Schwarze Engel
bestätigen. Schließlich sind es nicht die Medien, die die Ermittlungen führen. Ich möchte, daß Sie die Sache mit vollem Einsatz angehen, aber Punkt zehn möchte ich Sie alle in meinem Besprechungszimmer sehen. Noch Fragen?«
Es gab keine.
»Okay, dann übergebe ich an Detective Bosch und überlasse Sie sich selbst.«
Er wandte sich direkt an Bosch und reichte ihm eine weiße Visitenkarte.
»Hier finden Sie alle meine Nummern. Außerdem die von Lieutenant Tulin. Wenn es irgend etwas gibt, was ich wissen sollte, rufen Sie mich umgehend an, und zwar ganz egal, wieviel Uhr es ist oder wo Sie gerade sind. Sie rufen mich an.«
Bosch nickte, nahm die Karte und steckte sie in seine Jackentasche.
»Und jetzt an die Arbeit, Männer. Wie bereits gesagt, lassen Sie die Späne fallen, wo sie fallen.«
Er verließ den Raum, und Bosch hörte Rider flüstern: »Aber klar doch.«
Bosch drehte sich um und blickte in die Gesichter seiner neuen Mitarbeiter, als letztes in das von Chastain.
»Ihnen ist doch klar, was er damit bezweckt?« begann er schließlich. »Er denkt, wir können nicht zusammenarbeiten. Er denkt, wir werden uns verhalten wie Kampffische, die blindwütig übereinander herfallen, wenn sie zusammen in ein Aquarium gesteckt werden. Und daß deshalb der Fall nie gelöst wird. Aber dazu werden wir es nicht kommen lassen. Wenn jemand der in diesem Raum Anwesenden mir oder sonst jemandem etwas getan hat, Schwamm drüber. Jedenfalls werde ich es so halten. Alles, was jetzt zählt, ist dieser Fall. Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der das Leben zweier Menschen ausgelöscht hat, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Diese Person werden wir finden. Das ist das einzige, was mich jetzt interessiert.«
Er sah Chastain so lange an, bis er ein zustimmendes Nicken ausmachen konnte. Bosch erwiderte es. Er war sicher, alle anderen hatten die stille Übereinkunft gesehen. Dann holte er sein Notizbuch heraus und schlug es auf einer leeren Seite auf. Er reichte es Chastain.
»Okay«, sagte er. »Ich möchte, daß jeder hier seinen Namen sowie seine Privatnummer und die seines Pagers reinschreibt. Auch die Handynummer, falls Sie eins haben. Ich mache eine Liste, und jeder bekommt eine Kopie davon. Ich möchte, daß alle jederzeit füreinander erreichbar sind. Das ist nämlich das Problem, wenn so viele Leute mitmischen. Wenn nicht alle auf der gleichen Wellenlänge sind, kann ohne weiteres etwas durch die Maschen fallen. Und das wollen wir möglichst vermeiden.«
Bosch hielt inne und ließ den Blick über die Männer seines Teams wandern. Alle sahen ihn aufmerksam an. Es schien, als wären die natürlichen Animositäten fürs erste gedrosselt, wenn nicht sogar beigelegt.
»Okay«, sagte er. »So werden wir die Sache also von jetzt an anpacken.«
6
E iner der Männer von der Dienstaufsicht war ein Latino namens Raymond Fuentes. Zusammen mit Edgar schickte Bosch ihn zu der Adresse auf Catalinas Ausweisen, um ihre Angehörigen zu verständigen und die ihre Person betreffenden Fragen zu klären. Das war höchstwahrscheinlich der Teil der Ermittlungen, der zu nichts führen würde, da alles darauf hindeutete, daß der Anschlag Elias gegolten hatte. Deshalb wollte Edgar schon aufbegehren. Aber Bosch schnitt ihm das Wort ab. Die Begründung, die er ihm später unter vier Augen dafür geben wollte, lautete, daß er die IAD-Typen aufteilen mußte, um die Sache besser unter Kontrolle zu haben. Edgar zog also mit Fuentes los. Und Rider erhielt zusammen mit Loomis Baker, einem zweiten IAD-Mann, den Auftrag, Eldridge Peete im Parker Center zu vernehmen und ihn dann zum Tatort zurückzubringen. Bosch wollte den Mann hier haben, um noch einmal mit ihm durchzugehen, was er gesehen hatte. Außerdem sollte er ihnen vorführen, was genau er mit den zwei Standseilbahnwagen gemacht hatte, bevor er die Leichen entdeckt hatte.
Damit blieben noch Bosch, Chastain und der letzte IAD-Mann, Joe Dellacroce. Auch Dellacroce schickte Bosch ins Parker Center, damit er sich dort einen Durchsuchungsbefehl für Elias’ Kanzlei ausstellen ließ. Dann eröffnete er Chastain, daß sie beide zu Elias’ Haus fahren würden, um seine Angehörigen über seinen Tod in Kenntnis zu setzen.
Nachdem sich die Gruppe zerstreut hatte, ging Bosch zum Van der Spurensicherung und bat Hoffman um die Schlüssel, die an der Leiche von Howard Elias gefunden worden waren. Hoffman durchsuchte die Kiste, in die er die Beweismittelbehälter gelegt hatte,
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