien sogar zu lächeln.
    »Willst du zuerst noch einen Mann kennenlernen?«
    »Ein Freund von dir?«
    »Jemand, der von dir gehört hat. Vielleicht kann er etwas für dich tun. Er teilt deine Einstellung zum Syndikat.«
    Wyman biß die Zähne zusammen. Syndikat, Hogan, Inge und Verrat – der Schmerz bohrte noch immer. Gott, einmal in der Lage zu sein, zurückzuschlagen!
    Die rote Flut verebbte wieder. »Warum willst du mich mit ihm in Verbindung bringen?« fragte er den alten Mann. »Was ist los?«
    T. G. zuckte die Achseln. »Mir ist das Syndikat egal. Ich sorge mich nur um die Menschen. Ich habe mich auch um dich gesorgt. Du bist nämlich ein wenig verrückt, Max, wie wir alle hier.«
    »Verdammt ...«
    »Er hat ...«
    Max Wyman schwieg lange. »Nun, so rede doch weiter«, forderte er T. G. nach einer Weile ungeduldig auf. Jeder sonst hätte sich entschuldigt, doch er konnte nicht. Er wußte, daß T. G. das auch wußte.
    »Ein wenig verrückt«, wiederholte der alte Mann. »In Flaschen abgezogener Haß. Es ist besser, du läßt ihn heraus. Es ist besser, den Mann, dem dein Haß gilt, ordentlich zu verprügeln und in Kauf zu nehmen, daß er vielleicht zurückschlägt, als diesen verstöpselten Haß immer mit dir herumzutragen und an dir fressen zu lassen.«
    »Was hat du gegen das Syndikat?«
    »Nichts, Max. Nichts. Nichts gegen und nichts für das Syndikat. Ich bin für die Leute, und das Syndikat sind Leute. Du gehörst zu den Leuten. Schlag sie, wenn dir danach ist, und laß dich schlagen, wenn sie zurückschlagen. Vielleicht schlägst du das Syndikat von seinem Podest herunter. Wahrscheinlicher ist, daß es dich zerschlägt. Aber du tust wenigstens etwas. Tun ist etwas Großartiges. Tun, das müssen die Menschen lernen, wenn sie nicht in Riveredge landen wollen.«
    »Du bist

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