Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
gelegentlich mit glasigem Blick ins Leere starrte. Aber von allen Gefangenen in dem großen Laderaum war Enara die Einzige, die über ihre eigenen Ängste hinausging und sich mit ihm angefreundet hatte. Als man ihn eingeliefert hatte, war sie die Erste gewesen, die mit ihm gesprochen hatte, und auch die Einzige, die sich um ihn gekümmert hatte, als er nach den schrecklichen Misshandlungen durch Nil Spaar wieder aufgewacht war.
Aber die spärliche Aussicht auf Rettung reichte nicht aus, um Han wach zu halten. Die Schmerzen, die er litt, erschöpften ihn schnell und wenn er bei Bewusstsein war, taten seine zahlreichen Prellungen und Platzwunden höllisch weh. Nur der Schlaf bot ihm Linderung.
»Die Kämpfe rücken jetzt näher«, sagte Enara während eines der wachen Momente Hans. »Wenn Sie gehen müssen…«
»Wenn sich diese Tore öffnen, dann schaffe ich es bis dorthin. Aber ich höre immer noch nichts.«
»Bald«, versprach sie.
Er sah, dass ihr Gesicht bleich war, und spürte, wie ihre Hände zitterten. Ihre kühle Haut, die er gewöhnlich als Labsal empfunden hatte, war jetzt fiebrig heiß. »Enara – was ist denn?«
»Ich kann sie nicht auseinander halten. So viele sterben, ihr Weg ist so hart, so viel Chaos«, flüsterte Enara.
»Sind Sie eine Art Empath?«
»Es ist nicht schwer, den Tod zu fühlen«, sagte sie. »Sie kommen. Sie sind beinahe hier.«
In dem Augenblick begann Han wirklich daran zu glauben, dass an Bord des Sternenschiffes tatsächlich etwas im Gange war. Er stemmte sich mühsam in die Höhe, bis er saß – im gleichen Augenblick, in dem Enara wimmernd, die Handflächen an die Stirn gepresst, nach vorn sackte.
Augenblicke später brach vor den Türen ein Höllenlärm aus – Schreie, Blasterfeuer und ein scharrendes entnervendes Geräusch, das Han irgendwie vertraut erschien, – das er aber in seinem von Schmerzen zermarterten Bewusstsein nicht identifizieren konnte. Dann flog eine kleine lukenartige Türöffnung in dem großen Ladetor auf und die mächtige Gestalt eines Wookies füllte die Öffnung.
»Chewie!«
Mit einem herzzerreißenden Jammern rannte Chewbacca auf Han zu und nahm ihn in die Arme. Dann warf er den Kopf in den Nacken, brüllte sein Entzücken hinaus und drehte Han im Kreis herum – ein wahrer Freudentanz.
»Au – nicht so fest. Wo warst du solange?«, antwortete Han vergnügt. »Wo ist mein Schiff?«
Dann stieß er einen Schmerzensschrei aus, als Chewbacca ihm bei dem Versuch, sein Kommlink zu erreichen, unsanft anstieß. Nachdem er etwas in das Gerät gebellt hatte, schwang sich der Wookie Han über die Schulter und trat den Rückweg zu der Luke an, wobei ihm ein weiterer Riese den Rücken deckte.
»Warte – warte – die anderen – warte, Chewbacca, die anderen – wir müssen sie auch mitnehmen – Enara, Taratan, Noloth – halt, du dickschädeliges Pelzknäuel«, schrie Han. »Lass mich runter, ich bin noch nicht tot. Enara!«
Als Chewbacca widerstrebend gehorchte, sah Han, dass Enara immer noch in fast unveränderter Haltung auf dem Boden saß, nur dass sie sich jetzt nicht mehr krümmte. »Kommen Sie«, rief er ihr zu. »Für Sie ist auch Platz, nicht wahr, Chewie? Wie viele können wir mitnehmen…«
Er verstummte, als ihm ein Blick in die Runde zeigte, dass keiner der anderen Gefangenen auf das Eindringen der beiden Wookies reagiert hatte – sie saßen und lagen einfach herum, schliefen, redeten oder tranken aus den Tropfrohren.
»Was geht hier vor?«, fragte er und ging unsicher zwei Schritte auf Enara zu. »Kommen Sie – unsere Reservierung hier ist abgelaufen.«
»Ich kann nicht gehen«, sagte Enara. »Gehen Sie bitte – ich bin an der Grenze.«
»Ich verstehe nicht.«
Enara schüttelte heftig den Kopf. In dem Augenblick verschwand der Rest der Gefangenen, nur Enara, Han und Chewbacca blieben übrig. Chewbacca winselte unglücklich und die Hand, die den Blaster hielt, packte fester zu. »Jetzt sind sie drinnen«, sagte sie, »und sehen wie ich.«
»Wo sind die anderen?«
»Sie waren nie hier«, sagte sie. »Sie sind in dem Transferlager entkommen und die Star Morning hat sie aufgenommen. Sie sind jetzt anderswo, in Sicherheit. Sie können gehen.«
Wieder winselte Chewbacca und zerrte an Hans Schulter.
»Das war – die waren eine Illusion?«, fragte Han und ignorierte dabei Chewbaccas Drängen. »Sie haben ihre Flucht getarnt? Aber egal, das ist jetzt nicht wichtig – Sie können jetzt hier auch weggehen. Hier ist jetzt niemand
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