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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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einer Schublade, in der ich eine Schere entdeckte.
    Victoria war noch nicht dazu gekommen, die Waschmaschinen einzuschalten. Als ich die Kleidung in einer davon durchwühlte, fand ich ein paar Sachen, die nicht anrüchig, dafür aber geeignet waren, zu Fesseln zurechtgeschnitten und - gerissen zu werden.
    Rasch ging ich an die Arbeit, damit Victoria nicht verfrüht zu Bewusstsein kam und mich auf äußerst unangenehme Weise beschimpfte. Zuerst band ich ihr vor dem Körper die Handgelenke zusammen, dann fesselte ich sie an den Knöcheln. Die beiden Fesseln verband ich mit einem besonders langen Stoffstreifen, um das Elfchen am Aufstehen zu hindern.
    Nachdem ich die Tür geöffnet und in den Flur gespäht hatte, nahm ich die junge Dame auf die Arme und eilte mit ihr in den Heizungsraum nebenan. Sie war schlank, wog jedoch erheblich mehr als eine Fee. Elfe sowieso.
    Ich legte sie in einer Ecke ab, wo sie von der Tür aus nicht gesehen werden konnte, weil dazwischen ein Heizkessel stand, so groß wie die Booster eines Space Shuttles. Während ich den Raum verließ, fing sie zu murmeln an, als hätte sie gerade einen schlimmen Traum.
    In die Waschküche zurückgekehrt, räumte ich die Schere auf. Griff mir ein paar Stoffstreifen, die ich noch brauchte. Warf die verschandelten Kleidungsstücke in den Mülleimer. Nahm den Kissenbezug mit der Metallsäge mit.
    Als ich wieder bei Victoria Mors war, stöhnte sie, war aber noch nicht ganz bei Bewusstsein. Ich lehnte sie mit dem Rücken an die Wand, wodurch sie nun in etwa so dasaß wie die vierunddreißig Frauen im Keller des Mausoleums. Allerdings war sie noch bekleidet, nicht gefoltert worden, am Leben und weiterhin voll Bewunderung für Noah Wolflaw.
    Mit einer gelben Schärpe, die von einer Baumwollhose aus der Wäsche stammte, knüpfte ich ihr eine Schlinge um den Hals. Das freie Ende des Stoffstreifens befestigte ich an einem dünnen Wasserrohr, das aus der Wand kam und zum Heizkessel führte. Das Rohr war fest verankert, und selbst als ich mit aller Kraft daran rüttelte, gab es kaum Geräusche von sich. Niemand im Flur hätte etwas gehört. Nun war Victoria nicht mehr in der Lage, über den Boden zur Tür zu robben, nachdem ich sie verlassen hatte.
    Als ich mich neben sie kniete, flatterten ihre Augenlider. Sie öffnete die Augen und schien mich einen Moment lang nicht zu erkennen. Dann hatte sie mich doch erkannt, denn sie spuckte mir ins Gesicht.
    »Nett«, sagte ich und wischte mir die Spucke mit dem Fetzen eines T-Shirts ab, das ich zerschnitten hatte.
    Zu spucken verursachte Victoria offenbar gewisse Schmerzen, denn sie zuckte zusammen und bewegte den Kiefer, um festzustellen, welchen Schaden mein erster Schlag angerichtet hatte.
    »Tut mir leid, dass ich dich schlagen musste«, sagte ich in betont vertraulichem Ton.
    Trotz ihrer Schmerzen spuckte sie mir erneut ins Gesicht.
    Nachdem ich mir auch die zweite Portion Spucke abgewischt hatte, fragte ich: »Weißt du über die toten Frauen im Mausoleum Bescheid?«
    Sie riet mir, eine sexuell-erotische Erfahrung mit mir selbst zu machen.
    »Offensichtlich weißt du tatsächlich Bescheid.«
    Nun schlug sie mir vor, Unzucht mit einer nahen Verwandten zu treiben.
    Angesichts der neuen Lage nahmen ihre blassblauen Augen das Blauviolett hochgiftiger Tollkirschenblüten an. Sie waren immer noch groß und klar, doch für die Augen eines schüchternen, reizenden kleinen Mädchens konnte man sie nicht mehr halten.
    »Was ist dieser Ort, was ist der Zweck dieser ganzen seltsamen Maschinerie?«
    Nun brachte sie sich selbst ins Spiel und empfahl mir, mich dem Ausgang ihres Verdauungstrakts zu widmen.
    Ich zog die Pistole aus dem Gürtelholster und richtete sie auf ihr Gesicht. »Wer ist der Mann, der in die Waschküche gekommen ist?«
    Statt sich einschüchtern zu lassen, beäugte sie mich weiterhin mit ihrem giftigen Blick und wies mich unmissverständlich an, ich solle die Pistole in einen Teil meiner Anatomie schieben, der eigentlich nicht als Holster gedacht war.
    »Unterschätz mich nicht«, sagte ich warnend. »Ich bin gefährlicher, als ich aussehe.«
    Nachdem sie mir mitgeteilt hatte, meine Visage erinnere sie an einen Affenhintern, sagte sie: »Du kommst nie lebend aus Roseland raus.«
    »Vielleicht trifft das auf uns beide zu.« Ich presste ihr die Mündung der Beretta an die Stirn. »Ich habe schon eine ganze Reihe Menschen getötet, und ich erwarte, hier ein paar mehr töten zu müssen.«
    »Ich habe keine Angst vor

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