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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Fenster,
schwang sich hinaus, stand auf dem Sims und sah hinunter.
    Zu hoch, um zu springen. Er fühlte nach
dem Haken.
    Eine Kreuzspinne saß im Weinlaub,
rannte ihm über den Handrücken, biß aber nicht.
    Tim schleuderte sie weg, aber er
grauselte sich nicht. Wer Tierfreund ist, der respektiert auch die
unattraktiven (nicht begehrenswerten) Lebewesen.
    Jetzt wird’s alpin, dachte er. Ritze in
der Mauer und winzige Vorsprünge müssen genügen. Ab halber Strecke — ach was,
nach einem Drittel des Weges — springe ich.
    Er mußte sich beeilen.
    Claudia hatte schon zwei Minuten
Vorsprung. Aber Tim würde das aufholen. Er war nicht umsonst einer der besten
Läufer und auf dem Rennrad ohnehin nicht zu schlagen.
    Jetzt fühlte er einen Spalt für die
Fußspitze. Doch der klobige Basketballstiefel paßte nicht hinein.
    Tim probierte es mit dem Indoor-Schuh.
    „Du Mistbolzen“, geiferte eine Stimme
am Flurfenster. „Wußte ich’s doch. Peter Carsten will sich abseilen. Den
Verdacht habe ich schon lange. Das bringt dir was ein. Du fliegst.“

    Bei allen Gehenkten! Tim schloß die Augen
und preßte die Zähne zusammen. Ausgerechnet jetzt! Moderlieschen hatte ihn
erwischt.
    Eine knochige Hand umspannte Tims
Unterarm.
    „Komm rein!“
    Na gut, dachte der TKKG-Anführer, dann
muß er mich unten rauslassen. Um so besser!
    „Gehen Sie beiseite, Herr Keismar,
damit ich Sie nicht umfege.“
    Moderlieschens Spargelschädel
verschwand aus der Fensterhöhlung. Tims Arm wurde losgelassen.
    „Wehe, du springst runter!“
    Tim flankte hinein.
    „Daraus mache ich was, Carsten.“ Moderlieschens
Atem roch ungut. Der Spitzname paßte. „Du denkst wohl, du kannst dir alles
erlauben. Aber diesmal...“
    „Herr Assessor, es ist ein Notfall.
Dringend. Ich muß raus und jemanden verfolgen. Glauben Sie mir, es geht um ein
Verbrechen. Es besteht engster Zusammenhang mit dem Verhör heute abend im
Konferenzzimmer. Ich muß...“
    „Halt den Mund! Und scher dich ins
Bett! Morgen wirst du merken, was du dir eingebrockt hast.“
    „Gut! Morgen können Sie mich
anschwärzen, daß ich wie der Mohr von Unganda aussehe. Aber jetzt müssen Sie
mich rauslassen. Ich bestehe darauf.“
    „Bist du übergeschnappt?“ Keismars
Brillengläser funkelten sogar in der Notbeleuchtung.
    „Herr Assessor, es geht um ein
Verbrechen, das ich jetzt verhindern oder aufklären kann. Behindern Sie mich
nicht! Sonst tut es Ihnen morgen verdammt leid.“
    „Was?“ keifte Keismar. „Du
unverschämter Lümmel drohst auch noch? Es wird ja immer schlimmer.“
    „Lassen Sie mich zur Haustür raus.
Kommissar Glockner wird Ihnen bestätigen, daß Sie richtig gehandelt haben.“
    „Ich sage es nur noch einmal: Scher
dich ins Bett!“
    Fünf Minuten, dachte Tim, hat sie jetzt
Vorsprung. Oder sind’s schon sechs? Die einmalige Gelegenheit — sie geht dahin.
Weil diese Lusche hier nichts begreift. Nichts begreifen will!
    „Dann werde ich wenigstens
telefonieren“, sagte Tim. „Ich muß Kommissar Glockner anrufen. Der braucht
meine Info. Und Sie können stolz sein, Herr Assessor. Es ist Ihnen gelungen,
Verbrechern gekonnt in die Arme zu arbeiten.“
    „Werd nicht unverschämt!“ Moderlieschen
hob die Stimme. Hinter der Tür der Bude STORCHENNEST schimpfte jemand. Es hörte
sich ganz nach Sascha Krachmann von Wex an, einem neuen Schüler.
    „Ich muß telefonieren, Herr Assessor“,
sagte Tim, „lassen Sie mich vorbei.“
    „Du gehst ins Bett!“
    Moderlieschen vertrat Tim den Weg,
stellte sich jedenfalls vor die Treppe.
    „Ich gehe jetzt um Sie herum“, sagte
Tim. „Daß Sie mich nicht anrühren dürfen, wissen Sie hoffentlich. Wenn Sie eine
Rempelei herausfordern, ist das Ihre Sache — aber bestimmt nicht Ihr Vorteil.
Also, ich gehe links an Ihnen vorbei.“
    In den Buden hörten offenbar alle mit.
Geflüster drang auf den Flur.
    In der KASCHEMME brüllte jemand mit
offensichtlich verstellter Stimme: „Mach ihn fertig, Tim! Laß Blut fließen.“
Keismar zuckte zusammen.
    Vielleicht hatte er sich bisher was
vorgemacht — was seine Beliebtheit anging.
    Immerhin — er verharrte dort, wo er
stand.
    Tim quetschte sich zwischen ihm und der
Ecke vorbei, ohne daß es zu Tuchfühlung kam.
    Dieser Armleuchter! dachte Tim und
sauste die Treppe hinunter.
    Hinter sich hörte er Keismars
Ledersohlentritte.
    Unten im Parterreflur filzte Tim seine
Taschen.
    In dem kleinen Portemonnaie war noch
etwas Münzgeld.
    Das enthob ihn der Peinlichkeit, den
Pauker zu

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