Schwarze Engel
die zwei Leichen. Er rennt hierher zurück und ruft die Polizei an. Können Sie mir folgen?«
»So weit, ja. Und weiter?«
Bosch dachte bereits über die Fragen nach, die er Garwood und dann vermutlich auch Peete stellen mußte.
»Wir vertreten ja zur Zeit die Jungs von der Central Division, und irgendwann wird der Anruf zu mir durchgestellt. Ich schicke vier Leute los, und sie sehen sich am Tatort um.«
»Sie haben die Leichen nicht nach einem Ausweis durchsucht?«
»Nicht sofort. Außerdem hatte keiner der beiden Toten einen einstecken. Sie machen alles strikt nach Vorschrift. Sie sprechen mit diesem Eldridge Peete, und sie gehen die Treppe runter und suchen nach Hülsen und halten sich ansonsten erst mal zurück, bis die Gerichtsmediziner anrücken und ihre Nummer abziehen. Brieftasche und Uhr des Typen fehlen. Seine Aktentasche auch, falls er eine bei sich hatte. Aber sie können den Toten schließlich anhand eines Briefs identifizieren, den er einstecken hat. Adressiert an Howard Elias. Nachdem sie den Brief entdeckt hatten, sehen sich meine Leute den Toten genauer an und merken, es ist tatsächlich Elias. Darauf rufen sie natürlich mich an, und ich rufe Irving an, und der ruft den Chief an, und dann wird beschlossen, Sie zu holen.«
Das Letzte hatte er gesagt, als wäre er an diesem Entscheidungsprozeß beteiligt gewesen. Bosch sah aus dem Fenster. Es trieben sich noch immer jede Menge Detectives herum.
»Die ersten Männer müssen doch mehr gemacht haben, als bloß Sie anzurufen, Captain«, sagte Bosch.
Garwood drehte sich um, um aus dem Fenster zu sehen, als wäre ihm die ganze Zeit noch nie der Gedanke gekommen, daß es ungewöhnlich war, insgesamt fünfzehn Detectives am Schauplatz eines Mords zu sehen.
»Schätze schon«, sagte er.
»Okay, was sonst noch?« fragte Bosch. »Was haben sie sonst noch getan, bevor sie rausfanden, wer der Tote war und daß sie den Fall nicht lang behalten könnten?«
»Na ja, wie bereits gesagt, sie sprachen mit diesem Eldridge Peete, und sie suchten das Gelände um die Wagen ab. Oben und unten. Sie –«
»Haben sie eine von den Hülsen gefunden?«
»Nein. Der Schütze war sehr gründlich. Hat alle Hülsen eingesammelt. Allerdings wissen wir, daß er eine Neun-Millimeter benutzt hat.«
»Woher?«
»Das zweite Opfer, die Frau. Die Kugel ging voll durch sie durch. Schlug hinter ihr gegen eine stählerne Fensterstrebe, wurde plattgedrückt und fiel zu Boden. Für einen Vergleich ist sie zwar zu verdellt, aber man sieht trotzdem, es war eine Neun-Millimeter. Hoffman meinte, wenn er raten müßte, würde er sagen, es war eine Federal. Was die Ballistik angeht, müssen Sie drauf hoffen, daß bei der Obduktion bessere Kugeln auftauchen. Falls Sie so weit kommen.«
Na großartig, dachte Bosch. Neun-Millimeter war ein Polizistenkaliber. Und hinterher die Hülsen einzusammeln war ein raffinierter Zug. Das sah man nicht oft.
»Wie sie die Sache sehen«, fuhr Garwood fort, »hat es Elias gleich nach dem Einsteigen erwischt. Dieser Typ kommt auf ihn zu und schießt ihn zunächst mal in den Arsch.«
»In den Arsch?« fragte Edgar.
»Ganz richtig. Den ersten Schuß kriegt er in den Arsch. Sehen Sie, Elias ist gerade dabei einzusteigen. Er befindet sich also ein paar Stufen über Bürgersteigniveau. Der Schütze kommt von hinten und streckt die Waffe aus – sie ist auf Arschhöhe. Er steckt ihm den Lauf rein und gibt den ersten Schuß ab.«
»Und weiter?« fragte Bosch.
»Also, wir glauben, Elias fällt zu Boden und dreht sich herum, um zu sehen, wer es ist. Er hebt die Hände, aber der Schütze schießt noch einmal. Die Kugel durchschlägt eine seiner Hände und trifft ihn im Gesicht, genau zwischen die Augen. Das dürfte der Todesschuß gewesen sein. Elias fällt wieder zurück. Liegt jetzt mit dem Gesicht nach unten da. Der Schütze steigt in den Wagen und schießt ihm aus nächster Nähe in den Hinterkopf. Dann blickt er auf und sieht die Frau, vielleicht zum erstenmal. Er verpaßt ihr eine Kugel. Aus etwa vier Metern, mitten in die Brust, glatter Durchschuß, und weg ist sie. Keine Zeugen. Der Schütze nimmt Elias die Brieftasche und die Uhr ab, sammelt seine Hülsen ein und macht sich aus dem Staub. Ein paar Minuten später läßt Peete den Wagen nach oben fahren und findet die Leichen. Jetzt wissen Sie alles, was ich weiß.«
Bosch und seine Partner blieben lange still. Der Ablauf, wie Garwood ihn rekonstruiert hatte, überzeugte Bosch nicht hundertprozentig,
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