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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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indigofarbenen Himmel zu sehen.
    »Zeit und Ort«, murmelte Bennie, als spräche er mit sich selbst. »Das mit den Bonitas und mir ist eine alte Geschichte, Lewis. Wir sind im selben Viertel von Asunción aufgewachsen. Genau wie Sonia und ihr Bruder. Und wegen dieser gutnachbarschaftlichen Beziehungen, wie ihr das nennt, habe ich hier einen schweren Fehler gemacht.«
    »Was für einen?«
    »Ich habe die beiden als Klienten akzeptiert.« Bennie schüttelte den Kopf. »Vor acht Jahren. Mein Wort in Gottes Ohr, das war der schwärzeste Tag meines Lebens.« Er zuckte die Achseln. »Aber damals war ich noch sehr jung. Und wenn man jung ist, ist man überzeugt davon, alle Geheimnisse des Universums zu kennen. Der Enthusiasmus wird mit Weisheit gleichgesetzt, und es scheint so leicht zu sein, das Leben auf einfache Formeln zu reduzieren.«
    Die Motoren des Bootes brummten zufrieden, während es in der Bucht an Fahrt gewann. Die weite Wasserfläche war mit Inseln übersät, die in helles Licht getaucht waren.
    In der Ferne konnte Croaker den MacArthur Causeway erkennen, der von der Zwölften Straße in Miami zur Fünften Straße in Miami Beach führte. »Du hast also die Bonitas als Klienten akzeptiert.«
    Bennie berichtigte den Kurs nach Steuerbord, weil ihnen ein Schiff entgegenkam. »Antonio und Heitor machen mit dem Elend anderer Geschäfte, und ich kann dir versichern, daß sie verdammt geschickt darin sind. Drogen, Menschenhandel und Waffenschmuggel, das sind ihre eigentlichen Geschäfte in Lateinamerika, obwohl sie auch
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mit der Mineralgesellschaft machen, die sie von ihrer Mutter geerbt haben. Kupfer, Zinn, Lithium, Beryll. Sie haben viel Einfluß auf diese Rohstoffmärkte und handeln verstärkt mit den Vereinigten Staaten. In so großem Umfang, daß sie in den letzten zwei Jahren Niederlassungen in Miami, New York und Washington eröffnet haben.«
    »Washington D.C.?« Bennie nickte. »Ein Teil ihrer Geschäfte besteht darin, direkt an die Regierung der Vereinigten Staaten zu verkaufen.« Er änderte den Kurs wieder in südöstlicher Richtung. »Aber das Mineraliengeschäft langweilt sie. Die Zwillinge leben für ihren Spaß. In Lateinamerika gibt es innerhalb der Regierungen gewisse Elemente, die sie von Zeit zu Zeit beauftragen, Menschen verschwinden zu lassen - Rivalen, politische Feinde oder Intellektuelle, die eine zu große Anhängerschaft haben.«
    »Wußtest du darüber Bescheid, als du sie als Klienten akzeptiert hast?«
    »Nein, aber ich habe verdammt schnell dazugelernt.«
    »Du hast also herausgefunden, daß sie in Wirklichkeit gedungene Killer sind.«
    Bennie spuckte über die Reling. »Wenn das bloß alles wäre.« Sie fuhren direkt auf den MacArthur Causeway zu. Südlich davon mußten sie die Landspitze von Miami Beach umrunden, um auf den Atlantik hinauszufahren. »Es geht um folgendes, Lewis. Antonio und Heitor haben - wie soll ich mich ausdrücken - einen ganz besonderen Geschmack. Sie bringen nicht einfach jemanden um, das wäre ja kein Spaß. Sie lassen Menschen verschwinden und sperren sie ein. Und dann, wenn es ihnen gerade paßt, nehmen sie sich sehr viel Zeit, um ihre Art von Spaß zu haben. Wenn alles vorbei ist, sammeln sie die Organe und verkaufen sie an den, der am meisten bietet - in der Regel ist das ein Minister einer lateinamerikanischen Regierung, ein Mitglied der Familie des Ministers, ein enger persönlicher Freund oder ein politischer Verbündeter. Du weißt ja, wie so was läuft.« Bennie blickte Croaker an. »Tja, so haben die Bonitas etwas viel Wertvolleres als bloßes Kapital angehäuft - sie verfügen über eine Art von Macht, von der wir nur träumen können.« Sein säuerliches Grinsen entblößte seine Zähne. »Sie verfügen über die Menschen, über ihr Herz und ihre Seele. Was immer sie in Lateinamerika auch wollen, sie nehmen es sich. Fragen werden nicht gestellt. Da unten verehrt man sie wie Götter. Allerdings sind Götter nicht halb so bösartig wie die beiden.«
    Bennie manövrierte das Schnellboot um eine Boje herum. »Jetzt haben sie ihre Aktivitäten hierher verlagert, Lewis. Verstehst du? Sie haben Sonia getötet und ihren Körper mitgenommen. Was glaubst du, warum sie das getan haben?«
    Croaker starrte auf die glitzernden Lichter am Rand der Bucht. Die Antwort konnte er sich ersparen. Wenn Bennie mit seinen Annahmen recht hatte, bewahrten die Bonitas ihre Organe auf. Und wenn das stimmte? Einen Augenblick lang wurde er von einem erschreckenden

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