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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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hat es geerbt und brauchte Geld. Da hab ich’s ihm abgekauft. Es sollte eigentlich so eine Art Kredit werden. Er wollte es mir später für einen höheren Preis wieder abkaufen. Aber da kam die Finanzkrise dazwischen. Danach hat er das Geld nicht mehr gehabt.«
    »Wieso haben Sie es Ihren Eltern nicht erzählt?«
    »Mei – ich hab auch a Privatleben.«
    »Aber Sie leben doch hier, net in Ihrem Haus.«
    »Und?«
    »Wozu kauft man sich ein Haus, wenn man da nicht wohnt?«
    »Ich hab früher tagsüber dort gewohnt. Wozu wollen Sie das alles wissen?«
    »Kennen Sie einen Mann namens Jörg Immerknecht?«
    »Nein«, sagte Krugger.
    »Der hat zu Hause eine Straßenkarte, da ist Ihr Haus eingezeichnet.«
    »Wie – eingezeichnet?«
    »Der Weg von hier, vom Haus Ihrer Eltern, bis zu dem Haus am Taubenberg ist da genau eingezeichnet. Komisch, oder?«
    Krugger zuckte mit den Schultern. »Schon komisch. Aber ich … na ja, ich hab auch keine Erklärung dafür.«
    »Schade. Ich hab gedacht, Sie könnten uns weiterhelfen. Der Herr Immerknecht ist nämlich tot.«
    »Ist das der vom Wallberg?« Krugger tat, als denke er nach. »Ja, ich hab davon gelesen. Ist schon der zweite Tote da.«
    »Richtig.« Kreuthner ließ Krugger ein wenig schmoren und sah sich im Zimmer um. »Sie beschäftigen sich mit der Börse?«
    »Ja. Das ist mein Beruf. Oder sagen wir, es gehört zu meinem Beruf.«
    Kreuthner hob einen der Chart-Ausdrucke vom Boden auf und betrachtete ihn. »Der Ausdruck erinnert mich an was.«
    Krugger schwieg.
    »Ist schon ein paar Jahre her. Was fahren Sie für einen Wagen?«
    »Einen großen Volvo. Verbraucht wenig und hat viel Platz. Ich muss manchmal Kerzen ausliefern.«
    »Wie lange haben Sie den Volvo schon?«
    »Müsst ich nachsehen. Was spielt das für eine Rolle?«
    »Im September 2008 hatten Sie ihn noch nicht, oder?«
    »Nein, da hatte ich ihn noch nicht.«
    »Hatten Sie da einen alten Golf?«
    Krugger war sichtbar verunsichert. Wieso wusste der Kommissar das? Vielleicht hatte er geraten. Ein Golf war ja kein seltenes Fahrzeug. Oder er hatte das recherchiert. Das dürfte für einen Polizisten kein Problem sein. Aber wieso tat er das? »Ja, da hatte ich einen Golf. Ich hab damals noch studiert.«
    »In einem alten Golf hab ich solche Ausdrucke damals gesehen. Die sind da überall im Wagen herumgelegen. Und wissen Sie, warum ich mir das gemerkt hab drei Jahre lang?«
    Krugger schwieg.
    »Weil der Fahrer hat zwar zu dem Golf gepasst, aber nicht zu den Börsenkursen. War schon a bissl komisch damals. Ende September 2008 war das. Weil an dem Wochenende war Italienerwochenende auf der Wies’n. Is Eahna da noch was in Erinnerung? September 2008 ?«
    »Finanzkrise. Lehman-Pleite.«
    »Und sonst? Persönlich?«
    Krugger zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    Kreuthner holte ein Kärtchen aus seiner Brieftasche und gab es Krugger. Darauf war Kreuthners Handynummer handschriftlich notiert. Seine Polizeivisitenkarte konnte er aus naheliegenden Gründen nicht verwenden. »Ich bin mir sicher, Ihnen wird noch was einfallen.«

[home]
    39
    B ereits auf dem Weg nach Wasserburg hatte Wallner mit dem Kommissariat für Staatsschutzsachen in Rosenheim gesprochen. Wallner hatte den Fall geschildert und die Vermutung geäußert, dass die beiden Opfer möglicherweise auffällig geworden waren. Man hatte versprochen, schnellstens einen Kontakt zum Verfassungsschutz herzustellen. Als Wallner und Mike auf dem Rückweg zum Parkhaus waren, meldete sich das Rosenheimer Kommissariat zurück und bot einen Termin noch am gleichen Nachmittag in München an. Die Strecke war um die Uhrzeit in einer guten Stunde zu schaffen.
    Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz kann es nicht mit anderen Behörden des Freistaats aufnehmen, wenn es um Kriterien wie idyllische Lage und Schauwert der Baulichkeiten geht. Es liegt im Münchner Norden, umgeben von breiten Straßen, die Industrie- und Verwaltungsgebäude an die Hauptverkehrsadern anbinden. Das Bürogebäude selbst hat eine im Sommer mit Wein bewachsene Ziegelfassade, für deren Machart jemand vor ein paar Jahren die Bezeichnung »Münchner Klinker« erfunden hat. Das Haus hat einen eigenartig s-förmigen Grundriss und wird von einem hohen Antennenmast überragt.
    Bernd Hauser hatte die sechzig bereits überschritten und strebte seiner Pensionierung entgegen. Zu Zeiten der RAF hatte er V-Leute in der sogenannten linken Szene

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