Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
Katzen- und Hundeaugen beobachteten sie. Unversehens stand die Riesenkatze auf, ging geschmeidig auf Kreuthner zu und sprang ihm auf den Schoß. Es dauerte eine Zeit, bis sie die ideale Stellung gefunden hatte, um mit geschlossenen Augen vor sich hin zu brummen.
    »Wie heißt die?«
    »Troll. Ist ein Kater.«
    »Troll?«
    »Er kommt aus Norwegen. Deswegen Troll. Stellst du bitte die Flasche auf den Bierdeckel. Sonst gibt es Flecken auf dem Tisch.«
    Kreuthner stellte die Flasche auf den Bierdeckel und kraulte Troll am Kopf, bis der Kater sein Maul aufriss und ausgiebig gähnte. Zwischen den Reißzähnen hatte zwar die Parodontose gewütet. Kreuthner vermutete, dass Troll dennoch Angst und Schrecken unter den Mäusen des Hofes verbreitete.
    »Wie ich siebzehn war, ist meine Mutter gestorben«, sagte er.
    »Das tut mir leid. An was?«
    »Blutvergiftung. Hat sich an am Blatt Papier geschnitten.«
    »Daran kann man sterben?«
    »Kann man.«
    Daniela schenkte sich einen Schnaps nach. »Da hast du bestimmt nicht gedacht, dass das zu was gut ist.«
    Kreuthner blickte in die Flasche und betrachtete den dünnen Schaum auf dem Bierrest. Hopfengeruch stieg ihm in die Nase. »Ich hab damals Autos geknackt und noch schlimmere Sachen gemacht. An dem Abend, als meine Mutter gestorben is, hätt ich eigentlich bei am Einbruch mitgehen sollen. Große G’schicht. Autohaus. Na ja – dann ist eben meine Mutter gestorben, und ich bin net mitgangen. Und was glaubst? Alle anderen, die dabei waren, ham s’ erwischt. Da hab ich mir gedacht: Des is a Zeichen! Jetzt hörst auf mit dem Scheiß und machst was ganz anderes. Dann bin ich Polizist geworden.«
    Daniela nickte und biss die Lippen aufeinander. »Hast Glück gehabt, wie?«
    »Ja. Hab ich«, sagte Kreuthner und wurde leicht melancholisch. »Tut mir leid«, sagte er schließlich, hob Troll von seinen Knien und setzte ihn auf den Boden. »Ich bin wahrscheinlich keine große Hilfe. Das nächste Mal bring ich dir an Selbstgebrannten mit. Da hast mehr davon.«
    Daniela streichelte eine weiße Katze, die neben ihr auf der Bank lag. »Es war nett, dass du vorbeigeschaut hast. So hab ich mal eine halbe Stunde an was anderes gedacht.«
    »Na dann.« Kreuthner deutete auf die angebrochene Schnapsflasche. »Trink die aus und leg dich ins Bett.«
    Er war schon im Hof, als Daniela noch einmal ans Fenster trat. »Leo …« Kreuthner sah sich um. Sie erschien ihm wie ein Geist mit den dunklen Ringen um die Augen und den fast weißen Haaren um ihr Gesicht. »Die Sophie hat sich nicht umgebracht.«

[home]
    15
    W allner war um halb sieben zu Hause. Er brachte Katja ins Bett und las ihr zum Einschlafen sechs Seiten aus »Wenn kleine Tiere müde sind« vor, was eineinhalb Minuten dauerte. Dann gähnte Katja und wollte nichts mehr vorgelesen haben, sondern selbst lesen. Eine weitere Minute später entglitt das Buch ihren Händen, und Wallner löschte das Licht.
    Während Manfred in der Küche das Abendessen bereitete, setzte sich Wallner zu Vera ins Wohnzimmer.
    »Und? Schläft sie?«
    »Wie ein Stein. Sie war auch viel draußen heute.«
    »Ja. Manfred war mit ihr im Garten.«
    Es trat eine kleine Pause ein, die Wallner signalisierte, dass Vera jetzt ein schwieriges Thema ansprechen würde.
    »Du weißt, dass ich wieder arbeiten will«, sagte sie schließlich.
    »Natürlich. Ich kann das verstehen, dass man mehr braucht als den ganzen Tag nur Kind – so schön das ist. Ich hab’s ja selber erlebt.« Wallner hatte vier Monate Elternzeit genommen und sich ganz seiner kleinen Tochter gewidmet. Fast ganz. Tatsächlich hatte er immer wieder Zeit gefunden, im Büro anzurufen oder auf einen Kaffee in der Carl-Fohr-Straße vorbeizuschauen und sich mit harmloser Miene zu erkundigen, wie es denn so laufe. Mike, der in dieser Zeit als Wallners Stellvertreter das Sagen hatte, war reichlich genervt gewesen und hatte allen verboten, Wallner irgendetwas Dienstliches mitzuteilen. Wallner bekam trotzdem mehr Informationen aus seinen Mitarbeitern heraus, als Mike lieb war. Wallner war nicht umsonst seit über zwanzig Jahren erfolgreicher Ermittler. »Willst du wieder in deinen alten Job?«
    »Jedenfalls zum LKA . Da wird gerade ein Forschungsprojekt für Bildauswertung eingerichtet. Ich könnte das leiten. Ist mit A  13 dotiert.«
    »Nicht schlecht. Das hab ich ja.«
    Sie streichelte ihm übers Haar. »Nicht neidisch werden.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, dass wir eine Lösung für Katja brauchen.«
    »Manfred

Weitere Kostenlose Bücher