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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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aufgefallen waren. Dort hatten Antonio und Heitor Sonia enthauptet. Es gab keinen Grund, das einem Hitzkopf wie ihrem Bruder zu erzählen, und es gab jede Menge Gründe, es nicht zu tun. »Ich habe keine Ahnung«‚ sagte er mit unveränderter Stimme.
    Der schlanke Mann grunzte. »Ein Cop!«
    Carlitos Reaktionen wurden jetzt deutlicher, aber irgend etwas stimmte daran nicht, fand Croaker. Was vermißte er? Hatten sich Sonia und ihr Bruder einander entfremdet?
    »Was wollen sie hier?« Die bernsteinfarbenen Augen blitzten vor nackter Feindseligkeit. »Warum interessiert sie der Tod meiner Schwester?«
    »Seien sie einen Augenblick still«, sagte Croaker.
    Er hob die Hand, als der andere aufstand und drohend einen Schritt auf ihn zukam. »Fühlen sie einfach nur«‚ befahl er. Carlito hielt inne, und Croaker sagte: »Fühlen sie es?«
    Der Mann mit den bernsteinfarbenen Augen spreizte die Arme und runzelte die Stirn.
    »Es ist der Geist Ihrer Schwestem Croaker drehte sich langsam im Kreis. »Sie ist noch hier und wartet.«
    »Und worauf?« Vielleicht hatte Sonias Bruder keinen Sinn für Magie. Andererseits lachte er auch nicht.
    »Darauf, den Heimweg zu finden. Sie wird hier festgehalten und findet keinen Frieden, bis ich nicht herausgefunden habe, wer sie umgebracht hat.« Carlitos Blick war hart wie ein scharkantiger Stein. »Ich will Ihre erste Frage beantworten. Ja‚ ich war ihr Freund - zumindest wäre ich es geworden, wenn man sie nicht ermordet hätte.« Er atmete tief durch. »Sie war in jeder Hinsicht eine wundervolle Frau.«
    »Also, was ist passiert,
muricone
, hast du sie gefickt, bis sie bewußtlos war?«
    Croakers Angriff kam für den anderen völlig überraschend. Seine Finger aus Titan und Polykarbonat packten das Revers von Carlitos Anzug und das teure Hemd, und er stieß ihn quer durch den Raum, bis Carlito mit dem Rücken gegen die hintere Zimmerwand krachte.
    Croaker war so dicht bei ihm, daß er schwach den Geruch eines Steaks und gebratener Zwiebeln roch, die Carlito mittags offenbar gegessen hatte. »Ein Mann, der Frauen nicht achtet, ist ein Schwein«, sagte Croaker auf spanisch. »Aber ein Mann, der die eigene Schwester nicht respektiert, ist nicht einmal ein Mann.«
    In Carlitos Augen flackerte ein seltsam bleiches Licht auf, das genauso schnell wieder erlosch.
    »Und nennen sie mich nicht muricone.« Croaker sprach immer noch spanisch.
    Auf dem Gesicht des schlanken Mannes breitete sich langsam ein listiges Lächeln aus. »Sie reden nicht wie ein
Angle
, und es ist sicher, daß sie auch nicht wie einer denken.«
    Ein Typ wie Carlito - aufbrausend, arrogant, ein Macho - konnte wohl nicht näher an eine Entschuldigung herankommen.
    Croaker ließ ihn los und trat zurück.
    Carlito starrte auf sein Jackett, das aussah, als wäre jemand mit einem Mountainbike darüber gefahren. »Ich habe Männer schon aus weniger schwerwiegenden Gründen umgelegt«, sagte er langsam und ruhig. In der linken Hand hielt er plötzlich ein Stilett. Die Klinge schoß durch die Luft, stellte für Croaker aber keine Bedrohung dar. Die beiden Männer hatten die Macho-Phase jetzt hinter sich, und die Partie war mehr oder weniger remis ausgegangen. Die offene Messerklinge sollte nur die Geschichte illustrieren, die Carlito erzählte.
    »Ich habe ihnen die Kehle von einem Ende bis zum anderen durchgeschnitten und beobachtet, wie das Blut in einem langsamen Rhythmus aus ihrem Körper lief.«
    Inzwischen konnte Croaker Carlito einschätzen. Wie ein Kind beobachtete Sonias Bruder, wie Croaker auf sein übertriebenes Gehabe reagieren würde. Croaker stellte sich einen jungen Caligula vor, der eine Liste seiner ungeheuerlichsten Sünden herunterleierte und gierig auf die Reaktionen jener wartete, die älter und leichter zu schockieren waren. Doch wie Caligula war dieser Blitzableiter von einem Mann ein dummes und gefährliches Kind, und man durfte die Bedrohung nicht auf die leichte Schulter nehmen oder ihn unterschätzen.
    »Und dann, als ihre Brüder und Söhne mich verfolgten«, fuhr er fort, »habe ich mit ihnen dasselbe gemacht. Ich lag nachts wach, hatte eine Spur aus Lichtern für sie gelegt und wartete darauf, daß sie wie ein Alptraum über die Mauer kamen und in mein Haus eindrangen.« Er lächelte hinterlistig. »Sie sehen, daß ich sie zur Sünde verleitet habe. Ich bin nie in ihre Häuser eingedrungen, habe nie ihr Eigentum verletzt, wie sie es taten.« Die Messerklinge schoß hoch und warf verschwommene Reflexe

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