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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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trifft’s.“
    Willi stellte sich auf sein Bett, stieg
auf den Rahmen des Kopfteils und konnte jetzt zum Schrank hinauflangen.
    Oben drauf, wo der Staub sich sammelte,
stand der Schoko-Karton mit der eisernen Reserve für Notfälle, also ungefähr 20
Tafeln.

     
    Na, Gott sei Dank! dachte Tim. Er hat
Hunger. Er ist seelisch wieder im Lot.
    Klößchen nahm eine Tafel heraus, ließ
sich aufs Bett fallen und begann zu knabbern und nachzudenken.
    „Tim, was machen wir jetzt? Diese
Giftschlange ist gewarnt. Sie wird vorsichtig sein.“
    „Einerseits. Andererseits glaubt sie,
sie hätte uns ihr schneeweißes Gewissen vorgeführt und damit geblendet.
Vielleicht enthält sich das Ganovenpärchen für eine Weile der gegenseitigen
Besichtigung. Aber irgendwann treffen sie wieder zusammen, und dann, Willi,
sind wir dabei. Denn wir beschatten weiter, unauffällig, aber lückenlos.“
     
    *
     
    Über die Felder strich kalter
Nachtwind. In der Ferne verschwammen die Lichter der Stadt.
    Knobel befand sich auf dem Rückweg.
    Über die Zubringerallee rollten dann
und wann Wagen: Schüler, Pauker — unterwegs zwischen Schule und Stadt in beiden
Richtungen.
    Anfangs hatte er sich immer wieder
hinter Chausseebäumen verborgen, um nicht im Scheinwerferlicht zu stehen.
    Jetzt schleppte er sich auf dem Feld
dahin, also neben der Straße, blieb stehen in immer kürzeren Abständen,
keuchte, betastete seinen Leib, der unerträglich zu schmerzen begann, und
schwitzte kalt durch die Poren von Kopf bis Fuß.
    Was war los? Diese Schmerzen! Diese
Schwäche! So plötzlich? Hatte er sich angesteckt an den Kalkutta-Bakterien?
Wirkten die schwarzen Pocken so rasch? Nein, unmöglich. Er hatte nur die
papierene Umhüllung des Pakets aufgerissen — an der Seite. Das Behältnis mit der
Nährlösung war verschlossen geblieben.
    O verdammt! Er stöhnte.
    Mühsam quälte er sich weiter.
    Der City-Bag schien Zentner zu wiegen,
die Reisetasche noch mehr. Aber Knobel ließ nichts zurück.
    Die Tabletten und Pillen —
lebenswichtig waren die für ihn. Besonders jetzt.
    Mehrmals schon hatte er mit
Aufputschern nachgeladen — wie er es nannte um sich überhaupt auf den Beinen zu
halten.
    Ein Frösteln überlief ihn. Trotzdem
schwitzte er unmäßig.
    Er taumelte voran.
    Irgendwann lag das offene Land hinter
ihm.
    Geschafft! Das jedenfalls. Das Paket
befand sich jetzt hinter dem Hollerbusch in dem Loch an der Mauer des
Internats.
    Auf Claudia war Verlaß. Sie würde das
Paket an sich nehmen und verstecken.
    Knobel torkelte durch einsame Straßen.
    Als ihm eine Gruppe Jugendlicher
entgegenkam, verbarg er sich in einer Einfahrt.
    Weiter dann! Wo war der nächste
Taxistand? Aus eigener Kraft, das fühlte der Einbrecher, würde er den Weg bis
nach Hause nicht mehr schaffen.
    „Mann, ist der betrunken!“ hörte er
eine Stimme hinter sich. „Sieh dir das an, Ilse. Diese Säufer gehören doch
hinter Gitter. Gleich spuckt er den Gehsteig voll.“
    Das Paar überholte ihn, eine
vollschlanke Frau und ein großer Kerl mit aggressiver Haltung. Böse sah er
Knobel an.
    Ilse machte einen Bogen und schnelle,
kleine Schritte, um sich ihrem Mann anzupassen.
    Sie gingen weiter, und Knobel sah den
Eingang zu einem Park. Dort war es dunkel. Nur wenige Laternen verteilten sich
zwischen Bäumen und Büschen.
    Er stolperte einen Kiesweg entlang.
Erst beim Ententeich erkannte der Verbrecher, wo er sich befand: im
Kosebella-Park. Eine gute Wohngegend, wie er wußte. Ringsum Villen und noble
Apartmenthäuser.
    Am Ententeich blieb er stehen,
zusammengekrümmt, und japste nach Luft.
    Die Lichtglocke über der Stadt ließ das
Wasser aufschimmern. Stockenten und Schwäne schliefen schon. Nur der Wind war
zu hören in den welken Blättern.
    Knobel konnte nicht weiter.
    Er schaffte es noch bis zu einer von
Büschen gesäumten Bank. Dort brach er zusammen.

16. Ausgerechnet Moderlieschen
     
    Es war dunkel im ADLERNEST, und zum
Fenster sah die Nacht herein, fast mondlos und ziemlich kalt.
    Klößchen schlief, fing jetzt an zu
schnarchen.
    Tim streckte das rechte Bein, trat
gegen Klößchens Bettgestell, und das Schnarchen verstummte.
    Brummelnd wälzte der Schoko-Vielfraß
sich auf die andere Seite, wurde aber nicht wach.
    Etwas später redete er im Schlaf, von
Blamage war die Rede und von der Küchenschabe. Doch nur ein Eingeweihter wie
Tim verstand den Zusammenhang.
    Der TKKG-Häuptling lag wach, starrte
zum Fenster hinaus, hörte, wie von den Ulmen im Hof die Blätter fielen und

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