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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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sich fester in den Stoff der Windjacke und steckte seine kalten Hände in die Seitentaschen. »Warum sollten sie jetzt mit Sonia wieder anfangen?«
    »Die Zwillinge haben ein Langzeitgedächtnis. Ich habe geglaubt, daß sie mit mir fertig wären, aber ich habe mich geirrt.« Bennie gab Vollgas, und sie donnerten unter markerschütternden Stößen über die rollenden Wellenkämme dahin. Er wandte sich kurz zu Croaker. »Und weißt du, was das Schlimmste ist, Lewis, das, was wie ein Dämon an meinem Herzen nagt? Was mich betraf, hatten Antonio und Heitor recht. Im Innersten meiner Seele wollte ich mich auf das Geschäft vor fünf Jahren überhaupt nicht einlassen. Ich habe nicht mein Bestes gegeben und wollte mich von ihnen befreien. Ich wollte, daß das Geschäft schiefging, aber ich habe die Konsequenzen nicht bedacht. Ich war mir sicher, daß ich sie austricksen könnte, auch wenn das bisher noch niemandem gelungen war.« Er pochte sich mit der Faust auf die Brust. »Ich habe Rosa umgebracht. Ich bin an ihrem Tod genauso schuld wie die Bonitas.« Er wandte den Kopf ab. »Siehst du jetzt, wie es ist, wenn man jung ist und alle Antworten zu kennen glaubt? Du wirst noch schnell genug herausfinden, Lewis, daß du nicht nur die Antworten nicht kennst, sondern sogar ratlos bist, was für verdammte Fragen du stellen sollst.«
    Er drosselte mit der linken Hand den Motor, und der Bug des Schiffes senkte sich. Die Maschinen gurgelten.
    »Da wären wir.« Bennie überließ Croaker das Steuer, zog die Tasche hervor und öffnete sie. »Stell den Motor ab«, sagte er.
    Alle lauten Geräusche waren verebbt, und an ihre Stelle war das sanfte Säuseln des Meeres getreten. Sie befanden sich ganz allein auf dem Ozean. Das Land war nur ein dünner Streifen Licht weit hinten am westlichen Horizont, ein Glühen, das dem aufgrund der Entfernung geschwächten Strahlen eines entfernten Sternes glich.
    »Das ist jetzt wichtig«‚ sagte Bennie. »Also paß gut auf.« Er beugte sich vor, tauchte seine Hand in einen kleinen Tontopf und schmierte Croakers Stirn, seine Wangen und das Kinn mit einer schwarzen Substanz ein. Dann nahm er an sich selbst die gleiche Prozedur vor.
    »Bennie, was zum Teufel tun wir hier?«
    »Pssst.« Bennie legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Wir sagen Sonia Lebewohl.«
    Croaker warf die Arme auseinander. »Ist das deine Vorstellung von einem Begräbnis?«
    »Nicht meine, sondern die meines Großvaters.« Bennie ergriff Sonias in Handtücher eingewickelten Kopf. »Es kann losgehen. Durch den Ruß, der unsere Gesichtszüge unkenntlich macht, ist kein Geist in der Lage, uns zu erkennen. Er kann uns nicht in die Tiefe ziehen, während wir die Reise von Sonias Geist ans andere Ufer in die Wege leiten.«
    »Bennie ….«
    »Nein! Sei still!« zischte Bennie. »Das ist ein geheiligter Ritus, den ich von meinem Großvater übernommen habe. Er war ein Heilkundiger und kannte das Geheimnis der Dinge.
Escuchame
, hör zu. Solange wir Sonias Geist nicht auf den Weg gebracht haben, können wir durch Mächte verletzt werden, die wir weder kontrollieren noch verstehen würden.« Sein Blick durchbohrte Croaker. »
Es verdad, Lewis
.« Das ist die Wahrheit. »Bist du bereit, dich auf diese Welt einzulassen?«
    Croaker nickte. »Ja.«
    Bennies Gesicht wirkte durch die schwarze Farbe fremd, als hätten die Gesichtszüge eine Metamorphose durchgemacht. Croaker befühlte mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand sein Gesicht und fragte sich, ob mit ihm das gleiche geschehen war.
    Bennie hatte aus seiner Tasche eine kleine eiserne Kohlenpfanne hervorgezogen. »Hör mir zu, Lewis. Unsere Welt beruht auf drei Phänomenen, okay? Auf den Naturgesetzen, die nichts mit den von Menschen gemachten Gesetzen zu tun haben, auf der Energie und dem Bewußtsein. Das Bewußtsein ist das, was dich und mich definiert, also die Menschheit. Im Gegensatz zu den Tieren können wir logisch denken. Die Tiere sind einzig und allein an ihre Instinkte gefesselt. Ich meine, wir haben natürlich auch Instinkte, aber eben auch unser Bewußtsein. Manchmal ist das gut; wir machen Erfindungen, wir bemühen uns - der Fortschritt ist hauptsächlich das Resultat unseres Bewußtseins. Aber oft kommen sich Bewußtsein und Instinkt in die Quere, und das,
A
migo
, ist überhaupt nicht gut‚«
    »Du hast eine spirituelle Ader, die zugleich bezaubernd und überraschend ist«, sagte Croaker.
    Bennie schnaubte gutmütig. »Ich nehme an, das ist das, was du dir unter einem

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