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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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er stundenlang über diesen seinen Lieblingsfisch reden
konnte — im Bio-Unterricht.
    Ist doch das Moderlieschen bekanntlich
ein karpfenartiger Fisch von höchstens neun Zentimeter Länge, einer Laichzeit
im April/Mai sowie einer Verbreitung in ganz Europa.
    Moderlieschen erkannte Tim, der nahe der
Tür saß, und öffnete die sperrigen Zähne.
    „Was treibst du hier? Was treibt ihr
hier? Seid ihr... Das ist doch nicht zu fassen!“

    „Wir sind hier mit allergnädigster
Erlaubnis“, erwiderte Tim. „Dr. Freund wies uns an, in dieser Weihestätte zu
warten.“
    „Du lügst wie immer. Du...“
    „Tim lügt nicht“, sagte Kommissar
Glockner und kam aus dem hinteren Teil des Konferenzzimmers, den Keismar nicht einsehen
konnte. „Wir haben hier was zu erledigen, Herr... Bitte, würden Sie uns allein
lassen.“
    Moderlieschen glotzte.
    Er hatte jetzt tatsächlich was
Fischiges im Blick.
    „Ich bin Kommissar Glockner“, setzte
Gabys Vater hinzu, weil der Pauker ihn nicht kannte.
    „Ah, wenn es so ist...“
    Die Tür schloß sich.
    „Das war Assessor Alois Keismar“,
erklärte Tim. „Ich weiß nicht, weshalb er mich haßt. Aber er tut’s. Von Anfang
an konnte er mich nicht leiden. Dabei habe ich in der ersten Zeit wirklich höflich
geantwortet. Inzwischen ist Kleinkrieg entbrannt.“
    Der Kommissar lächelte.
    „Ich hörte, er hat ein Magengeschwür“,
sagte Klößchen. „Eklig ist er zu allen, die keins haben.“
    „Auf die Weise“, lachte Tim, „nehme ich
für ihn bestimmt keinen Speck in die Tasche.“
    „Häh?“ fragte Klößchen. „Was heißt
das?“
    „Ich werde mich nicht bei ihm
anwanzen.“
    Wieder wurde die Tür geöffnet.
    Direktor Dr. Freund ließ Claudia Tümmel
vorangehen. Aber das sah nicht nach Höflichkeit aus, sondern erweckte den
Eindruck, als wolle er ihre Flucht verhindern. Die 18jährige trug noch
Küchenkleidung, aber keine Schürze. Das Parfüm war zum großen Teil verweht. Nur
ein Hauch umschwebte sie noch. Der Schmollmund war fest zusammengepreßt, die
Stupsnase erhoben. Lediglich das Wackeln der künstlichen Wimpern verriet eine
gewisse Aufregung.
    Dr. Freund — der auch dann nach
Respektsperson aussah, wenn er ohne Krawatte und in Hauslatschen aus seiner
Dienstwohnung kam — blickte ernst. Er war hochgewachsen, galt als streng, aber
gerecht und hielt viel von Tim. Im Kreis der Pauker hatte er den TKKG-Häuptling
erst kürzlich als hellen Kopf bezeichnet, als körperlich enorm belastbar und
ausgestattet mit dem gesunden Ehrgeiz, immer der Beste zu sein — ohne dabei
unfair zu werden, unkameradschaftlich, unehrlich oder sonstwie mies. Er hielt
Tim sogar für geeignet, in späteren Jahren eine große Schule zu leiten. Höheres
Lob konnte der Direx nicht vergeben. Der TKKG-Häuptling freilich hatte anderes
vor.
    „Hier ist Fräulein Tümmel, Herr
Glockner“, sagte Dr. Freund. „Ich habe ihr erklärt, daß Sie einige Fragen an
sie haben. Und daß unsere vier Schüler als Zeugen anwesend sind. Sie gestatten
doch, Herr Glockner, daß ich zuhöre?“
    „Selbstverständlich.“
    Der Direx zog sich ans Kopfende des
langen Konferenztisches zurück, wo vermutlich sein Stammplatz war.
    Jedenfalls konnte Dr. Freund sich den
Stuhl zurechtrücken, ohne daß es scharrte.
    Claudias Gesicht war etwas blasser als
sonst, stellte Tim fest. Aber Trotz verhärtete ihre Züge. Oder war sie nur
aufgeregt?
    „Setzen Sie sich!“ sagte Glockner und
schob ihr einen Stuhl hin. Er selbst blieb stehen.
    Tim tauschte Blicke mit seinen
Freunden.
    Alle waren gespannt.
    Klößchen fühlte sich unbehaglich. Sein
Magen grummelte zwar nur noch schwach. Aber Willi fühlte sich wie ein Verräter
an seinen Extraportionen.
    „Fräulein Tümmel“, sagte der Kommissar,
„wir haben Grund zu der Annahme, daß Sie einen steckbrieflich gesuchten
Kriminellen kennen — vermutlich sogar gut kennen. Ich meine Detlef Knobel.“
    Claudia hob den Kopf. Unter ihren
getuschten Wimpern sah sie Glockner ausdruckslos an.
    „Wer ist das? Ich glaube nicht, daß ich
den kenne.“
    „Sie glauben es nicht?“
    „Es gibt Typen, von denen ich nur den
Spitznamen weiß.“
    „Wie wäre es mit Deti?“
    In ihrem Gesicht rührte sich nichts.
    „Fehlanzeige, Herr Kommissar. Mir fällt
kein Deti ein.“
    „Ich mache Sie darauf aufmerksam,
Fräulein Tümmel, daß es dumm von Ihnen wäre, wenn Sie lügen.“
    „Um Himmels willen! Ich lüge nicht. Ich
überlege, wieso Sie mich mit diesem... Zobel in Verbindung

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