Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
Streen. »Abreise? Ich verstehe nicht«, sagte er und wandte sich Luke zu.
»Früher war die Macht wie ein Flüstern im Wind für mich«, sagte Luke, stand auf und blickte zum großen Tempel hinüber. »Obi-Wan hat mich gelehrt, diese Stimme zu hören, Yoda hat mich gelehrt, sie zu verstehen. Ich habe so lange an mir gearbeitet, bis ich sie überall hörte, ganz gleich wo ich war oder bin. Dann habe ich selbst andere gelehrt, sie zu hören und zu verstehen. Aber in letzter Zeit ist die Stimme leiser geworden, obwohl meine Sinne heute schärfer denn je sind. Es gibt zu viel Lärm. Zu viele Geräusche überlagern die Stimme. Zu viele Fragen und Forderungen stürmen auf mich ein. Es ist, als würde mich jedermann anschreien. Das schmerzt und ermüdet mich.«
Er drehte sich wieder zu Streen um. »Ich bin nicht länger fähig, diese Arbeit zu verrichten. Und was ich tun muss, kann nicht hier getan werden.«
»Dann musst du gehen«, sagte Streen und erhob sich ebenfalls. »Jetzt begreife ich, weshalb du dich von uns anderen abgesondert hast. Und ich werde dich nicht fragen, wohin du gehst.«
»Danke«, sagte Luke Skywalker. »Nimmst du die Bürde an, die ich dir aufgetragen habe?«
»Ja«, erwiderte Streen und streckte die Hand aus. »Ich nehme sie an. Ich befreie dich guten Gewissens von deinen Pflichten. Ich werde diese Last tragen.« Die beiden Männer ergriffen jeder des anderen Hand und sahen einander tief in die Augen. Streen lächelte. »Obwohl ich nicht das Gefühl habe, vorbereitet zu sein.«
»Gut«, sagte Luke, erwiderte Streens Lächeln und ließ seine Hand los. »Dieses Gefühl wird dich zur Sorgfalt anhalten.«
»Wirst du es den Schülern sagen, oder soll ich es tun?«
»Ich werde es ihnen sagen. Das erwarten sie von mir. Auf diese Weise erfahren sie auch, dass du mein Vertrauen besitzt. Komm, bringen wir es hinter uns!«
Mit zwei schnellen, langen Schritten warf sich Luke wie ein Drachenfalke von der Spitze des Atun-Tempels in die warme Luft. Zuerst stürzte er im freien Fall, dann streckte er die Arme aus, als ob die Schöße seiner Robe zu Flügeln geworden wären. Im Fallen meditierte er lange Sekunden über die Furcht und verwandelte sich im Geiste in ein Geschöpf der Lüfte. Er machte seinen Körper so leicht wie sein Herz und setzte so sanft neben dem Tempel auf, dass das Gras sich kaum regte. Streen brauchte länger. Er stieg an der von der Sonne in kupfernes Licht getauchten Tempelfassade wie an einem unsichtbaren Seil herab.
»Ich hoffe, das war nicht als meine letzte Prüfung gedacht«, sagte er atemlos, als er neben Luke trat.
»Nein«, antwortete Luke, »Nein, ich wollte das nur noch einmal tun, ehe ich von hier weggehe.«
Später, kurz vor Morgengrauen, sauste ein einzelner E-Flügler wie ein Lichtpfeil über den Himmel und hob sich aus der Insel der Ruinen im dunklen Meer des Dschungels den Sternen entgegen. Nur ein Augenpaar blickte ihm nach – das Streens. Er saß auf der Spitze des Großen Tempels und meditierte. Das Licht und das Maschinengeräusch des Jägers ließen ihn aufblicken.
»Leb wohl, mein Lehrer!«, sagte er leise, als die Ionenspur verblasste. »Möge die Macht dich auf deiner Reise begleiten.«
In vielerlei Hinsicht war Jacen Solo wie jeder andere siebenjährige Junge. Er baute gerne Häuser aus seinen Sabacckarten, fuhr mit Spielzeugvehikeln durch Schlammpfützen „und spielte mit Raumschiffmodellen. Das einzige Problem, so fand Han, war, dass Jacen all diese Dinge kraft seines Geistes und nicht mit seinen Händen tun wollte.
Bis jetzt war Jacen die Fähigkeit noch verschlossen, selbst kleine Gegenstände mit Hilfe geistiger Energie zu bewegen. Der E-Flügler und der TIE-Jäger, die über seinem Bett einen Luftkampf aufführten, hingen an Fäden, nicht an Gedanken. Aber zu wissen, dass es möglich war, reichte Hans ältestem Sohn völlig. So wie ein Vater, der die ersten Klarinettenstunden seines Sprösslings erträgt, hatte Han gelernt, seinen Blutdruck nicht von den Geräuschen kleiner Katastrophen, gescheiterter Experimente und gelegentlichen Ausbrüchen von Ungeduld im Kinderzimmer beeinträchtigen zu lassen. Und im Gegensatz zu Leia bereiteten ihm der Lärm und das Chaos eines spielenden Kindes keinerlei Unbill.
Da plagte Han die Erkenntnis, dass Jacen im Begriff war, ein wenig, nun ja, mollig zu werden, schon mehr. Han erinnerte sich der eigenen Kindheit als einer endlosen Folge von Balgereien und als einer Zeit, da er einen schlanken, kräftigen
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