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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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teure Uhr war oder nicht – in dem Kratzer war kein Blut.«
    »Soll heißen?«
    »Da drinnen ist viel Blut geflossen. Die Schußwunden haben ordentlich geblutet, aber in dem Kratzer war kein Blut. Mit anderen Worten: Ich glaube nicht, daß der Täter die Uhr genommen hat. Dieser Kratzer wurde Elias erst beigebracht, nachdem sein Herz zu schlagen aufgehört hatte. Und zwar schon eine ganze Weile, würde ich sagen. Das heißt, er wurde ihm beigebracht, als sein Mörder längst über alle Berge war.«
    Darüber dachten Rider und Edgar nach.
    »Möglich«, sagte Edgar schließlich. »Aber dieser Kreislaufscheiß ist schwer festzumachen. Selbst der Doktor wird sich da auf keine feste Aussage einlassen.«
    »Ich weiß.« Bosch nickte. »Nennt es meinetwegen Instinkt. Vor Gericht können wir nichts damit anfangen, aber ich bin sicher, der Mörder hat die Uhr nicht genommen. Und die Brieftasche wahrscheinlich genausowenig.«
    »Was willst du damit also sagen?« fragte Edgar. »Daß jemand anders vorbeigekommen ist und sie genommen hat?«
    »Etwas in der Richtung.«
    »Meinst du, es war der Typ, der die Bahn bedient – der es gemeldet hat?«
    Bosch sah Edgar an, antwortete ihm aber nicht, sondern hob bloß die Schultern.
    »Glaubst du, es war einer der RHD-Bullen?« flüsterte Rider. »Noch so eine Für-alle-Fälle-Maßnahme? Um für den Fall, daß es einer von ihnen war, einen Raubüberfall vorzutäuschen und uns auf die falsche Fährte zu locken?«
    Als Bosch sie kurz ansah, überlegte er, wie er reagieren sollte und wie dünn das Eis war, auf dem sie jetzt standen.
    »Detective Bosch?«
    Er drehte sich um. Es war Sally Tam.
    »Wir sind jetzt fertig, und die Leute des Coroners wollen die Leichen wegschaffen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Klar. Ach, was ich ganz vergessen habe zu fragen – haben Sie mit dem Laser was gefunden?«
    »Sogar eine ganze Menge. Aber wahrscheinlich nichts, was uns weiterbringt. Mit der Bahn fahren Unmengen von Leuten. Wir haben wahrscheinlich lauter Fahrgäste, aber nicht den Täter.«
    »Aber Sie überprüfen die Fingerabdrücke trotzdem, oder nicht?«
    »Natürlich. Wir lassen alle durch AFIS und DOJ laufen. Wir geben Ihnen Bescheid.«
    Bosch nickte zum Dank.
    »Haben Sie irgendwelche Schlüssel bei Elias gefunden?«
    »Ja. Sie sind in einer der braunen Tüten. Wollen Sie sie haben?«
    »Ja, wir werden sie wahrscheinlich brauchen.«
    »Einen Moment.«
    Sie lächelte und kehrte in den Waggon zurück. In Anbetracht der Tatsache, daß sie sich am Schauplatz eines Mordes befand, wirkte sie eindeutig zu eifrig und munter. Bosch wußte, mit der Zeit würde sich das geben.
    »Seht ihr, was ich meine?« sagte Edgar. »Sie müssen echt sein.«
    »Jerry«, sagte Bosch.
    Edgar hob beschwichtigend die Hände.
    »Ich bin ein geschulter Beobachter. Gebe nur meine Erkenntnisse weiter.«
    »Die würde ich an deiner Stelle lieber für mich behalten«, flüsterte Bosch. »Außer du willst sie dem Chief persönlich mitteilen.«
    Edgar drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um Irving zu ihnen hochkommen zu sehen.
    »Und, Detectives? Schon irgendwelche Erkenntnisse?«
    Bosch sah Edgar an.
    »Jerry? Wolltest du nicht gerade etwas erzählen, was dir aufgefallen ist?«
    »Äh, also, ähm, im Moment denken wir noch über alles nach, was wir da drinnen gesehen haben.«
    »Jedenfalls nichts, das im Widerspruch zu dem stünde, was Captain Garwood uns erzählt hat«, fügte Bosch rasch hinzu, bevor Rider etwas sagen konnte, was ihre wahren Rückschlüsse offenbaren könnte. »Zumindest vorläufig nicht.«
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Es gibt jede Menge zu tun. Ich möchte mit dem Mann sprechen, der die Standseilbahn bedient, und wir müssen uns in diesem Wohnhaus nach Zeugen umhören. Wir müssen die Angehörigen verständigen, und wir müssen uns Elias’ Kanzlei ansehen. Wann rückt die Unterstützung an, die Sie uns zugesagt haben, Chief?«
    »Sie ist bereits da.«
    Irving hob den Arm und winkte Chastain und den drei Männern, die bei ihm standen. Bosch hatte geahnt, daß das der Grund war, warum sie am Tatort waren, aber als Irving sie jetzt zu sich winkte, schnürte es ihm doch die Brust zusammen. Der Deputy Chief war sich sowohl der Animositäten zwischen der Dienstaufsicht und den normalen Polizisten als auch der Intimfeindschaft zwischen Bosch und Chastain sehr deutlich bewußt. Daß er sie gemeinsam auf den Fall ansetzte, verriet Bosch, daß Irving nicht in dem Maß an der Aufklärung der

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