Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
unsterblich«, sagte Mon Mothma mit einem verständnisvollen Lächeln. »Diejenigen, die diesen Irrtum nicht überleben, erteilen uns übrigen eine grausame Lektion. Und zwanzig Jahre Krieg haben genügend grausame Lektionen für alle geliefert. Wir klammern uns jetzt an das, was wir haben – an das Leben, an die Liebe –, weil wir wissen, wie vergänglich sie sind.«
Leia stand auf und trat an die durchsichtige Scheibe, hinter der die Barbaryvögel hin- und herflogen. »Es ist derselbe Scheideweg, nicht wahr? Wie viel ist man bereit, für das zu riskieren, was man liebt – und was ist das, woran man glaubt, wert, wenn man nicht bereit ist, alles zu riskieren, um diesen Glauben zu verteidigen?« Sie schüttelte den Kopf. »Einen Teil der Antwort auf Ihre Frage habe ich wenigstens.«
»Und was für ein Teil ist das?«
»Ich weiß, was ich von den drei Dingen, die ich haben möchte, als Erstes aufgeben würde«, sagte sie. »In dem Augenblick, in dem es uns wichtiger als alles andere ist, an der Macht zu bleiben, verraten wir die Rebellion. Und genau das war es, wogegen wir uns aufgelehnt haben.«
»Am Ende war das die einzige Idee, die Palpatine noch verkörpert hat«, pflichtete Mon Mothma ihr bei.
Leia drehte sich um und sah die Frau an, die ihr Mentor war. »Aber zwischen den beiden anderen Dingen kann ich mich immer noch nicht entscheiden.«
»Doch, ich glaube, das können Sie«, sagte Mon Mothma. »Sie wissen nur nicht, wie Sie mit Ihrer Entscheidung leben sollen. Und dabei kann ich Ihnen nicht helfen. Das ist etwas, was Ihnen verloren gegangen ist, als die Klarheit Sie verlassen hat.«
»Und wann ist das geschehen?«, fragte Leia, verließ das Fenster und setzte sich auf einen Hocker zu Mon Mothmas Füßen. »Ich habe nicht bemerkt, wann das geschah – Sie etwa? Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich mich mit Entscheidungen quälen müssen oder damit, die Konsequenzen meiner Entscheidungen zu akzeptieren. Es war so eigenartig, mich von innen heraus selbst zu beobachten und mich zu fragen, weshalb diese Frau eigentlich für mich spricht.«
»Die Klarheit kam aus Ihrer Überzeugung, dass unsere Sache gerecht war und unsere Ziele den Aufwand lohnten«, sagte Mon Mothma. »Aber an einem Ort wie dem Senat, in einer Stadt wie Imperial City, gibt es keine solche Gewissheit. Die tausendundein Kompromisse, von denen die Demokratie lebt, zehren diese Sicherheit auf. Erhabene Ziele müssen dem Prozess der Konsensbildung geopfert werden. Die Verantwortung wird so diffus, dass sie schließlich verschwindet, und Übereinstimmung so selten, dass es einen verblüfft, wenn es einmal zu ihr kommt.«
»Ich hätte sagen können, dass ich das verstehe – dass mich nichts von dem überrascht.«
»Es verstehen und jeden Tag damit umgehen sind zwei völlig unterschiedliche Probleme«, wandte Mon Mothma ein. »Sie haben immer gerade Linien auf Ihrer Karte gezeichnet, Leia, und in der Beziehung waren Sie schlecht auf die geheimnisvolle Kartographie des Senats vorbereitet.« Sie lächelte sanft und liebevoll. »Sie können gerne mir die Schuld dafür geben – unter vier Augen oder in der Öffentlichkeit.«
Leia schüttelte den Kopf. »So brauchen Sie nicht zu reden. Sie haben nichts getan, wofür Sie sich entschuldigen müssten.« Sie stand auf und sah zur Tür. »Ich muss jetzt gehen. Ich will die Kinder nicht zu lange allein lassen.«
Mon Mothma erhob sich ebenfalls. »Ihr Vater hat mir einmal etwas gesagt, vor langer Zeit, als ich neu auf Coruscant war und mir dort alles ein großes Rätsel war. Für mich war es wertvoll – vielleicht können Sie auch etwas damit anfangen. Er hat gesagt, ›erwarte nicht, Applaus zu bekommen, wenn du das Richtige tust, und erwarte nicht, dass man dir verzeiht, wenn du einen Fehler machst. Aber selbst deine Feinde werden Respekt für dein Engagement haben – und ein gutes Gewissen ist mehr wert als tausend mit Makeln behaftete Siege‹.«
Als sie zu Ende gesprochen hatte, waren Leias Augen feucht geworden. »Das klingt tatsächlich nach Bau.«
Mon Mothma nahm die jüngere Frau in die Arme und hielt sie eine Minute lang fest. »Ziehen Sie einen geraden Strich, Leia«, flüsterte sie ihr zu, als sie schließlich die Arme von ihr löste. »Sie werden sehen, wo er hinführt.«
Bis der Senat sich in die Generalversammlung der Neuen Republik verwandeln würde, um den Antrag auf Amtsenthebung gegen Leia zu erörtern, war noch eine Stunde Zeit und die Sitzung selbst versprach bei
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