Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
wusste, scheint keiner zu wissen. Ich kann mich weder an meinen Vater noch an meine Mutter oder meine Schwester erinnern. Ich weiß nichts von meinem Leben vor Tatooine.«
Akanah nickte verständnisvoll. »Hast du dir je überlegt, ob man diese Erinnerungen vielleicht blockiert hat?«
»Blockiert? Warum?«
»Um dich zu schützen. Oder um Leia und Nashira zu schützen. Kleine Kinder wissen nicht, wann sie zu viel sagen oder die falsche Frage stellen.«
Luke schüttelte den Kopf. »Ich habe Leia nach schlummernden Erinnerungen an unsere Mutter tiefensondiert. Wenn da eine Blockade gewesen wäre, hätte ich sie sicherlich erkannt.«
»Es sei denn, deine eigene Blockade hätte dich daran gehindert«, meinte sie. »Möglicherweise ist der Gedächtnisblock von jemandem eingesetzt worden, der damit gerechnet hat, dass du die Talente der Jedi haben würdest.«
»Ben könnte das erkannt haben«, sagte Luke unsicher. »Oder Yoda.«
»Wenn du willst, könnte ich…«
»Aber wie könnten solche Erinnerungen jetzt noch eine Gefahr für mich darstellen?«, fragte Luke und zertrampelte damit ihr Angebot, ehe sie es aussprechen konnte. »Nein, ich denke, es gibt eine einfachere Erklärung. Ich denke, wir waren einfach zu jung. Das, woran Leia sich erinnert, stimmt vielleicht nicht einmal. Vielleicht sind das Dinge, die sie erfunden hat, um jenen leeren Raum zu füllen, von dem du gesprochen hast, und vor so langer Zeit, dass sie sich überhaupt nicht mehr daran erinnert. Eine eingebildete Erinnerung ist manchmal genauso lebhaft wie eine echte.«
»Und der Trost, den sie einem spendet, ist gewöhnlich groß«, sagte Akanah. »Luke, wann hast du denn gemerkt, dass es leere Stellen gibt?«
»Das weiß ich nicht. Jedenfalls viel später als Leia. Kinder sagen manchmal etwas – und begreifen dann mit der Zeit, dass die eigene Familie anders ist.« Luke runzelte die Stirn, seine Augen schienen irgendwo ins Leere zu blicken. »Mein Onkel und meine Tante haben fast nichts über meinen Vater und noch weniger über meine Mutter gesagt.«
»Vielleicht geschah das auch zu deinem Schutz.«
»Vielleicht«, räumte Luke ein. »Aber ich habe immer gespürt, dass mein Onkel meine Eltern nicht mochte und dass es ihm auch nicht recht war, dass man ihm die Pflicht übertragen hatte, mich großzuziehen. Bei meiner Tante war das anders – ich glaube, sie hat sich immer Kinder gewünscht. Ich weiß nicht, weshalb sie selbst keine hatten.«
»Das klingt so, als hätte sie nur dann bekommen, was sie wollte, wenn dein Onkel das auch wollte.«
»Ja, ich denke, das wird wohl stimmen«, meinte Luke nach kurzem Nachdenken. »Aber sie hat sich vor mir nie darüber beklagt oder sich anmerken lassen, dass es eine Auseinandersetzung gegeben und sie dabei den Kürzeren gezogen hatte.«
»Aufopferung«, sagte Akanah. »Zum Wohl der Familie, um Frieden im Haus zu haben…«
»Owen war ein harter Mann«, sagte Luke. »Er hat hart gearbeitet, er war unzugänglich und schwer von etwas abzubringen, was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte. Wenn ich versuche, ihn mir vorzustellen, dann macht er immer den Eindruck, als würde er sich über irgendetwas ärgern.«
»Die Art Mensch kenne ich nur zu gut«, sagte Akanah. »Deine Tante hatte wahrscheinlich Angst davor, sie könnte ihn ärgern.«
»Gelegentlich hat sie für mich Partei ergriffen. Aber die meiste Zeit war sie bemüht, Zusammenstöße zwischen uns beiden zu verhindern – ganz besonders die letzten paar Jahre.«
»War sie glücklich?«
»Ich habe das immer so empfunden.«
»Aber…«
»Ich glaube, sie hätte ein besseres Leben verdient – und einen schöneren Tod.« Luke schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schwer, meinem Vater zu vergeben, was er ihnen angetan hat – ich muss sogar sagen, mehr als fast alles andere.«
»Schwerer zu vergeben oder schwerer zu verstehen?«
»Ich wünschte, es wäre schwerer zu verstehen«, antwortete Luke mit einem müden Lächeln. »Aber ich weiß, wie groß die Versuchung ist, jemanden einfach nach seinem eigenen Willen zurechtzubiegen oder ihn einfach zu zerbrechen und beiseite zu stoßen. All die kleinen und großen Wünsche, die wir mit uns herumtragen – ich habe die Macht, mir die meinen zu erfüllen. Und deshalb habe ich gelernt, sehr vorsichtig zu sein, ehe ich irgendwelche Wünsche in mir aufkommen lasse.«
»Wie machst du das?«
»Ich halte mir das Beispiel Yodas vor Augen. Er hat ein sehr einfaches Leben geführt und selbst nur wenig vom
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