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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zurück, die schon im Sattel saßen.
    „Sie hat mit ihm telefoniert. Deti wird
er von ihr genannt. Kann nur die Koseform von Detlef sein. Leider war’s nicht
sehr aufschlußreich.“
    Er gab wortwörtlich wieder, was er
erlauscht hatte, während sie zu dritt durch die Möggenbrucknerstraße rollten —
in die Richtung, aus der sie vorhin gekommen waren.
    „Schmatzebacke“, meinte Klößchen.
„Soso.“
    „Irgendein Ehepaar ist nicht da und
kommt spät zurück“, sagte Karl. „Das klingt wie ein Tip.“
    Tim nickte. „So deute ich das auch.“
    „Und wenn wir es Claudia unter die Nase
halten?“
    „Dabei kommt nichts raus. Wie frech sie
ist, wissen wir. Sie läßt sich nicht in die Enge treiben. Einen Beweis haben
wir ja nicht. Sie wird leugnen. Und wie willst du ihr Dampf machen? Sie kann
mit sonstwem gesprochen haben, und der Text ist völlig unverfänglich. Nee, so
läuft nichts.“
    „Ob sie Knobel jetzt noch trifft?“
    „Wahrscheinlich nicht. Aber wenn wir
beschatten, dann lückenlos.“
    Wenig später stand fest, daß die Küchenhelferin
zum Internat zurückfuhr. An der Stadtgrenze steckten die Jungs auf und kehrten
um. Falls Claudia und Knobel sich heute noch trafen — dann bestimmt erst nach
dem Abendessen.
    Tim sah auf die Uhr. „Wir haben noch
Zeit. Die Arbeitsstunde können wir schwänzen. Gaby sagte, daß sie nicht vor
fünf Uhr zu Hause ist. Sie will dann Tee mit uns trinken. Vor allem wegen der
Torte.“
    „Wegen welcher Torte?“ fragte Klößchen
sofort.
    „Habe ich dir das nicht erzählt? Gaby
hat gestern eine Torte gebacken. Nein, zwei. Eine Schokoladentorte und einen
Käsekuchen. Ist doch klar, daß sie uns kosten läßt.“
    „Kein Wort hast du gesagt!“ brüllte
Klößchen. „In absoluter Unkenntnis dieser Aussichten brettere ich hier rum und
schiebe Frust, weil sich kein kulinarischer ( kochkünstlerischer )
Lichtblick zeigt. Du hast meine Vorfreude auf — äh — zweieinviertel Stunden
verkürzt, du genußfeindliches Sportmonster.“ Karl und Tim lachten.
    „Nun krieg dich mal wieder“, meinte der
Computerspezialist, „dann kriegst du auch das größte Stück.“ Er zeigte auf
seinen Gepäckträger. „Kommt ihr mit, wenn ich den Katalog zurückgebe?“
    „Ich dachte, er gehört dir“, sagte Tim.
    „Nein. Den hat mir der alte Eduard
Phortheimer geliehen.“
    „Wer?“
    „Phortheimer“, erklärte Karl, „ist ein Freund
meines Vaters, aber älter, schon richtig betagt. Ein Gentleman! Vor vielen
Jahren besaß er Goldminen in Südafrika. Von dem Reichtum, den er damals
anhäufte, lebt er noch heute. Aber er ist seit 30 Jahren Ruheständler —
Privatmann und begeisterter Sammler.“
    „Laß mich raten, was er sammelt“, sagte
Tim. „Ich tippe auf Paperweights.“
    „Volltreffer.“
    „Also gut, wir kommen mit. Geborgte
Kataloge muß man zurückgeben. Wo wohnt er, der Berufsruheständler?“
    „An dem Park hinter dem
Reitschulgelände. Weiß nicht, wie der heißt.“
    „Reitschulpark“, sagte Tim.
    Dann fuhren sie los.

7. Hausierer mit Känguruh-Fellen
     
    Paul Frese, der Tageseinbrecher mit
Spitznamen Drücker, haßte Pferde. Als Kind war er von einem Pony gefallen, das
dann hinten bockte und ihm mit einem Huftritt drei Rippen eindrückte. Dieses
Erlebnis wurzelte tief in Freses Erinnerung, und er hätte sich eher auf eine
Kanonenkugel gesetzt als auf ein Pferd.
    Als er jetzt an der Reitschule
vorbeischlurfte, überlief ihn ein Frösteln. Auf dem Gelände dort wurde Dressurreiten
geübt. Zwei Teenager saßen im Sattel und brachten, angeleitet vom Reitlehrer,
ihren Gäulen bestimmte Hufschlagfiguren bei.
    Frese wandte den Blick ab und folgte
der Straße, die an dem Park entlangführte. Auf der gegenüberliegenden Seite
standen Villen. Die meisten stammten aus dem vorigen Jahrhundert. Nur zwei
waren nach 1900 erbaut worden. Würde und Gediegenheit haftete allen an — ebenso
den Bäumen in den Gärten.
    Den Tip, sich hier umzusehen, hatte
Frese von Detlef Knobel erhalten.
    Der hatte seine Ohren überall, erhielt
ungezählte Infos und gab weiter, was er selbst nicht verwerten konnte.
    Es war vorteilhaft, solche Freunde zu
haben. Frese grinste durch die Falten seiner ausgemergelten Visage. Er war erst
41, aber versoffen. Außerdem rauchte er wie ein Schlot. Die Folge war, daß
Frese wie sein alter, kranker Großvater aussah, der irgendwo in einem
Altersheim dahinsiechte.
    Frese war groß und knochig. Er ging
krumm und hatte strähnige Haare. Seine Klamotten

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