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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ab.

6. Claudias Tip
     
    Um nicht in Claudias Blickwinkel zu
geraten, stieg Tim über die hinteren Stuhlreihen und näherte sich in gerader
Linie.
    Unmittelbar hinter dem Pärchen nahm er
Platz. Karl näherte sich auf dieselbe Weise. Klößchen hatte Schwierigkeiten mit
seinen kurzen Beinen und wählte den Weg vom Seitengang her.
    Unverwandt starrte Tim auf den Typ
neben Claudia. Er hatte einen breiten Nacken und dichtes, rotblondes Haar.
    Klößchen setzte sich neben Tim und
gestikulierte mit den Fäusten, als wollte er losprügeln auf den Mann.
    Im Moment schwiegen die beiden.
    Tim beugte sich vor.
    Das Pärchen saß zwar
aneinandergedrängt, hielt aber nicht Händchen, und Küsse wurden auch nicht
getauscht, geschweige denn geraubt. Auch jetzt noch konnte man Claudias Parfüm
riechen. Offenbar hatte sie sich einen halben Liter über den Hals gegossen.
    Tim überlegte. Wie Knobel sah der
Mensch nicht aus, jedenfalls nicht von hinten. Haare kann man färben. Aber läßt
sich ein schmaler Schädel in einen breiten verwandeln?
    Mit hartem Zeigefinger klopfte Tim dem
Mann auf die Schulter.
    Offenbar wähnte er sich allein im
C-Kino, abgesehen von Claudia. Jedenfalls fuhr er herum wie von der Natter
gezwickt.
    „He!“
    Das grelle Licht von der Leinwand
reichte aus, um sein Gesicht zu erkennen.
    Es war breit, fleischig und etwa 20
Jahre alt, enthielt eine Stupsnase und aufgeworfene Lippen. Die
Familienähnlichkeit zu Claudia war unübersehbar.
    „Wenn ihr immer die Köpfe
zusammensteckt, kann ich nichts sehen“, sagte Tim.
    „Du lieber Himmel!“ schrillte Claudia.
„Der Zampano aus der 9b und seine Kumpane. Wußte gar nicht, daß die ins Kino
gehen. Mensch!“ fauchte sie Tim an. „Setz dich woanders hin. Alle Plätze sind
frei.“
    „Aber nur hier“, grinste er, „bläht
dein Parfüm uns die Nüstern. Karl sieht schon Sterne.“

    „Wer sind denn die, Claudia?“ fragte
ihr Begleiter.
    „Internatsschüler, Norbert.“
    Norbert starrte Tim an. „Wenn du meine
Schwester beleidigst, breche ich dir die Knochen.“
    „Nun mal nicht so böse“, meinte Tim.
„Sonst steigt der Falke von der Leinwand und holt dich.“
    „Laß diese Kindsköpfe, Norbert“,
beschwichtigte Claudia ihren Bruder. „Die spinnen.“
    Die Geschwister drehten sich um und
wandten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Film zu. Eben verwandelte sich der
Stäublingskäfer in einen Bomber und deckte ein Krokodil, ein böses, das
ebenfalls eine schwarze Räuberlarve trug, mit explosiven Sprengkörpern ein.
    „Der Film ist mir zu grausam“, sagte Tim
und stand auf. „Ich kann’s nicht mit ansehen, wie diese Zeichentricktiere
hingemetzelt werden.“
    Mit seinen Freunden ging er zum
Ausgang, wo sich das Mädchen langweilte, weil es den Film schon achtmal gesehen
hatte.
    „Achtzehn Mark für nichts“, brummte Klößchen,
als sie die Stufen zum Foyer ( Vorraum ) hinaufstiegen.
    „So darfst du das nicht sehen“,
widersprach Tim. „Es war eine kalte Spur. Aber das konnten wir nicht wissen.
Anstelle von Norbert hätte dort auch Detlef Knobel sitzen können.“
    „Ist aber nicht“, sagte Karl. „Was
machen wir nun?“
    „Die Beschattung geht weiter. Knobel
wird ja nicht der einzige Mensch sein, mit dem die Tümmel Kontakt hat. Schön,
sie trifft sich hier mit ihrem Brüderlein zur geistigen Erbauung. Aber was
macht sie dann? Der Nachmittag ist erst angebrochen, für uns noch alles drin.
Allerdings müssen wir jetzt vorsichtiger sein. Die Küchenmaid darf nicht
merken, daß wir hinter ihr herschleichen.“
    Er ging zur Kasse. „Verzeihung! Wann
endet der Trickfilm?“ Die Frau ließ ihre Strickanleitung sinken. „In einer
halben Stunde etwa. Hast du deine Freundin nicht gefunden?“
    „Es ist nicht meine Freundin, sondern
deren Zwillingsschwester. Sie glauben nicht, was diese Ähnlichkeit für Ärger
macht.“
    Kopfschüttelnd sah sie ihm nach.
    Die Jungs schoben ihre Drahtesel über
den Möggenbruckner Platz und postierten sich in einem Hausdurchgang, der zu
einem Hinterhof führte. Nur ein paar Schritte zurück, und sie konnten sich hier
verbergen, sobald die Kinobesucher aus dem MOVIE herausströmten. Von Strömen
freilich konnte keine Rede sein. Claudia und Norbert würden herauströpfeln; und
Ronnie, der militante Stäublingskäfer, hatte sich vor leeren Stühlen
verausgabt.
    Tim gönnte sich einen Kaugummi.
    Klößchen brach die neue Schoko-Tafel
an.
    Karl blätterte in seinem Paperweight-Katalog.
    „Ein Sockelbriefbeschwerer

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