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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gehabt. Bosch konnte sich gut vorstellen, daß der Anwalt der vorsichtigste Autofahrer von ganz Los Angeles gewesen war. Vermutlich hatte er alles getan, um nur ja nicht die Aufmerksamkeit eines LAPD-Verkehrspolizisten auf sich zu lenken. Unter diesen Umständen kam es ihm wie eine Verschwendung vor, einen Porsche zu fahren.
    »Baldwin Hills«, sagte er, nachdem er das Handy zugeschoben hatte. »Sie heißt Millie.«
    Chastain ließ den Wagen an, dann steckte er das blitzende Rotlicht – die Bubble – in den Zigarettenanzünder und stellte es aufs Armaturenbrett. Rasch steuerte er den Wagen durch die verlassenen Straßen zum Freeway 10.
    Zunächst schwieg Bosch, da er nicht wußte, wie er das Eis brechen sollte. Die zwei Männer hatten ein äußerst gespanntes Verhältnis. Chastain hatte in zwei Fällen gegen Bosch ermittelt. Beide Male hatten sich die Vorwürfe als haltlos erwiesen, aber dennoch hatte Chastain die Ermittlungen gegen ihn erst eingestellt, nachdem er von oben zurückgepfiffen worden war. Bosch hatte den Eindruck, die Erbitterung, mit der Chastain hinter ihm her war, grenzte fast an Blutrache. Den IAD-Detective schien es nicht zu freuen, einen Kollegen entlasten zu können. Alles, was er wollte, war ein Skalp.
    »Ich weiß, was Sie tun, Bosch«, sagte Chastain, sobald sie auf dem Freeway waren und in Richtung Westen fuhren.
    Bosch sah zu ihm hinüber. Ihm wurde zum erstenmal bewußt, wie ähnlich sie sich waren. Dunkles ergrauendes Haar, dichter Schnurrbart unter dunklen schwarzbraunen Augen, schlanke, fast drahtige Figur. Fast Spiegelbilder, und doch hatte Bosch Chastain nie als die physische Bedrohung betrachtet, die er selbst, wie er wußte, für andere darstellte. Chastain hielt sich anders. Bosch hatte sich immer wie ein Mann gehalten, der fürchtete, in die Enge getrieben zu werden, wie ein Mann, der nicht zulassen würde, daß man ihn in die Enge trieb.
    »Was? Was tue ich denn?«
    »Sie reißen uns auseinander. So haben Sie alles besser unter Kontrolle.«
    Er wartete auf Boschs Antwort, erhielt aber nur Schweigen.
    »Aber wenn wir dieses Ding vernünftig durchziehen wollen, werden Sie uns irgendwann trauen müssen.«
    Nach einer Pause sagte Bosch: »Ich weiß.«
    Elias wohnte in der Beck Street in Baldwin Hills, einer kleinen Obere-Mittelschicht-Wohngegend südlich des Freeway 10 und nicht weit vom La Cienega Boulevard. Das Viertel war als das schwarze Beverly Hills bekannt – eine Gegend, in die wohlhabende Schwarze zogen, wenn sie nicht wollten, daß ihr Reichtum sie von ihresgleichen absonderte. Während Bosch sich das vergegenwärtigte, wurde ihm bewußt, wenn er einen sympathischen Zug an Elias finden konnte, dann war es der Umstand, daß er mit seinem Geld nicht nach Brentwood oder Westwood oder ins richtige Beverly Hills zog, sondern innerhalb des sozialen Umfelds blieb, aus dem er kam.
    Infolge des schwachen mitternächtlichen Verkehrs und der neunzig Meilen, mit denen Chastain über den Freeway jagte, erreichten sie die Beck Street in weniger als fünfzehn Minuten. Das im Kolonialstil erbaute Haus hatte einen zwei Stockwerke hohen Portikus, der auf vier weißen Säulen ruhte. Es erinnerte Bosch an eine Südstaatenplantage, und er fragte sich, ob Elias damit etwas hatte signalisieren wollen.
    Bosch sah hinter keinem der Fenster ein Licht brennen, und auch die Hängelampe im Portikus war nicht an. Das kam ihm eigenartig vor. Wenn es sich hier um Elias’ Haus handelte, warum hatte man dann kein Licht für ihn angelassen?
    In der Einfahrt stand ein Auto, das weder ein Porsche noch ein Volvo war. Es war ein alter, frisch lackierter Camaro mit Chromfelgen. Rechts vom Haus befand sich eine freistehende Zweiergarage, aber ihr Tor war zu. Chastain fuhr in die Einfahrt und hielt hinter dem Camaro.
    »Schönes Auto«, sagte Chastain. »Aber wissen Sie was? So einen Wagen würde ich nicht über Nacht draußen stehenlassen. Nicht mal in einer Gegend wie dieser. Zu nah am Dschungel.«
    Er stellte den Motor ab und streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
    »Warten Sie noch einen Moment«, sagte Bosch.
    Er öffnete seinen Aktenkoffer, holte das Handy heraus und rief noch einmal in der Zentrale an, um nachprüfen zu lassen, ob die Adresse stimmte. Sie waren also richtig. Dann ließ er die Nummer des Camaro überprüfen. Er war auf einen Martin Luther King Elias, Alter achtzehn, zugelassen. Bosch bedankte sich für die Auskunft und legte auf.
    »Sind wir richtig?« fragte Chastain.
    »Sieht ganz so

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