Schwarze Flotte 02 - Aufmarsch der Yevethaner
zurück. »Ein paar Schiffsbewegungen, Signalwechsel, einige Sprünge am Rande der Operationszone. Ich denke, eine Weile können wir sie einigermaßen konfus machen. Aber lange kann man sich mitten im Nichts nur schwer verstecken.«
»Bei allem Respekt, General, so wie ich es verstanden habe, erwartet man ja von uns zuallerletzt, dass wir uns hier draußen verstecken«, sagte Morano. »Und die Art von Manövern erhöht die Gefahr operativer Unfälle. Sie erinnern sich doch an die Endor und die Shooting Star?« Die zwei Allianzfregatten waren nach einem falsch abgestimmten Sprung kollidiert und mit der kompletten Besatzung in einer gewaltigen Feuerwolke verglüht. »Die sollen uns doch in unserer ganzen Schönheit zu sehen bekommen, damit sie wissen, was ihnen bevorsteht, falls sie aus ihren Verstecken kommen. Wenn sie auch nur einen Funken Verstand haben, werden sie dann begreifen, dass sie besser beraten sind, sich nicht mit uns anzulegen.«
»Es ist viel zu früh, um zu sagen, ob deren Denkweise sie für unsere Definition von ›Verstand‹ qualifiziert, Captain«, sagte A’baht. »Der Vizekönig der Duskhan-Liga hat ein paar recht markige Worte gebraucht, während wir unterwegs waren – einige davon über uns, einige über Prinzessin Leia und das alles in aller Öffentlichkeit. Sie können es sich selbst anhören – ich habe den Text auf Ihr Display weitergeleitet.«
A’baht blickte auf die strahlende Sternenpracht draußen. »Sie haben gewusst, dass wir kommen, und wollen uns nicht hier haben. Solange wir nicht wissen, wozu sie imstande sind, wird mir gar nicht wohl dabei sein, hier herumzuhängen. Wir sind auf offenem Feld, und die sind irgendwo im hohen Gras versteckt«, sagte er. »Sie wissen ja, wie Strategen sind – ganz gleich, welcher Spezies sie angehören.«
Captain Morano seufzte und sah zu seinem Taktikteam hinüber. »Das stimmt – sie lassen sich leicht in Versuchung führen und planen gern einen vernichtenden Erstschlag«, sagte er, und sein Taktikchef bestätigte die Richtigkeit seiner Aussage mit einem pflichtschuldigen Lächeln. »Wie wollen wir das also spielen?«
A’baht schnallte sich mit geübter Hand los und stand auf. »Wir sitzen hier und lassen sie schauen, weil genau das der Auftrag ist, den man uns erteilt hat. Wir verlegen die Streifenboote so weit nach vorne, wie wir das wagen, und halten sie am Rand in Bewegung. Und wir bleiben alle bemüht, sehr, sehr aufmerksam zu sein.«
Und für sich fügte A’baht hinzu: Und dann hoffen wir, dass die Diplomaten und Politiker entweder eine Lösung für diese Geschichtefinden oder dafür sorgen, dass wir die besseren Karten in die Hand bekommen – und zwar bald. »Ich bin in meinem Bereitschaftsraum und kümmere mich um den Austrittsbericht«, sagte er. »Verständigen Sie mich sofort, wenn es irgendeine Veränderung der taktischen Lage geben sollte.«
Als er allein in seinem Bereitschaftsraum war, stellte General Etahn A’baht fest, dass der Blitzbericht aus dem Flottenbüro nicht fünf, sondern sechs Anlagen hatte.
Bei der sechsten handelte es sich um einen elektronischen blinden Passagier. Sie enthielt keinen Identifizierungscode und hatte die Länge null. Aber als A’baht den Code eingab, den er widerstrebend und mühsam auf Admiral Draysons Drängen auswendig gelernt hatte, erwies sich die Anlage als eine lange Depesche von Alpha Blue.
A’baht sah die Bilder der yevethanischen Kolonieschiffe bei der Landung auf Doornik-319, der yevethanischen Steinzerstörer über Polneye, der brennenden Felder auf der Kutag-Fabrikfarm, der verbrannten Täler auf New Brigia und fragte sich, weshalb das Flottenamt ihm all das vorenthalten hatte. Der ihm zugegangene Bericht hatte alle wichtigen Informationen enthalten – dass die Yevethaner Sternzerstörer imperialer Bauart besaßen, dass mehrere Kolonien im Sternhaufen von yevethanischen Streitkräften angegriffen worden waren und so weiter – aber das ganze Geschehen war jeglicher Realität beraubt und ebenso steril, blutleer und kalkuliert wie die Angriffe selbst gewesen.
Die Yevethaner waren mit solch brutaler Grausamkeit über die hell leuchtenden Sterne von Koornacht hereingebrochen, dass die sterilen Schlachtfelder nicht ausreichend Zeugnis für das Geschehen ablegen konnten. Die Millionen von Opfern hatten jetzt nur ein Gesicht, das des einzig bekannten Überlebenden – Plat Mallar, der gesehen hatte, wie das Feuer kam, dem er jedoch mit irrwitziger Tollkühnheit entkommen
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