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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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aber nicht, wenn du mal deine Ruhe haben oder was anderes machen willst. Wär doch ideal.«
    »Jetzat kommt’s raus!« Manfred legte seinen Löffel in den Teller und lehnte sich zurück. »Ihr traut’s mir des nimmer zu, oder?«
    Vera sah langsam ein, dass Wallner recht gehabt hatte. Die Sache mit Manfred würde nicht einfach werden. »Es ist doch die vernünftigste Lösung. Das hat nichts damit zu tun, dass wir dir das nicht zutrauen.«
    Manfred nickte und starrte vor sich hin. Ein Hauch von Verbitterung spielte um seine Mundwinkel.
    »Jetzt nimm das halt nicht persönlich.« Wallner ging die Geduld aus.
    »Wie soll ich’s sonst nehmen? Von der komischen Seite?«
    »Okay«, sagte Wallner. »Legen wir ein paar Wahrheiten auf den Tisch. Auch wenn sie hier vielleicht nicht jeder hören will.«
    Manfred zuckte ein wenig zusammen und nahm eine abwehrende Körperhaltung ein.
    »Erstens: Der Pichelsteiner ist versalzen. Wenn ich das nächste Mal sage: Es kann sich jeder nachsalzen, dann hör auf mich. Du tust nämlich doppelt so viel Salz rein wie andere Menschen, weil du es nicht mehr schmeckst. Schade um den ansonsten ausgezeichneten Pichelsteiner.«
    Manfred quittierte Wallners Rede mit einem indignierten Gesicht, die Arme hatte er verschränkt, das Kinn lag auf der Brust.
    »Zweitens: Einer muss es dir sagen – du bist
nicht
der einzige Mensch auf der Erde, der mit den Jahren immer jünger wird. Nein, du wirst wie wir alle älter. Und da lassen manche Dinge ganz natürlich nach. Unter anderem Gedächtnis und Konzentration. Du lässt immer mal wieder die Herdplatte an, du hast neulich deine Brille ins Brotfach getan und andere Dinge mehr. Nichts Beunruhigendes. Wird mir wahrscheinlich früher passieren als dir. Und bis jetzt hast du keinen Fehler bei Katja gemacht. Weil du dir unendlich viel Mühe gibst mit ihr, ganz klar. Aber stell dir vor, es passiert Katja tatsächlich etwas, weil du was vergessen hast, nicht aufgepasst oder einfach einen altersbedingten Fehler gemacht hast, wie er jedem unterlaufen kann. Und dann musst du dir deine letzten Jahre über sagen, du hättest es verhindern können.« Wallner sah seinem Großvater in die Augen und versuchte, Verständnis zu wecken. »Denk einfach drüber nach. Wir sind alle dankbar, dass du dich so um Katja kümmerst. Und niemand will sie dir wegnehmen. Es geht nur darum, dass noch jemand da ist, der sich auch ein bisschen um sie kümmert. Um nichts anderes.«
    Manfred stocherte in seinem Eintopf und schob sich einen Löffel voll in den Mund. »Hättst halt mal gesagt, dass er versalzen is.« Dann kaute er still vor sich hin. Schließlich ließ er den Löffel wieder in den Teller sinken und schaute Vera und Wallner an. »Habt’s ihr schon jemand?«

[home]
    16
    M iesbach war an diesem Morgen im Schnee versunken, und Wallner ging zu Fuß ins Büro. Die eisige Morgenluft belebte seinen Kreislauf, der zu Tagesanfang gewöhnlich schwer in die Gänge kam. Dann fror Wallner noch heftiger als zu anderen Tageszeiten. Es ließ sich nur aushalten, wenn er die Daunenjacke hochgeschlossen trug und darunter mehrere Lagen Pullover und andere Kleidungsstücke.
    Im Büro war wenig Betrieb. Viele Kollegen steckten im Schneechaos. Mike war schon da, Janette und Oliver trafen kurz darauf ein. Gegen elf berief Wallner die drei zu einer Besprechung.
    »Zum einen will ich wissen, ob es neue Erkenntnisse zu der Toten von gestern Abend gibt. Vor allem Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden. Zum anderen haben wir dieses Foto mit der Leiche. Das kann alles Mögliche sein. Schlimmstenfalls wurde die Frau auf dem Foto ermordet. Dann müssen wir dem natürlich nachgehen. Die Wohnung der Toten ist untersucht worden?«
    »Ja, heute Morgen«, sagte Oliver. »Hat aber wenig gebracht. Eigentlich gar nichts.«
    »Was ist mit ihrem Computer?«
    »Den haben unsere Leute untersucht«, sagte Janette. »Ich war dabei. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sie einen Abschiedsbrief geschrieben oder irgendwelche Suizid-Websites besucht hat. Sie hat eh kaum was mit dem Computer gemacht. Ein paar E-Mails pro Woche. Es ging fast immer um den Gnadenhof und dessen Finanzierung. Fast nie privat. In sozialen Netzwerken war sie auch nicht. Fotos hat sie einige. Aber die sind fast alle von den Tieren auf dem Hof. Die hat sie anscheinend für die Gnadenhof-Website gemacht. Sind alles Handyfotos. Da ist nichts, was uns bei diesem Leichenfoto weiterbringt.«
    »In beiden Fällen wissen wir also bis dato nicht, ob

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