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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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scheffeln, und wenn Ihnen das gelingt, ist alles in Ordnung. Sie gehen mit Ihrem Hungerlohn nach Hause. Wenn sie ins Straucheln geraten und die Endsumme unter dem Strich geringer ausfallen sollte, kommen die Bonitas persönlich vorbei. Sie machen sie zum Krüppel und lassen sich verdammt viel Zeit dabei. In der Zwischenzeit tragen sie alle Risiken. Und wenn dann alles schiefgeht und an einem rabenschwarzen Tag das FBI durch die Hintertür marschiert, sind sie für alles verantwortlich. Es gibt keinerlei Verbindung zwischen den Bonitas und den Gesetzen, die sie gebrochen haben. Und wenn sie dumm genug sein sollten, sie zu verraten, jagen sie sie bis ans Ende der Welt und bringen sie auf irgendeine verdammt unangenehme Weise um.«
    »Zum Beispiel, indem sie mich enthaupten.«
    Der Mann mit den bernsteinfarbenen Augen hob sein leeres Glas. »Gibt’s noch was von dem Stoff?«
    »Die Flasche steht auf dem Küchentisch.«
    Einen Augenblick später kam Carlito mit der Flasche und einem gefüllten Glas zurück. Er stellte die Tequila-Flasche wie einen Wegweiser auf den Kaffeetisch zwischen ihnen.
    Die Sonne war am Horizont untergegangen und Carlitos Gesicht von Schatten eingehüllt. Er wirkte jetzt sogar noch attraktiver, ein Magnet für anfällige Mädchen. Aber in dem Zwielicht wurde auch der finstere Charakterzug, den er wie ein Schoßhündchen kultiviert hatte, noch deutlicher. Croaker konnte ihn sich als Revolverheld oder Drogendealer der Bonitas vorstellen, der sich wie ein Tänzer durch das glitzernde Milieu des Geldes und der Macht bewegte, sich mit seiner Rolle identifizierte und eins mit ihr wurde. Es war schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, die Umlaufbahn einer Supernova zu verlassen, ohne gründlich und dauerhaft Schaden zu nehmen. Croaker fragte sich, welchen Schaden Carlito unter den Bonitas erlitten hatte.
    Trotz der geöffneten Fenster schien die Luft in dem kleinen Haus plötzlich stickig zu sein. Croaker stand auf und blickte auf die Straße. Der Himmel war orange und purpurfarben, aber unter den Baumwipfeln krochen scharfe Schatten über die Rasenflächen und die geparkten Autos. Sie wirkten wie tintenfarbene Umrisse, die unergründliche Geheimnisse verbargen.
    »Was für Geschäfte haben sie für Antonio und Heitor Bonita erledigt?«
    »Ich habe mit Waffen und Munition gehandelt. Das Übliche.« Die Antwort kam zu schnell, und Croaker wußte, daß Carlito log. Dieser Mann würde sich nie mit dem »Üblichen« zufriedengeben. »Und wie ist die Sache ausgegangen?«
    »Schlecht.« Der Mann mit den bemsteinfarbenen Augen war leise wie eine Katze an seiner Seite aufgetaucht. Vielleicht in stillschweigendem Einverständnis hatten sie beschlossen, das Licht nicht einzuschalten. Nur von den Straßenlaternen draußen drang ein wenig Helligkeit herein. Ein Passant - wenn es denn einen gegeben hätte hätte sie für Geister halten können, für entkörperte Gesichter, die aus dem Fenster eines kürzlich verwaisten Hauses starrten.
    »Ich war mal verliebt«, sagte Carlito dicht neben Croaker. Seine Stimme klang dünn, fast piepsend und kaum lauter als ein Flüstern. »Es scheint so lange her zu sein. Fünf Jahre, eine Ewigkeit.« Er verfiel in ein nachdenkliches Schweigen, und Croaker zögerte, ihn daraus aufzuwecken. Er wußte aus eigener, quälender Erfahrung, daß man Zeit brauchte, um schmerzhafte Erinnerungen preisgeben zu können. Der Mann mit den bernsteinfarbenen Augen räusperte sich, als wollte er sich des Übermaßes an Erinnerungen entledigen. »Wie dem auch sei, ich habe sie gebeten, mich zu heiraten. Diese Frau war ein gutes Mädchen, mit einem reinen Herzen und Geist. Sie sah in mir etwas ….« Er schwenkte sein Glas, und der Tequila rann an den Seiten hinunter. »Spielt keine Rolle. Sie wußte nicht, was ich tat, zumindest nicht genau, aber es gefiel ihr nicht. Sie sagte, daß ich nach irgend etwas stinken würde, und ich fragte: ›Was für ein Gestank? Ich bin kein verdammter Fischer vom Fluß‹ sie drückte sich an mich und flüsterte mir ins Ohr: ›Der Gestank kommt nicht von deinem Körper, er steigt aus deiner Seele auf.‹«
    Der schlanke Mann kippte den Rest seines Tequilas hinunter. Einen Augenblick lang schien er nach der Flasche greifen zu wollen, aber dann überlegte er es sich anders.
    »Dummes Mädchen, habe ich gedacht. Was konnte sie schon wissen? Aber dann, wenn ich nachts neben ihr lag, hatte ich Alpträume, und morgens wachte ich mit dem Gestank verbrannten Fleisches in der

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