Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
bin sicher, dass Sie mir den Betrag auf einen halben Credit genau nennen könnten. Sie haben mir wohl nie verziehen, dass Sie und Ihre Chandrilla-Häscher mich und den Falken nie erwischt haben? Oder dass Sie so viele von den blöden ungeschickten Schmugglern erwischt haben, und ich mit meinen Chandrilla-Flügen ein Vermögen verdient habe. Ich hätte Ihnen wirklich einen Anteil davon überlassen sollen.«
»Sie sind wohl nie von dem Gedanken losgekommen, dass Schmuggel ehrenwerte Arbeit ist, wie?«, fragte Drayson und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Was bringt Sie eigentlich auf die Idee, dass ich Ihr dreckiges Geld genommen hätte?«
»Weil ich mich recht gut in den Admiral der Verteidigungsflotte von Chandrilla hineinversetzen konnte«, sagte Lando. »Jeder gute Schmuggler weiß, dass man mit Bestechung manchmal weiterkommt als mit Tollkühnheit.«
Drayson lächelte – zum ersten Mal, seit er sein Büro betreten hatte. »Wissen Sie, Baron, eigentlich ärgere ich mich darüber, dass ich nicht umhin kann, Sie zu mögen.«
»Ich weiß«, nickte Lando. »Das Problem habe ich auch. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mit jemandem anfreunden könnte, der so viel von Vorschriften hält.«
»Nun ja – das Leben ist voller Überraschungen. Nicht, dass es eine Überraschung wäre, Sie zu sehen. Ehrlich gesagt…«
»Oh, warum wollen Sie jetzt plötzlich anfangen, ehrlich zu werden?«
»… habe ich eigentlich fast damit gerechnet, Sie zu sehen, seit ich gehört hatte, dass die Glücksdame oben angelegt hat. Dass ich Sie freilich mit den Füßen auf meinem Schreibtisch vorfinden würde, so als ob Sie jetzt jeden Augenblick hier das Kommando übernehmen würden, hatte ich nicht gedacht.« Drayson verschränkte die Arme über der Brust. »Also – was kann ich für Sie tun?«
»Falsche Frage, Admiral«, sagte Lando. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wie bitte?«
»Ich langweile mich«, erklärte Lando unumwunden. »Ich mache Geschäfte, ich verdiene ein wenig Geld, ich verliere ein wenig Geld – das Spiel ist einfach nicht mehr interessant. Jemand wirft mir einen Titel hin, und ich hebe die Stücke auf, die jemand anderer fallen gelassen hat – bis mir dann plötzlich eines Tages klar wird, dass ich hinter einem Schreibtisch sitze und mich in jemanden wie Sie verwandle. Schmuggeln stellt keine Herausforderung dar, wenn man nicht gleich bis zu den Kernwelten fahren will – und für so viel Blödheit bin ich zu schlau. Und im Umkreis von zwanzig Parsek gibt es kaum etwas, das es lohnen würde, sich dafür die Finger schmutzig zu machen. Und deshalb bin ich hier.«
»Sie langweilen sich«, wiederholte Drayson.
»Genau. Finden Sie etwas Interessantes für mich zu tun, dann sage ich Ihnen, wo die Löcher in Ihren Sicherheitssperren sind.« Plötzlich blickte er bedauernd. »Ich fürchte, Sie haben da ein paar Sicherheitstypen, die Sie in die Wüste schicken müssen.«
»Verstehe«, nickte Drayson. »Gibt es irgendeinen besonderen Grund dafür, dass die Langeweile Sie ausgerechnet jetzt gepackt hat?«
»Warum fragen Sie?«
Drayson verzog die Lippen. »Mehr kann ich nicht sagen, solange Sie nicht wieder hier einsteigen.«
»Und wird mir das dann leid tun?«
»Tut es das denn nicht immer?«
General Lando Calrissian und Admiral Drayson, der Chef von Alpha Blue, standen vor einem großen Lagebildschirm und studierten das Holobild eines fremden Raumschiffes. Die fünf zylinderförmigen Rümpfe des Schiffes, die parallel zueinander wie ein Bündel Baumstämme angeordnet waren, waren von so dunkler Farbe, dass man kaum Einzelheiten erkennen konnte. Aber die Maßstabmarkierungen des Sensors am Bildrand verrieten die Größe des seltsamen Gebildes.
»Ich gebe auf«, sagte Lando schließlich. »Ich würde am liebsten sagen, dass es eine Mon Calamari-Konstruktion ist. Aber ich glaube nicht, dass die je etwas so Großes gebaut haben. Was ist das?«
»Der Teljkon-Vagabund.« Als Lando fortfuhr, ihn verständnislos anzustarren, fragte Drayson: »Kennen Sie die Legende der Second Chance?«
Lando schob fragend eine Augenbraue hoch. »Das Alderaan Arsenalschiff? Selbstverständlich. Jeder Schmuggler in jenem Sektor behauptet, er habe sie einmal gesehen. Aber das besagt natürlich nur, dass jeder Schmuggler in jenem Sektor ein ausgekochter Lügner ist.«
»Dann glauben Sie also nicht an die Legende?«
»Reine Geschichtsfälschung«, sagte Lando und schüttelte den Kopf.
»Das müssen Sie mir näher
Weitere Kostenlose Bücher