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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Tollkirschenaugen giftige Pfeile auf mich ab.
    Ich ging durch den Raum, knipste das Licht aus, zog die Tür einen Spaltbreit auf, sah, dass die Luft rein war, und trat auf den Flur.
    Am liebsten wäre ich Harry Potter gewesen mit seinem Tarnumhang und den anderen fabelhaften Utensilien, die ein junger Zauberer zur Verfügung hatte. Immerhin hatte ich jedoch eine großkalibrige Pistole, massenhaft Ersatzmunition und eine qualitativ hochwertige Metallsäge, womit ich besser bewaffnet war als bei früheren gefährlichen Gelegenheiten. Und wenn man sich einfach nur einen Tarnumhang umlegen musste, machte es bestimmt nicht viel Spaß, sich in die Höhle des Drachen zu schleichen, weder einem selbst noch dem Drachen.
    Nachdem ich die Tür des Heizungsraums geschlossen hatte, blieb ich einen Moment davor stehen und lauschte. Zweifellos kreischte Victoria in den Knebel, und selbst auf die Gefahr hin, sich zu strangulieren, versuchte sie wahrscheinlich auch, das Wasserrohr zum Klappern zu bringen. Es war jedoch kein Laut zu hören.
    Zum letzten Mal betrat ich die Waschküche, um mir am Waschbecken mit Flüssigseife und heißem Wasser das Gesicht zu reinigen.
    Die richtig böse Frau, die ich nicht vor dem Puma gewarnt habe, hat mir einmal einen Mundvoll Rotwein ins Gesicht gespuckt.
    Frauen finden mich nicht so attraktiv wie, sagen wir mal, diesen Sänger namens Justin Bieber. Ich tröste mich aber mit der Tatsache, dass Justin Bieber nicht wüsste, wie man sich aus einer Gefrierkammer befreit, in der man von ein paar Muskelprotzen mit runden Filzhüten angekettet wurde. Singend käme er da nicht raus und würde unweigerlich zu einem Bieberzäpfchen.
    In der Hoffnung, dass der große, hagere Mann wieder auftauchte, um mir zu erklären, wer er war und welchen Hauptschalter ich umlegen sollte, spähte ich hinter die anderen Türen, die vom Flur abgingen. Ich fand nichts Interessantes, bis ich zu der Tür am Ende kam.

29
    Als ich durch die Tür am Ende des Flurs trat, schien ich in einem anderen Gebäude zu sein als in Noah Wolflaws elegantem Herrenhaus. Die Decke des großen, rechteckigen Raums war mit Gipskartonplatten verkleidet, die Wände hatte man mit Brettern verschalt. Alles war weiß gestrichen. An der Wand gegenüber sah ich vier paarweise angeordnete Fenster mit heruntergezogenen Rollos, die an altmodischen Stangen hingen.
    In einer Ecke stand ein Holzschrank mit eingebautem Waschbecken, an dem seitlich eine gusseiserne Handpumpe angebracht war, wie sie bei Brunnen verwendet wird.
    Vor jedem der Fensterpaare war ein großer Eichentisch aufgestellt, und auf beiden Tischen stand eine Arbeitslampe mit grünem Glasschirm. Davor standen ganz aus Eichenholz gefertigte Bürostühle mit Hartgummirollen. Sie waren in gutem Zustand, sahen aber aus, als wären sie hundert Jahre alt.
    Auf jedem Tisch stand außerdem ein antikes, mattschwarz lackiertes Telefon aus Messing. Das Mundstück war oben auf dem Ständer angebracht, der Hörer hing daneben, die Wählscheibe befand sich auf dem Sockel.
    An den kürzeren Wänden waren Aktenschränke aus Eichenholz aufgereiht, dazu eine Kommode mit breiten, niedrigen Schubladen, die aussah wie ein Kartenschrank. In der Mitte des Raums standen zwei Zeichentische mit Eichenhockern, rechts davon sah ich einen großen Eichentisch, der so hoch war, dass man stehend daran arbeiten musste.
    Auf dem hohen Tisch lag ein dicker, links gebundener Foliant mit Blaupausen. Der Deckel war mit einer Federzeichnung des Haupthauses geschmückt, wie es sich von Westen her darbot. Unter die meisterhafte Zeichnung hatte man in eleganten Lettern den Namen ROSELAND geschrieben, und unten links standen die Worte RESIDENZ CONSTANTINE CLOYCE .
    Das Ganze sah nach dem Raum aus, in dem der Bauleiter und vielleicht auch ein Architekt zu der Zeit gearbeitet hatten, als Roseland erbaut worden war. Offenbar hatte man ihn als Erstes fertig gestellt; sein perfekter Zustand wies darauf hin, dass Constantine Cloyce, der Pressezar und Stummfilmmogul, ein Anwesen von historischer Bedeutung hatte erschaffen wollen.
    Das Einzige, was dieser Raum mit dem übrigen Haus gemein hatte, war der Betonboden, in den die üblichen Kupferstäbe mit der lang gestreckten Acht eingelassen waren. Wie überall war er so staubfrei und alterslos wie ein hermetisch abgeschlossener Schaukasten im Museum.
    Während ich einen Rundgang machte, fielen mir die von Rollos verhüllten Fenster ins Auge, und mir wurde klar, dass die hier im Keller nicht

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