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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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überhaupt ein Verbrechen vorliegt. Haben wir schon ein Obduktionsergebnis?«
    »Die Autopsie wurde heute Morgen durchgeführt.« Oliver hatte den gefaxten Bericht in der Hand und blätterte darin. »Der Tod ist, grob gesagt, durch Verbluten eingetreten. Interessant sind dabei folgende Punkte: Die Schnitte wurden relativ fachgerecht gesetzt. Das ist nicht ganz einfach. Aber das kann man sich aneignen, wenn man seinen Suizid sorgfältig vorbereitet. Oder einen Mord.«
    »Das heißt: Falls wir einen Mörder suchen, dann jemanden mit medizinischen Kenntnissen?«
    »Nein, das kann auch ein interessierter Amateur gewesen sein. Der zweite Punkt ist allerdings um einiges bedeutender. Sophie Kramm hatte eine Substanz im Körper, die da nicht unbedingt hingehört: Gamma-Hydroxy-Buttersäure, kurz GHB .«
    » GHB  – ist das nicht Liquid Ecstacy?«, fragte Janette.
    »Richtig. In der hohen Dosierung, wie sie im Körper der Toten vorhanden war, führt das Zeug zu einer tiefen Ohnmacht.«
    »Das heißt, es war kein Selbstmord?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder Sophie Kramm hat ihren Suizid selbst sehr sorgfältig geplant und wollte nichts dem Zufall überlassen und möglichst schmerzfrei sterben. Das heißt, sie hat die GHB genommen, bevor sie sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Oder jemand hat sie betäubt und ihr dann die Pulsadern aufgeschnitten.«
    »Kann man nicht feststellen, wann sie dieses Ecstasy eingenommen hat?« Mike umklammerte seine leere Kaffeetasse.
    »Sie hat es in jedem Fall eingenommen, bevor die Pulsadern geöffnet wurden. Die Frage ist, ob sie zu diesem Zeitpunkt schon ohnmächtig war, also überhaupt selbst dazu in der Lage war. Und das kann man anscheinend nicht ohne weiteres bestimmen.«
    »Mit anderen Worten: Wir wissen immer noch nicht, ob es Mord oder Selbstmord war.« Wallner hielt dem nervösen Mike die gläserne Kaffeekanne hin. Der nahm das Angebot dankend an.
    »Nein«, sagte Oliver. »Das wissen wir nicht. Es gibt keinen Abschiedsbrief. Die Schwester der Toten hat jedenfalls keinen gefunden.«
    »Was ist mit dem Foto?«
    Janette bat, Wallners Computer benutzen zu dürfen, und rief eine Datei mit dem Foto auf. Das Foto der exhumierten Leiche erschien vergrößert und etwas körnig auf dem Bildschirm. »Das Foto liefert uns einige Fakten. Aber wir müssen die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Man sieht, dass die Leiche nicht besonders tief eingegraben war. Vielleicht einen halben Meter unter der Erde, plus/minus. Es fehlt ein Sarg.«
    »Du meinst, sie ist einfach verscharrt worden. Nicht wirklich beerdigt.«
    »Das ist zumindest kein normales Grab. Aber die Leiche wurde durchaus in gewisser Weise beerdigt. Sie ist ordentlich in ihr Grab gelegt worden. Die Hände sind über der Brust gefaltet, und was man da undeutlich oberhalb der Hände sieht, ist wohl ein Kreuz. Wir sind nicht ganz sicher. Aber es ist ein metallener Gegenstand, der ihr offenbar mit ins Grab gelegt wurde. Da hat also jemand so was wie eine Bestattung versucht.«
    »Gibt es Hinweise darauf, wo das Foto aufgenommen wurde?«
    »Das müssen die im LKA noch genauer untersuchen. Aber der Sennleitner meint, das wäre Lehmboden, wie man ihn bei uns findet. Den gibt’s natürlich auch an tausend anderen Stellen auf der Erde. Aber immerhin. Da am oberen Rand ist eine rosafarbene Blume.«
    »Krokus?«
    »Herbstzeitlose. Das Foto wurde höchstwahrscheinlich im September oder Oktober aufgenommen. Ich hab es auch mal nach München an die Kollegen in der Gerichtsmedizin gemailt. Einer von denen war vor kurzem erst auf einer Fortbildung in Knoxville.«
    »Die Bodyfarm? Die Burschen in München haben echt zu viel Geld«, sagte Mike und sah, Zustimmung erwartend, zu Wallner.
    »Jedenfalls ist er oberschlau wieder zurückgekommen und meint, der Zustand der Leiche deutet darauf hin, dass sie etwa drei bis sechs Monate in der Erde war – falls sie im Sommer eingegraben wurde. Natürlich unter Vorbehalt, weil’s ja nur ein Foto ist.«
    »Sommer käme hin, wenn das Bild im Herbst gemacht wurde.« Wallner betrachtete das Foto auf dem Bildschirm und deutete mit dem Finger auf etwas, das die Hüfte der Leiche teilweise bedeckte. »Was ist das?«
    »Das ist das Interessanteste an dem ganzen Bild. Eine Handtasche.« Janette vergrößerte den entsprechenden Bildausschnitt. Er wurde körniger. Mit dem Wissen, dass es sich um eine Handtasche handelte, erkannte man einen Verschluss, an dem eine kleine Metallplatte,

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