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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Gefühl überwältigt. Er konnte sich des Gedankens nicht erwehren, daß die Bonitas eine gesunde Niere haben mußten, die Rachels Leben retten könnte. War es möglich, daß es in Florida irgendwo einen Schwarzmarkt für menschliche Organe gab? Dann traf ihn die Realität mit der Wucht eines Hammerschlages, und er begriff, was er gerade gedacht hatte. Der Gestank seiner Verzweiflung kotzte ihn an. Was hatte sein Vater ihn gelehrt? Daß Verzweiflung leicht zur Korruption führen könne. Was Antonio und Heitor Sonia angetan hatten, war schon furchtbar genug, aber seine Reaktion darauf ging ihm so nahe, daß seine Nerven plötzlich blank lagen. Er fühlte sich dreckig und unwürdig, Rachels Vorbild zu sein. In diesem Moment empfand er einen so tiefen Haß auf die Bonitas, daß sich sein Herz zusammenzog. Sie hatten ihn tief und persönlich berührt und ihn für einen Augenblick verwundbar gemacht. Das durfte er nicht zulassen.
    Croaker und Bennie fuhren unter dem Damm hindurch. Es herrschte ein unangenehmes Schweigen. Das Gespenst der Bonitas, die nach Bennies Beschreibung über eine fast übernatürliche Machtfülle zu verfügen schienen, hing wie ein böser Geist in der Nacht.
    »Bennie«, sagte Croaker fast sanft, »was ist mit deiner Schwester Rosa passiert?«
    »Ah!« Ein beinahe qualvoller Schrei stieg aus Bennies Herz auf. »Vor fünf Jahren fanden komplizierte Verhandlungen mit einem amerikanischen Unternehmen statt, dessen Marktanteile bei Erzen und Metallen den Bonitas in den Vereinigten Staaten einen Blitzstart verschafft hätten. Sie haben mich beauftragt, das Unternehmen um jeden Preis für sie zu kaufen. Ich hab's versucht, aber dieser Bastard wußte, wie scharf sie auf seine Firma waren, und ließ sich nicht auf meine Vorschläge ein. Eines Nachts lief er ihnen in einer Diskothek über den Weg und lachte ihnen ins Gesicht. Mein Wort in Gottes Ohr, das hat sie verdammt angekotzt.«
    Bennie steuerte das Schnellboot in einem atemberaubend rasanten Bogen um die Spitze von Miami Beach herum. Die bleiche Gischt schoß hoch wie der Schweif eines Pfaus. »Sie konnten den Typ nicht umlegen, weil sie dann das verloren hätten, was ihnen am wichtigsten war. Aber ich habe dir ja bereits erzählt, daß sie schon mit einem Haß auf die Welt geboren worden sind, und jetzt hatten sie die Schnauze total voll. Sie mußten jemandem die Schuld für die Beleidigung geben, und deshalb machten sie mich dafür verantwortlich.« Er blickte auf die tintenfarbene Düsterkeit des Meeres hinaus. Seine Schultern und der Hals schienen in der übergroßen Windjacke zu verschwinden, und er wirkte wie eine vorsichtige Schildkröte mit weichem Panzer.
    »Angeblich hab’ ich meinen Job nicht gut gemacht. Wenn ich's getan hätte, hätte es diese Beleidigung nie gegeben. Das haben sie zu mir gesagt. Ich war ihr Angestellter, hatte aber nicht verstanden, was es wirklich bedeutete, für sie zu arbeiten. Also haben sie es mir klargemacht.« Er kniff für einen Augenblick die Augen zu, und als er sie wieder öffnete, glänzten Tränen darin. Die Knöchel seiner Finger, die sich um das Steuer klammerten, hatten sich weißlich verfärbt. »Sie haben mir meine Rosa genommen, Lewis,
mi hermana linda
, meine kleine Schwester. Sie ließen sie verschwinden und hatten ihren unmenschlichen Spaß mit ihr. Dann haben sie mir ihren Kopf ins Büro geschickt, um sicherzustellen, daß ich meine Lektion gelernt hatte.«
    Croaker stand nah bei Bennie und sah, daß er zitterte. »Und was passierte dann?« fragte er sanft.
    Bennie stieß ein bellendes Gelächter aus, bevor er weitersprach. Sie befanden sich jetzt auf dem Atlantik und durchpflügten die rollenden Wellen, während der Wind stärker wurde. »Was glaubst du, was dann passiert ist? Ich habe den Verdammten Job für sie erledigt. Es war fürchterlich. Ich habe mich vor ihnen erniedrigt und die Sache bereinigt. Wie ich es von Anfang an hätte tun sollen. Das haben sie mir jedenfalls zu verstehen gegeben.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Also, drei Wochen nachdem das Geschäft besiegelt war, haben sie diesen Typ aus seiner Koje gezogen und ihn drei Tage lang bearbeitet. Heute schlägt sein Herz im Körper des Präsidenten von Argentinien und seine Leber wurde dem Bruder des brasilianischen Finanzministers eingepflanzt. Er hat für die Beleidigung bezahlt. Mein Wort in Gottes Ohr, wir haben alle verdammt teuer bezahlen müssen.«
    »Aber das ist doch schon fünf Jahre her, Bennie.« Croaker hüllte

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