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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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lässig und entfernte sich über die Plaza. Bosch streifte sich Gummihandschuhe über und wandte seine Aufmerksamkeit dem Inneren des Standseilbahnwagens zu. Die Lichter waren wieder an. Die Techniker von der Spurensicherung waren mit dem Laser fertig. Einen von ihnen kannte Bosch. Hoffman. Er arbeitete mit einer Praktikantin, von der Bosch zwar schon gehört hatte, die er aber noch nicht kennengelernt hatte. Sie war eine attraktive Asiatin mit ziemlicher Oberweite. Er hatte mitbekommen, wie die anderen Detectives im Bereitschaftsraum über ihre Attribute gesprochen und ihre Echtheit in Frage gestellt hatten.
    »Okay, wenn ich reinkomme, Gary?« fragte Bosch und steckte den Kopf durch die Tür.
    Hoffman sah von dem Kasten auf, in dem er seine Instrumente aufbewahrte. Er war am Zusammenpacken und wollte ihn gerade zumachen.
    »Klar. Sind gerade fertig geworden. Ist das deiner, Harry?«
    »Inzwischen ja. Hast du irgendwas für mich? Irgendeine nette kleine Überraschung?«
    Gefolgt von Edgar und Rider, betrat Bosch den Wagen. Da der Wagen schräg stand, bestand sein Boden aus einer Reihe von Stufen, die zur hinteren Tür hinabführten. Die Sitze auf beiden Seiten des Mittelgangs befanden sich ebenfalls auf unterschiedlicher Höhe. Als Bosch die Lattenrostbänke betrachtete, erinnerte er sich plötzlich wieder, wie hart sie unter seinem knochigen Jungenhintern gewesen waren.
    »Leider nicht«, sagte Hoffman. »Alles ziemlich clean.«
    Bosch nickte und stieg die paar Stufen zu der ersten Leiche hinunter. Er betrachtete Catalina Perez in etwa so, wie sich ein Museumsbesucher eine Skulptur ansehen würde. Der Gegenstand seiner Betrachtung hatte für ihn keine menschlichen Züge. Er studierte Einzelheiten, verschaffte sich Eindrücke. Sein Blick fiel auf den Blutfleck und den kleinen Riß, den die Kugel im T-Shirt hinterlassen hatte. Die Kugel hatte die Frau voll erwischt. Bei diesem Gedanken stellte sich Bosch den Schützen vor, wie er vier Meter entfernt in der Tür des Wagens stand.
    »Klasse Schuß, hm?«
    Es war die Technikerin, die Bosch nicht kannte. Er sah sie an und nickte. Er hatte den gleichen Gedanken gehabt: Der Täter war jemand, der mit Schußwaffen umgehen konnte.
    »Wir kennen uns, glaube ich, noch nicht. Ich bin Sally Tam.«
    Sie reichte ihm die Hand, und Bosch schüttelte sie. Es fühlte sich komisch an. Sie trugen beide Gummihandschuhe. Er sagte ihr seinen Namen.
    »Oh«, sagte sie. »Gerade hat jemand von Ihnen gesprochen. Über den Hartgekochte-Eier-Fall.«
    »Das war reine Glückssache.«
    Bosch wußte, er hatte für diesen Fall mehr Lorbeeren geerntet, als er verdient hatte, und das alles nur, weil ein Times-Reporter davon gehört und einen Bericht geschrieben hatte, der Boschs Fähigkeiten in einem Maß übertrieb, daß man ihn für einen entfernten Verwandten von Sherlock Holmes hätte halten können.
    Bosch deutete hinter Tam und fragte, ob er an ihr vorbei könnte, sich die andere Leiche ansehen. Als sie darauf zur Seite trat und sich zurücklehnte, achtete er bewußt darauf, sie nicht zu streifen, als er sich an ihr vorbeizwängte. Er hörte, wie sie sich Rider und Edgar vorstellte. Er ging in die Hocke, um sich die Leiche von Howard Elias anzusehen.
    »Ist das noch seine ursprüngliche Lage?« fragte er Hoffman, der neben den Füßen des Toten vor seinem Kasten kauerte.
    »So ziemlich. Wir haben ihn zwar umgedreht, um an seine Taschen ranzukommen, haben ihn aber dann wieder zurückgelegt. Wenn du es genau wissen willst – auf dem Sitz hinter dir sind ein paar Polaroids. Die haben die Jungs von der Gerichtsmedizin gemacht, bevor ihn jemand angefaßt hat.«
    Bosch drehte sich um und sah die Fotos. Hoffman hatte recht. Die Leiche lag genauso da, wie sie gefunden worden war.
    Er wandte sich wieder der Leiche zu und drehte ihren Kopf mit beiden Händen so, daß er die Wunden untersuchen konnte. Garwoods Einschätzung war richtig gewesen, fand Bosch. Der Einschuß am Hinterkopf war eine Kontaktwunde. Obwohl sie zum Teil durch blutverklebtes Haar verdeckt war, war zu erkennen, daß sie von Pulverspuren umgeben war. Der Einschuß im Gesicht dagegen war sauber. Das bezog sich nicht auf das Blut – davon gab es mehr als genug. Aber die Haut wies keine Pulververbrennungen auf. Der Schuß ins Gesicht war aus einiger Entfernung abgefeuert worden.
    Bosch hob den Arm und drehte die Hand, um die Einschußwunde in der Handfläche zu untersuchen. Der Arm ließ sich leicht bewegen. Die Totenstarre hatte noch

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