Schwarze Engel
Richtung wir einschlagen werden.«
»Gut. Weiter.« Mit einer kurzen Handbewegung erklärte er das Thema für abgehakt.
»Wir müssen uns die Akten des Anwalts ansehen und Listen mit potentiellen Verdächtigen zusammenstellen. Die Cops, die Elias im Lauf der Jahre vor Gericht fertiggemacht oder in den Medien angeprangert hat. Oder beides. Alle offenstehenden Rechnungen. Und die Cops, die er bei dem Prozeß, der am Montag beginnen sollte, verknacken wollte.«
Irving zeigte keinerlei Reaktion. Bosch schien es, als wäre er in Gedanken bereits bei der nächsten Stunde, wenn er und der Polizeipräsident an den Rand eines Abgrunds treten und den Medien zu einem derart brisanten Fall Rede und Antwort stehen müßten.
»Dabei haben wir mit einigen Handicaps zu kämpfen«, fuhr Bosch fort. »Der die Durchsuchungsbefehle ausstellende Richter hat Carla Entrenkin zum Schutz von Elias’ Mandanten als Special Master eingesetzt. Sie befindet sich im Moment in seiner Kanzlei und läßt uns nicht hinein.«
»Sagten Sie nicht eben, Sie hätten die Brieftasche und die Uhr des Toten in der Kanzlei gefunden?«
»Ja. Das war, bevor Entrenkin anrückte und uns rauswarf.«
»Wie kam es überhaupt dazu?«
»Sie behauptet, der Richter hätte sie angerufen, weil sie seiner Meinung nach genau die richtige dafür wäre. Sie ist mit einer stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin dort. Ich hoffe, heute nachmittag die ersten Akten zu kriegen.«
»Gut, was sonst noch?«
»Da wäre eine Sache, die Sie wissen sollten. Bevor uns Entrenkin vor die Tür gesetzt hat, haben wir ein paar interessante Dinge entdeckt. Zum einen waren das Notizen, die Elias in seinem Schreibtisch aufbewahrte. Ich las sie durch, und es gab darin Hinweise, daß er hier eine Quelle hatte. Im Parker Center, meine ich. Eine gute Quelle, jemand, der offensichtlich wußte, wie man alte Akten findet und an sie herankommt – haltlose Dienstaufsichtsbeschwerden. Und es gab Hinweise auf einen Konflikt. Die Quelle konnte oder wollte etwas, was Elias für den Black-Warrior-Prozeß haben wollte, nicht beschaffen.«
Einen Moment verfiel Irving in Schweigen. Er sah Bosch an, verarbeitete das Gesagte. Als er schließlich zu sprechen begann, klang seine Stimme noch abwesender.
»Wurde diese Quelle namentlich genannt?«
»Nicht in dem Teil der Unterlagen, die ich zu sehen bekam, und das war nicht gerade viel. Es war alles verschlüsselt.«
»Die Unterlagen, die Elias haben wollte – könnte das etwas mit den beiden Morden zu tun haben?«
»Das weiß ich nicht. Wenn Sie wollen, daß ich dieser Frage vorrangig nachgehe, mache ich das. Ich dachte allerdings, andere Dinge wären wichtiger. Die Cops, die Elias bisher verklagt hat, und die, die er am Montag vor Gericht bringen wollte. Außerdem haben wir noch etwas gefunden, bevor wir die Kanzlei verlassen mußten.«
»Was?«
»Genaugenommen sind es eigentlich zwei weitere Richtungen, die wir bei den Ermittlungen einschlagen müssen.«
Er erzählte Irving kurz von dem Fotoausdruck von Mistress Regina und dem Verdacht, Elias könnte eine Schwäche für Schweinekram gehabt haben, wie Chastain es genannt hatte . Dieser Aspekt der Ermittlungen schien den Deputy Chief sichtlich zu interessieren, und er fragte Bosch, wie er dieser Spur weiter nachgehen wolle.
»Ich will versuchen, die Frau ausfindig zu machen und zu vernehmen, um festzustellen, ob Elias tatsächlich mal Kontakt mit ihr hatte. Dann sehen wir weiter.«
»Und die andere Richtung, die Sie einschlagen wollen?«
»Die Familie. Egal, was mit dieser Regina nun tatsächlich war, sieht es so aus, als hätte es Elias mit der ehelichen Treue nicht so genau genommen. In seiner Wohnung in der Stadt gibt es einige Indizien dafür. Wenn also seine Frau Bescheid wußte, hätten wir hier ebenfalls ein Motiv. Natürlich sind das im Moment nur vage Vermutungen. Im Moment haben wir nichts, was darauf hindeutet, daß sie etwas davon wußte, geschweige denn, den Mord arrangiert oder begangen haben könnte. Außerdem steht es in krassem Widerspruch zum psychologischen Erscheinungsbild des Mordes.«
»Inwiefern?«
»Es sieht nicht nach der Tat eines emotional unbeteiligten Auftragskillers aus. Das Vorgehen des Täters zeugt von massiven Aggressionen gegen das Opfer. Für mich sieht es so aus, als hätte der Mörder Elias gekannt und ihn gehaßt – zumindest in dem Moment, als er abdrückte. Ich würde auch sagen, es sieht ganz nach der Tat eines Mannes aus.«
»Inwiefern?«
»Der
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