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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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gelangen, der in den Atlantischen Ozean mündete.
    Croaker kletterte zu Bennie hinüber. »Irgendwas wartet da draußen auf uns«, sagte er über das schwere Dröhnen der Dieselmotoren hinweg. »Hast du dich nicht so ausgedrückt, Bennie?«
    Bennie nickte. »Ungefähr.« Hinter dem Boot wurde das Wasser zu weißem Schaum aufgewühlt. »Weißt du, Lewis, es gibt in bestimmten Lebenssituationen so eine Art - wie soll ich's sagen - Unvermeidbarkeit. Sieh mich an und die Arbeit, die ich mache. Ich habe Feinde und bin mir darüber im klaren. Okay, das bringt das Geschäft mit sich, aber es gibt Feinde und Feinde.«
    Croaker konnte beinahe riechen, daß hier etwas an die Oberfläche kam wie die Eingeweide der Fische im Intracoastal. Der Geruch war scharf und ätzend wie Ammoniak und beschleunigte seinen Puls.
    »Mein Wort in Gottes Ohr, sagte Bennie, »ich habe mir solche Feinde gemacht. Um Klartext zu reden, da gibt es zum Beispiel diese beiden Brüder, Antonio und Heitor, die Bonitas. Und, Mist, diese Typen sind nicht nur Brüder, sondern eineiige Zwillinge. Was ich sagen will, Lewis, ist, daß diese
cabrones
ekelhafte Hurensöhne sind.« Bennie zeichnete mit der Hand komplizierte Muster in die Luft. »Es ist, als ob Wie soll ich mich ausdrücken? Es ist, als wären diese beiden Bastarde aus dem Leib ihrer Mutter herausgekrochen und hätten sofort einen Haß auf die ganze Welt gehabt. Verstehst du, was ich meine? Sie sind heimtückisch wie Scheiße, und - was schlimmer ist - es macht ihnen auch noch Spaß.«
    Croaker blickte ihn an. »Und was haben diese Bonita-Zwillinge mit Sonias Tod zu tun?«
    In Bennie war eine subtile Veränderung vor sich gegangen, und Croaker bemühte sich herauszufinden, worum es sich handelte. »Jede Menge«, sagte Bennie. »Sie haben sie kaltgemacht. Ich weiß es ….« Er pochte sich mit der Hand aufs Herz. »Ich fühle es hier.«
    »Das ist eine ziemlich gewagte Annahme.« Doch Croaker zweifelte nicht an Bennies Worten. Ganz im Gegenteil. Er hatte den Verdacht, daß sich ihm eine weitere Facette des geheimnisvollen Bennie Milagros offenbarte. »Worauf stützt du dich? Wenn man vorn reinen Instinkt einmal absieht, meine ich.«
    »Du sprichst wie ein echter Cop.« Bennie biß so hartnäckig auf seiner Zigarre herum, daß er sie langsam zerkaute. »Mein Wort in Gottes Ohr, aber was die Bonitas betrifft, habe ich weit mehr als nur einen bloßen Verdacht.« Bennie manövrierte das Boot in die Biscayne Bay hinaus. Die Lichter der Häuser auf beiden Seiten ließen den Himmel in einem sanften Magentarot erglühen. Das Wasser um sie herum war dunkel und glitzerte durch die von Menschen verursachten Ölschlieren geheimnisvoll. »Und deshalb dürfen die Bullen keinen Wind von der Sache kriegen. Es waren Antonio und Heitor. Sie haben Sonia kaltgemacht‚ und das Ganze sollte eine Art Warnung für mich sein.«
    »Weshalb bist du dir da so sicher?«
    Bennie blickte auf die Spitze des Steuerbord-Positionslichtes, und für einen kurzen Moment spiegelte es sich kupferfarben in der Tiefe seiner Augen wider. »Es war nicht das erste Mal.«
    Croaker hatte keine Lust, etwas zu sagen. Es war eine ähnliche Situation, wie wenn man einen gefährlichen Fisch an der Angel hatte - manchmal war es nur erforderlich, daß man die Schnur von selbst abrollen ließ.
    Bennie hatte den Gesichtsausdruck eines Menschen, der im Begriff war, sich auf ein Nagelbett zu legen. »Ich habe doch meine Schwester Rosa erwähnt, oder?«
    Croaker nickte. »Auf dem Parkplatz der Shark Bar hast du mir erzählt, daß sie vor fünf Jahren gestorben ist.«
    Bennie gab Gas, und der Bug des Schiffes richtete sich aus dem Wasser auf. »Ich hab’ dir noch nicht erzählt, wie sie gestorben ist.«
    Croaker hielt sich an der Reling fest, als ihn die salzige Gischt im Gesicht traf. Wegen des Windes, der aus westlicher Richtung wehte, hatte Bennie die Augen fast zugekniffen. Er zauberte zwei schwere Windjacken hervor und warf Croaker eine zu. Wenn man sich abends auf dem offenen Wasser befand und das Boot schnell war, war die Kälte sofort durchdringend, und es würde noch kälter werden, wenn sie sich erst einmal auf dem Atlantik befanden. Während sie über die ruhige Wasserfläche der Bucht jagten, flog über ihnen eine doppelte Formation von Kormoranen vorüber. Das Bild erinnerte an das sanfte Flattern eines Bandes. Croaker warf den Kopf in den Nacken und beobachtete sie eine Weile. Man glaubte, unergründliche schwarze Runen vor einem

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