Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
erklärte Han. »Leia verhandelt jetzt seit einem Monat mit demselben Burschen, und das geht ihr langsam auf die Nerven. Und die Zwillinge – also ich weiß nicht, wie sie das anstellen, aber anscheinend spüren die einfach, wenn ihr nicht danach ist, sich mit ihnen anzulegen – die treiben’s wirklich auf die Spitze.«
»Wenn sie sich nur auf die Macht stützen würde«, sagte Luke und schüttelte den Kopf. »Die ist unerschöpflich.«
»Nun ja – sie tut es jedenfalls nicht. Aus welchem Grund auch immer. Ich denke, du solltest wirklich besser zurückkommen.«
»Nein«, sagte Luke. »Ich werde mit ihr reden. Sie muss begreifen, wie wichtig das für uns beide ist.«
»Kleiner, ich kann es dir wirklich nicht empfehlen…«
»Doch, alles wird gut sein«, sagte Luke und setzte seinen Weg zur Residenz fort.
Der Lakaiendroide teilte Luke mit, dass Leia sich in der Privatküche aufhielt. Sie saß dort auf einem Hocker an der Essbar, hielt mit beiden Händen ein Glas umfasst und sah mit Augen, die in endlose Weiten zu blicken schienen, zum Fenster hinaus.
»Wirklich großartig«, sagte sie, als er eintrat. »Ich habe gerade darüber nachgedacht, ob du mir je einen Gefallen getan hast, wenn ich dich darum gebeten hatte.«
»Ein- oder zweimal, aber rein zufällig«, sagte er locker in der Hoffnung, sie damit zum Lächeln zu bringen. »Aber irgendwie haben wir es trotzdem geschafft.«
Leia sagte darauf gar nichts, sondern nippte nur an ihrem Glas.
»Das ist sehr wichtig für uns beide, Leia. Und für deine Kinder auch«, sagte Luke. Er sah zur Tür hinüber, wo inzwischen Han aufgetaucht war und sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen lehnte. »Ich denke, wir könnten wirklich die Chance haben, unsere Mutter als echte Person zu entdecken.«
»Warum?« Ihr Gesicht wandte sich ihm zum ersten Mal zu, und er entdeckte die tiefe Müdigkeit in ihren Augen. »Du hast so oft mein Bewusstsein sondiert, dass ich gar nicht mehr weiß, wie oft das war. Und R2 und 3PO hast du monatelang die Bibliotheken auf Obra-Skai durchsuchen lassen.« Sie leerte ihr Glas und stellte es auf die Bar. »Und dann haben wir beide, du und ich, stundenlang in Jedi-Meditationszirkeln gesessen, Nacht für Nacht, und haben mit Obi-Wan und Anakin und Joda, Owen und Beru, deinen beiden Pflegeeltern, Kontakt aufzunehmen versucht, mit allen, die uns einfielen und die sie hätten kennen können. Und sie selbst haben wir auch gerufen – erinnerst du dich?«
»Freilich erinnere ich mich.«
»Und am Ende wussten wir genauso viel wie vorher. Eine Verschwörung des Schweigens hast du es genannt.«
»So kam es mir vor«, sagte Luke. »Aber ich denke, dass dieses Schweigen gerade gebrochen worden ist. Ich denke, ich weiß jetzt, weshalb wir nie eine Spur von ihr gefunden haben.«
»Du bist von der Vergangenheit regelrecht besessen«, sagte sie in scharfem Tonfall. »Ich bringe es einfach nicht fertig, mir das so nahe gehen zu lassen. Vater und Mutter sind tot, und was auch immer du tust – du kannst daran nichts ändern. Meine Kinder sind die Zukunft.«
»Woher wissen wir, dass Mutter tot ist?«, fragte Luke und ließ sich auf einen Hocker am anderen Ende der Bar sinken. »Wo ist ihr Grab? Wer hat sie sterben sehen? Du etwa?«
»Nein…«
»Woher wissen wir denn, dass sie Alderaan nicht verlassen und nicht nur dich auf Alderaan zurückgelassen hat, um sich vor Vater zu verstecken? Woher wissen wir, dass ihr das nicht gelungen ist?«
»Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort«, sagte Leia und blickte auf. »Sie ist tot, Luke. Wenn sie noch am Leben wäre, könnte nichts sie davon abhalten, hierher zu kommen, damit wir alle wieder vereint wären.«
»Sie braucht nicht älter als fünfzig zu sein«, sagte Luke. »Es könnte immer noch dazu kommen.«
»Das liegt jetzt zwölf Jahre zurück, Luke«, sagte sie. »Und wir sind nicht so schwer zu finden – ich zumindest nicht.«
»Was soll das jetzt bedeuten?«
»Ich will dir jetzt etwas sagen, was ich dir bisher verheimlicht habe, einfach deshalb, weil dich diese Geschichte so mitnimmt«, sagte Leia bedächtig. »Seit dem Ende des Krieges, seit ich mich auf Coruscant häuslich niedergelassen und die Neue Republik zu meinem Lebensinhalt gemacht habe, sind ständig hier Frauen aufgetaucht und haben behauptet, sie wären unsere lange verschollene Mutter.« Sie sah Han an. »Wie viele waren das jetzt, Schatz?«
»Mehr als zweihundert«, erklärte Han und nickte. »In letzter Zeit waren es
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