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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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zurückzukehren.
    Dann steckte ich hier in einer Welt fest, in der es kein Penizillin gab, keine Polioimpfung, keine Teflonpfannen, keine Romane von John D. MacDonald, keine Musik von Paul Simon, Connie Dover und Israel Kamakawiwo’ole, keine bequemen Sportschuhe, keine Klettverschlüsse.
    Demgegenüber hätte es hier kein Reality- TV beziehungsweise gar kein Fernsehen gegeben, keine Atomwaffen, keine Verkehrsstaus, kein Handygequassel im Kino, kein Tofuschnitzel.
    Letztendlich wäre wahrscheinlich ebenso viel gewonnen wie verloren gewesen – nur dass die Freunde, die ich mir erworben hatte, so weit in der Vergangenheit nicht existiert hätten.
    Ich hastete hinein und zog die Tür zu einer Zeit zu, in der ich und meine Eltern noch nicht geboren waren.
    Ohne zu zögern ging ich zur anderen Tür und riss sie auf. Dahinter erwartete mich der Kellerflur, doch als ich mich zu den Fenstern umdrehte, sah ich die Landschaft, wie sie früher gewesen war.
    Die Hütte mit dem Baubüro war oberirdisch, der Keller unterirdisch. Das eine existierte in der Vergangenheit, das andere jetzt. Dennoch waren die beiden Elemente räumlich und zeitlich miteinander verbunden. Wie die Luftschleuse eines Raumschiffs als Übergang zwischen der Atmosphäre im Innern und dem Vakuum des Weltraums diente, so verband das Büro, in dem ich stand, einen etwa neunzig Jahre zurückliegenden Moment mit der Gegenwart.
    Ich schloss die Tür zum Flur, kehrte zu einem der Schreibtische zurück und setzte mich auf den antiken Bürostuhl, um meine Nerven zu beruhigen und nachzudenken.
    So, wie Sherlock Holmes seine Lösung mithilfe seiner Pfeife und seiner Violine findet, kann ich im Allgemeinen besser über ein kompliziertes Problem nachgrübeln, wenn ich etwas brate. Leider fehlten mir dazu Pfanne, Wender und Bratgut.
    Nach einer Weile durchsuchte ich die Schreibtischschubladen, erfuhr jedoch nur, dass die Person, die hier gearbeitet hatte, besessen von Ordnung und Reinlichkeit gewesen war. Die Schubladen des anderen Schreibtischs ließen dasselbe erkennen.
    Als ich aufstand, um mich wieder dem Tisch mit den Blaupausen zu widmen, sah ich auf dem Einband etwas, das mir vorher nicht aufgefallen war: das eingeprägte Siegel des Architekten, dessen Namen – James Lee Brock – und seine Anschrift in Los Angeles. Darunter standen zwei Wörter und ein weiterer Name: MECHANISCHE SYSTEME : NIKOLA TESLA .
    Über Nikola Tesla wusste ich nur, dass er ein genialer Erfinder gewesen war und an der Wende vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert fast so viel für die Elektrifizierung der Zivilisation und die damit verbundene industrielle Revolution getan hatte wie Thomas Alva Edison.
    An meinem ersten Tag in Roseland hatte Henry Lolam mir am Pförtnerhaus erzählt, dass Constantine Cloyce sich sowohl für die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse als auch für paranormale Phänomene interessiert hatte. Zu seinen Freunden hatte Madame Helena Petrovna Blavatsky, das berühmte Medium, ebenso gehört wie der nicht minder berühmte Physiker und Erfinder Tesla.
    Den Namen von Madame Blavatsky auf dem Einband der Blaupausen zu finden, wäre merkwürdig gewesen, und der war tatsächlich nicht da. Was in Roseland vor sich ging, hatte offenbar nichts mit dem Übernatürlichen zu tun, sondern war ausschließlich wissenschaftlicher Natur. Es handelte sich zwar um eine äußerst merkwürdige Wissenschaft, aber dennoch.
    In den breiten, niedrigen Schubladen des Kartenschranks entdeckte ich viele Pläne von mechanischen Systemen, alle von Nikola Tesla unterzeichnet. Darunter befanden sich mit exakten Konstruktionsangaben versehene Pläne der Apparatur, die ich in den beiden Kellern des Mausoleums gesehen hatte. Da waren die großen Kugeln, die glockenförmigen Maschinen mit ihren Schwungrädern, das komplexe Arrangement aus Zahnrädern und vieles mehr.
    Ich war ziemlich sicher, dass ich nun die Identität des großen, hageren Mannes mit Schnurrbart kannte, der dreimal zu mir gesprochen hatte. Es war Mr. Nikola Tesla. Da er schon vor Jahrzehnten gestorben war, aber keinem der Geister ähnelte, auf die ich bislang getroffen war, wusste ich zwar, wer er war, aber nicht, was er war …
    Space Oddity , so könnte man sagen.

30
    Weder aus den Zeichnungen noch aus den Angaben darauf konnte ich erkennen, welchem Zweck diese exotische Maschinerie diente. Auf der Highschool war ich in der Baseballmannschaft gewesen, nicht im Physik- AK .
    Plötzlich ergriff mich wieder das Gefühl, dass

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