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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Nase auf. Das ging wochenlang so, und endlich merkte ich, daß ich davon träumte, daß mein eigenes Fleisch brannte.« Er wandte sich Croaker zu. »Und da begriff ich, daß sie kein dummes Mädchen war. Sie war etwas ganz Besonderes. Sie hatte den Gestank der Korruption bei mir wahrgenommen, und ich dachte: sie muß diesen Geruch hassen. Warum bleibt sie bei mir? Wie kann sie mich lieben? Sie konnte es, weil Sex eine einfache Sache ist, Seňor. Sex ist wie atmen - was könnte also natürlicher sein? Aber mit der Liebe ist es schwierig. Bei der Liebe passieren Dinge, die man nicht verstehen kann. Die Liebe ändert einen auch dann, wenn man nicht die Absicht hat, sich ändern zu lassen.«
    Carlito blickte auf sein leeres Glas, dann in die Anonymität der dunklen Straße. »Und plötzlich habe ich es begriffen. Sie wartete. Sie wartete darauf, daß ich den Gestank genauso hassen würde wie sie.«
    Er stellte das leere, jetzt nutzlose Glas zur Seite. Dann ballte er die Hände zu Fäusten und preßte sie gegen das Fensterbrett, während er sich dagegen lehnte. »Ich wollte mich wirklich ändern.« Die Anspannung ließ seine kräftigen Muskeln anschwellen, und das teure Tuch seines Anzuges spannte sich. »Aber alles im Leben hat seinen Preis. Man glaubt, bestimmte Dinge haben zu müssen, aber wenn man den Preis vorher gekannt hätte, hätte man ihn nie bezahlt.« Er atmete tief durch. »Gott oder irgend etwas, das ihm ähnelt, vielleicht das Schicksal, hat mir diese Frau genommen.«
    Croaker beobachtete, wie sich Carlito abwandte und aus dem Licht der Straßenlaternen in die Dunkelheit des Hauses seiner Schwester begab. Er wollte eine Frage stellen, die ihm auf der Zunge brannte, aber die quälenden Erinnerungen lasteten zu schwer im Raum. Das Böse lag um sie wie ein Netz, das die Zeit überdauerte und menschliche Seelen ohne jede Hoffnung auf Erlösung zerstörte.
    »Sie sind hier willkommen«, sagte Carlito mit gepreßter Stimme. »Ich will mit dem Haus nichts zu tun haben.
    Wenn sie Sonias Geist, ihre Seele hier fühlen, um so besser. Es ist gut, wenn sie auf diese Art mit Ihnen reden kann.«
    Croaker wußte, daß Carlito sich daran erinnerte, wie diese Frau, die vor fünf Jahren gestorben war, mit ihm geredet hatte. Er entfernte sich vom Fenster, und als sich seine Augen an die Dämmerung gewöhnt hatten, sah er, daß Carlito sich in eine Ecke zurückgezogen hatte, als müßte er sich gegen die bösen Geister wehren, die er heraufbeschworen hatte. »Glauben sie an Geister?« fragte Croaker.
    »Ich würde gern daran glauben.« Die funkelnden Augen blickten ihn an. »Ja‚ wahrscheinlich.«
    Natürlich glaubt er daran, dachte Croaker. Er hätte alles dafür gegeben, die Stimme dieser Frau wieder zu hören, selbst in seinen Träumen.
    »Sie warten beide, oder?« flüsterte Carlito. »Rosa und jetzt auch Sonia. Sie sind jetzt irgendwie vereint.«
    Croaker fühlte eine Art elektrischen Schlag, als er die Antwort auf die Frage erhielt, die ihm auf der Zunge gebrannt hatte. »Haben sie Rosa gesagt?«
    »Si. Rosa Milagros.«
    Jesus, dachte Croaker. Deshalb kennt er Bennie. Er hat sich in seine Schwester verliebt, und sie ist von den Bonitas enthauptet worden. Vielleicht erklärte das seine seltsamen Reaktionen von vorhin. Der Mord an Rosa hatte ihn hier wieder eingeholt.
    Carlito hatte die Augen weit aufgerissen, und sein Blick war starr. Er schien ein Selbstgespräch zu führen, als wäre Croaker gar nicht anwesend. »Jetzt bin ich verdammt, ich weiß es. Rosa hätte mich retten können. Ich habe Dinge getan Ich tue sie immer noch ….«
    Er wandte das Gesicht ab, durchquerte den Raum mit drei riesigen Schritten, öffnete die Tür und war verschwunden.
    Während Croaker die I-95 in nördlicher Richtung hinunterfuhr, legte er eine Kassette mit den größten Hits von Ian & Dean ein. Surf-Music aus den legendären sechziger Jahren. Gab es zum Nachdenken bessere Hits? Autofahrer, die den Nervenkitzel suchten, scherten in ihren Camaros und Firebirds aus dem mehrspurigen Verkehr aus, und überholten auch rechts, wann immer sie eine Lücke sahen. Sie hatten die Angewohnheit, sich nur Zentimeter vor der Küblerhaube des nachfolgenden Autos wieder einzuordnen. Wenn man regelmäßig auf der I-95 unterwegs war, war es besser, nicht über die Unfallquote des Highways nachzudenken.
    Croaker wollte über die verblüffende Enthüllung nachdenken, daß Sonias Bruder in Bennies Schwester Rosa Verliebt gewesen war. Welche Rolle spielte er in

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