Schwarze Heimkehr
einzelne Wort stimmte.«
Croaker schüttelte verständnislos den Kopf. »Was wissen sie schon von Liebe? Sie töten jeden, den sie berühren.«
»Nicht jeden.« Antonio spitzte die Lippen. »Aber es ist wahr, daß die Menschen, die in meiner Umlaufbahn landen, am Ende schwach werden. Sie sind Sünder. Das ist nur menschlich.«
»Und Ihrer Meinung nach müssen Sünden bestraft werden.« Croaker bewegte sich. Er konnte keine Position finden, in der sein Körper nicht schmerzte. »Warum? Sie sind nicht Gott und haben in solchen Angelegenheiten nicht zu entscheiden.«
»In Asunción war ich ein Gott. Todkranke Menschen ohne jede Hoffnung kamen zu mir. Sie gaben mir alles, was sie hatten, und ich habe sie geheilt.«
Das Geheimwissen, das Bennies Großvater an die Bonita-Zwillinge weitergegeben hatte. Die magnetisierende Kraft des Blickes, der einen wehrlos machte.
»Dieser Typ, der mich umlegen wollte. Was haben sie mit ihm gemacht?« fragte Croaker.
Antonio grinste und zeigte ihm seine linke Hand, in der ein dunkelgrüner Stein aufblitzte.
»Die Dunklen Steine wissen es«, sagte Croaker. »Das haben sie im Laderaum des Kleinlasters gesagt.
Hetá I
.«
Antonios Grinsen erlosch. »Wer hat Ihnen das verraten?« Auch der Stein verschwand. »Was immer sie über
Hetá I
zu wissen glauben, vergessen sie es. Das ist ein vernünftiger Ratschlag, den ich Ihnen als Freund gebe.«
»Wir sind keine Freunde, Antonio.«
Antonio erhob sich schweigend und majestätisch wie ein Kranich aus dem Schilf.
Escuchame, Seňor
. Hören sie mir zu. In diesem Leben gibt es keine Freunde.«
»Woher wußten Sie, daß ich hier bin, Antonio?« rief Croaker ihm nach, während Bonita in der Dunkelheit verschwand. »Woher wußten Sie, daß ich in Sonias Haus war?« Er erhielt keine Antwort.
Er richtete sich auf, stand auf seinen verkrampften Beinen da und hob die Stimme. »Ich werde sie zur Strecke bringen, Antonio. Für das, was sie Sonia und Vonda angetan haben.«
Das sanfte Murmeln der in der Ferne vorbeifahrenden Autos, das regelmäßige Blinken der gelben Warnleuchten am Fuß der Brücke, das leise Plätschern des trägen Flusses weit unten - eine inzwischen vertraute Atmosphäre.
Aus der Dunkelheit ertönte Antonios Stimme: »Auch sie sind in meiner Umlaufbahn gelandet, Seňor. Aber bis jetzt sind sie eine Ausnahme. Sie haben noch nicht gesündigt.«
Eine Möwe kreischte, und das verlorene Geräusch klang nicht weniger explosiv als ein Pistolenknall. Croaker rüttelte sich wach und kehrte in die Realität zurück, was nicht so einfach war. Antonio Bonitas Zauber war mächtig.
Er ging zu der Stelle in der Dunkelheit, wo der unbekannte Killer lag. Er war jung, nicht älter als dreißig, kräftig, wog bestimmt über zweihundert Pfund. Er trug leichte und praktische schwarze Baumwolllkleidung. Die Art von Kleidung, die man nachts an hatte, wenn man mit den dunklen Hintergründen verschmelzen wollte. Der untere Teil seines Gesichtes war blutüberströmt. Seine Wangen und die Stirn waren rußverschrniert, so daß sein Gesicht selbst im schwachen Licht nicht aufgefallen wäre.
In diesem Augenblick öffnete der Mann seine grauen Augen, und Croaker war durch den Schock wie gelähmt.
Die linke Hand des Mannes ballte sich zu einer Art Faust, und die Knöchel, von Hornhaut und Narben häßlich entstellt, schossen in einem präzisen Winkel nach oben. Croaker, der viele Prügeleien erlebt hatte, erkannte die einleitenden Bewegungen, die für Karate charakteristisch sind. Die Faust krachte in seine Rippen, und er grunzte vor Schmerz. Dann traf der Mann Croaker mit dem Knie und setzte nach. Es war ihm ernst.
In einem Kampf besaß ein erfahrener Angreifer nur zwei Möglichkeiten: Er mußte sein Opfer lähmen, oder er mußte es töten. Es war eindeutig, daß dieser Mann Croaker umbringen wollte. Er versuchte, ihn gegen die Kehle zu treffen.
Croaker rollte zur Seite, und der Schlag traf ihn am Schlüsselbein, war immer noch kräftig genug, um ihm für einen Moment den Atem zu rauben. Der Mann trat Croaker brutal gegen das Schienbein und holte dann zum tödlichen Schlag aus. Croaker keuchte vor Schmerz und nutzte seine letzte Chance. Er krallte seine künstlichen Finger um die Kehle des Mannes und drückte mit dem Daumen zu. Der Knorpel des Kehlkopfes zerbrach, und der Mann war innerhalb von Sekunden tot.
Einen Menschen zu töten war nie einfach, und selbst wenn man keine andere Wahl hatte, machte einen die Tat seelisch krank, auch wenn manche das
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