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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Schuß in den Arsch. Das sieht ganz nach einem Racheakt aus. Wie eine Vergewaltigung. Männer vergewaltigen, Frauen nicht. Deshalb würde ich instinktiv sagen, die Witwe war es nicht. Aber mein Instinkt hat mich auch schon getäuscht. Jedenfalls ist es eine Spur, der wir nachgehen müssen. Dann ist da auch noch der Sohn. Wie bereits gesagt, hat er ziemlich heftig reagiert, als ich es ihnen mitteilte. Aber wir wissen nicht wirklich, wie sein Verhältnis zu seinem Vater war. Was wir allerdings wissen, ist, daß der Junge Erfahrung im Umgang mit Schußwaffen hat – wir haben im Haus ein Foto gesehen.«
    Irving richtete seinen Finger warnend auf Bosch.
    »Seien Sie, was die Familie angeht, vorsichtig. Extrem vorsichtig. Das erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl.«
    »Auf jeden Fall.«
    »Ich möchte nicht, daß dieser Schuß nach hinten losgeht.«
    »Machen Sie sich da mal keine Sorgen.«
    Irving sah wieder auf die Uhr.
    »Warum haben sich Ihre Leute noch immer nicht gemeldet?«
    »Keine Ahnung, Chief. Das habe ich mich auch gerade gefragt.«
    »Dann piepsen Sie sie noch mal an! Ich muß mich jetzt mit dem Polizeipräsidenten treffen. Aber um elf, bei der Pressekonferenz, möchte ich Sie und Ihre Leute sehen.«
    »Ich würde lieber mit den Ermittlungen weitermachen. Ich habe –«
    »Das ist ein Befehl, Detective«, sagte Irving im Aufstehen. »Keine Widerrede! Sie werden keine Fragen beantworten müssen, aber ich möchte Ihre Leute dabeihaben.«
    Bosch nahm das Klemmbrett und warf es in den offenen Aktenkoffer zurück.
    »Ich werde dasein«, sagte er, obwohl Irving bereits zur Tür hinaus war.
    Dann saß er ein paar Minuten da und dachte nach. Er wußte, Irving würde die Informationen neu verpacken und an den Polizeipräsidenten weitergeben. Sie würden die Köpfe zusammenstecken und sie noch einmal neu ordnen, bevor sie sie den Journalisten zukommen ließen.
    Er sah auf die Uhr. Bis zur Pressekonferenz war es noch eine halbe Stunde. Er überlegte, ob die Zeit reichen würde, um zur MetroLink-Station zu fahren, Elias’ Uhr und Brieftasche zu suchen und rechtzeitig wieder zurückzukommen. Er mußte unbedingt sehen, daß er die Sachen des toten Anwalts an sich brachte, vor allem, weil er Irving bereits erzählt hatte, daß sie sich in seinem Besitz befanden.
    Schließlich entschied er, die Zeit würde nicht reichen. Er beschloß, sie dafür zu nutzen, sich eine Tasse Kaffee zu holen und einen Anruf zu machen. Er ging noch einmal zum Telefon und rief bei sich zu Hause an. Wieder schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Nachdem er seine eigene Stimme sagen gehört hatte, es sei niemand zu Hause, hängte er auf.

14
    B osch merkte, daß er zu aufgeregt war, um zu warten, bis die Pressekonferenz vorbei war. Deshalb fuhr er doch zur MetroLink-Station First und Hill. Sie war nur drei Minuten entfernt, und er war ziemlich sicher, es bis zum Beginn der Pressekonferenz zurück ins Parker Center zu schaffen. Er parkte vor dem Eingang der U-Bahnstation im Halteverbot. Das war einer der wenigen Vorteile, wenn man einen Slickback fuhr; man mußte sich keine Sorgen machen, einen Strafzettel verpaßt zu bekommen. Beim Aussteigen nahm er den Schlagstock aus seiner Halterung an der Autotür.
    Er trabte die Rolltreppe hinunter und entdeckte den ersten Abfalleimer neben den automatischen Türen am Eingang der Station. Wie er die Sache sah, waren Rooker und sein Partner mit den gestohlenen Sachen vom Tatort Angels Flight losgefahren und hatten an der erstbesten Stelle, an der sie sicher einen Abfallkübel finden würden, angehalten. Während einer oben im Auto gewartet hatte, war der andere die Treppe hinuntergerannt, um die Brieftasche und die Uhr loszuwerden. Deshalb war Bosch sicher, daß die Sachen gleich im ersten Abfalleimer waren. Es war ein großer, rechteckiger, weißer Behälter mit dem MetroLink-Logo an den Seiten und einer blauen Abdeckung, in der eine Klappe angebracht war. Bosch nahm sie rasch ab und sah in den Behälter. Er war voll, aber ein brauner Umschlag war nicht zu sehen.
    Bosch stellte die Abdeckung auf den Boden und stocherte mit dem Schlagstock in dem Durcheinander aus weggeworfenen Zeitungen, Fast-food-Verpackungen und sonstigen Abfällen. Der Behälter roch, als wäre er tagelang nicht mehr geleert, monatelang nicht mehr saubergemacht worden. Er stieß auf eine leere Handtasche und einen alten Schuh. Als er den Schlagstock wie eine Schaufel benutzte, um tiefer zu graben, begann er sich Sorgen zu machen, einer

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