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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wagen hat er?“
    „Fragen Sie mich was Leichteres. Ich
kenne nur Busse, Lastwagen und Personenwagen. Seiner war schwarz oder
dunkelblau. Halt, da fällt mir ein: Er sagte, daß er fast jeden Tag einen
anderen Wagen fährt.“
    „Das trifft leider zu. Wenn er einen
braucht, klaut er ihn.“ Claudia beugte sich wieder über den Steckbrief. Dann
schüttelte sie langsam den Kopf.
    „Herr Kommissar, nein! Jetzt sehe
ich’s. Der hier ist es nicht. Eine erstaunliche Ähnlichkeit. Ja, es könnten
Brüder sein. Aber bei meinem Bekannten sind die Brauen viel dichter, die Nase
ist breiter, die Oberlippe kürzer. Er hat auch etwas Segelohren. Bei dem hier
liegen sie an.“
    Eine Weile herrschte Stille.
    „Trotz Ihrer Zweifel, Fräulein Tümmel,
muß ich Ihnen einschärfen: Sollten Sie dem Autoverkäufer zufällig begegnen —
auf der Straße, in der Disko oder sonstwo erzählen Sie ihm nichts von dem, was
hier war. Statt dessen versuchen Sie, mich sofort anzurufen. Ich gebe Ihnen
meine Durchwahlnummer im Präsidium.“
    „Klar, Herr Kommissar, mache ich. Aber,
bitte, sagen Sie ihm nicht, daß ich Sie verständigt habe. Er würde mir’s
übelnehmen. Und ich habe mich wahnsinnig in ihn verknallt.“

15. Klößchen verzweifelt
     
    Im ADLERNEST warf Klößchen sich aufs
Bett.
    Mit beiden Fäusten drosch er aufs
Kopfkissen.
    Tim konnte nicht sehen, ob er auch ins
Plumeau ( Federbett ) biß. Möglicherweise ja.
    „Ich bin blamiert“, schrie Klößchen.
„Bis auf die Knochen. Ist dir aufgefallen, wie der Kommissar mich angesehen
hat. Wie einen Doofen.“
    „Du bist nicht doof.“ Tim klopfte
seinem Freund und Budenkameraden auf die Schultern. „Nur manchmal etwas
begriffsstutzig, aber dann auch wieder pfiffig.“
    „Er war’s! Er war’s! Es war dieser
Knobel.“
    „Du kannst es nicht beschwören.“
    „Er war’s. Und diese Schlange lügt, daß
die Balken blau vom Himmel herunter — oder wie das heißt. Ich glaube, sie lügt
nur, damit ich dastehe als Willi, der Einfaltspinsel.“
    „Nun beruhige dich! Iß erst mal ein
Stück Schoko.“
    „Habe keinen Hunger.“
    Tim erstarrte.
    Unmöglich! dachte er. Ich habe mich
verhört. Zum ersten Mal in unserem jungen Leben fordere ich ihn auf, sich ein
Kakaoprodukt reinzuziehen — damit er nicht durchdreht; und er, der
unersättliche Vielfraß und Schoko-Vernichter, hat keinen Hunger! Das gibt’s
nicht! Eher verschwinden Selbstsucht und Heuchelei aus der Welt.
    „Nimm dir deinen Irrtum um Himmels
willen nicht zu Herzen, Willi! Jeder kann sich mal irren. Das sagt auch der
Kommissar. Für doof hält er dich deshalb nicht. Selbst Claudia hat eingeräumt,
daß die Ähnlichkeit groß ist.“
    „Jeder kann sich mal irren. Richtig!
Der Kommissar irrt sich. Ihr alle seid auf dem falschen Bananendampfer. Claudia
hat euch reingelegt. Eine gewiefte Schauspielerin.“
    Klößchen wälzte sich herum und zog eine
Daunenfeder zwischen den Zähnen hervor.
    Tim hängte Longjacke und Sweatshirt in
seinen Schrank, zog auch die Sportschuhe aus und schlüpfte in andere: in
leichte, lockere Indoor-Trainingsschuhe, die allemal besser am Fuß sitzen als
Hauslatschen.
    „Was denkst du?“ fragte Klößchen.
    „Ich habe ihre Miene nicht aus dem Auge
gelassen. Sie wirkte sehr cool.“
    „Schauspielerin. Ich sag’s ja.“
    „Dann lügt sie sehr geschickt. Das mit
ihrer Schwester Betty käme ihr zupaß. Angenommen, sie kennt die Urlaubsadresse.
Dann könnte sie Betty einimpfen, fernmündlich, was die — nach ihrer Rückkehr —
dem Kommissar sagen soll.“
    „Du bist also auf meiner Seite?“
    „Ich bin mir ziemlich sicher, daß
Claudia am Telefon Deti und nicht Betty gesagt hat. Aber als
Beweis ist das keinen Fliegenschiß wert.“
    „Ich weiß jetzt, Tim, daß diese
Küchenschabe eine ganz schlechte Person ist, durchtrieben und kriminell. Der
Kommissar hat ihr zum Schluß gesagt, daß es um ein Paket geht mit schwarzen
Pestpockenbakterien — und was daraus entstehen kann, wenn ein Unkundiger oder
Bösartiger die Viecher rausläßt, wo sie sich dann wie die Aasgeier vermehren
und uns anfallen wie tollwütig. Sie weiß es also, die Küchenschabe. Aber es
läßt sie kalt. Sie hält zu ihrem Obergangster, in den sie — wie sie zugibt —
verknallt ist.“
    „Ich glaube, Willi, sie wirkte so
überzeugend, weil ihre Aussage zur Hälfte aus der Wahrheit bestand. Claudia log
nur dort, wo sie unbedingt verschleiern mußte, um Knobel in seinem Versteck zu
lassen.“
    „Ja, das

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