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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Rotlichtmilieu handelte, sonst wäre er wohl nicht auf eine Prostituierte für den Auftrag verfallen.
    Nachdem man den Täterkreis nach den Angaben der Frau und anderen Kriterien eingeengt hatte, blieben sechs Verdächtige, deren Fotos man der Frau zeigte. Sie konnte den Mann aus dem Lokal nicht zweifelsfrei identifizieren. Alle sechs waren vorbestraft, meist wegen Gewaltdelikten. Es wäre naheliegend gewesen, auch Tiffany, der Stripperin, die in ihrer Wohnung niedergestochen worden war, Fotos der sechs Verdächtigen zu zeigen. Aber die behandelnden Ärzte lehnten das kategorisch ab. Die psychische Belastung, mit ihrem Peiniger – und sei es nur auf einem Foto – konfrontiert zu werden, sei im Augenblick noch zu groß. Es blieb nichts anderes übrig, als die Kandidaten einzeln zu überprüfen. Einer davon saß seit vier Wochen in Stadelheim in Untersuchungshaft, ein anderer lag seit drei Tagen nach einer Prügelei mit gebrochenem Arm im Krankenhaus, kam also auch nicht in Frage. Bei den restlichen vier versuchten Mike und zwei weitere Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit den Münchner Kollegen herauszufinden, was sie zur Tatzeit getrieben hatten. Ein mühseliges Unterfangen, da allen Männern gemeinsam war, dass sie ungern mit der Polizei redeten und nicht geneigt waren, in irgendeiner Weise zu kooperieren.
    Wallner hatte inzwischen veranlasst, dass zwei Beamte mit Josepha Leberecht, der ehemaligen V-Frau des Verfassungsschutzes, Kontakt aufnahmen und sie zu einer Befragung nach Miesbach baten. Leberecht gab wichtige Termine vor und war nicht zu einer Fahrt nach Miesbach zu bewegen. Im Vorgriff auf derlei Misshelligkeiten hatte Wallner gleich am Morgen Staatsanwalt Tischler angerufen und um einen Haftbefehl für Leberecht gebeten. Dass Leberecht einst für den Verfassungsschutz gearbeitet hatte, gefiel Tischler, das hatte
Media Value,
wie er sagte. Am späten Vormittag läuteten zwei Beamte an Josepha Leberechts Wohnungstür und präsentierten ihr den Haftbefehl.
     
    Währenddessen spitzten sich die Dinge für Kreuthner zu. Vor dem Haus des Baptist Krugger waren zwei Männer aus einem Wagen gestiegen und gingen auf die Haustür zu.
    Kreuthner hatte nicht viel Zeit zum Überlegen. Es gab in dem großen Raum eine Tür, die vermutlich in den Keller führte. Auch sie war verschlossen. Die Toilette war keine Option, möglicherweise hatte einer der Ankömmlinge eine volle Blase. Es blieb der kleine Abstellraum. Mit ein wenig Glück hatte dort niemand etwas zu schaffen, und Kreuthner konnte darin unerkannt ausharren, bis die Besucher wieder weg waren. Vielleicht gelang es ihm auch, während der Anwesenheit der Besucher zu fliehen, was Kreuthner bei genauerem Besehen für die beste Option hielt. Denn sobald die Burschen wegfuhren, säße er wieder in der Falle.
    Die zwei Männer, die den Raum betraten, waren um die dreißig Jahre alt, kräftig gebaut und trugen die Uniform eines privaten Sicherheitsdienstes. Sie verfügten über die Schlüssel und PIN -Codes, die zum Öffnen der Haustür erforderlich waren. Beim Hereinkommen klopften sie sorgfältig den Schnee von ihren Schnürstiefeln, schalteten das Licht ein und schlossen die Tür hinter sich. Dann schritten sie ohne das geringste Zögern zu der Tür des Abstellraums, öffneten sie, zerrten Kreuthner heraus, warfen ihn zu Boden und legten ihm Handschellen an. Das Ganze ausgesprochen ruhig und routiniert. Als Kreuthner protestierte, sagte einer der Männer »Maul halten!« und gab Kreuthner zwei Ohrfeigen, dass ihm für die nächste halbe Stunde das Gesicht brannte. Aber das sollte sich rückblickend als sein geringstes Problem erweisen.
    Kreuthner saß mit gefesselten Händen auf einem Hocker ohne Rückenlehne. Einer der Männer stand vor ihm, sah mal aus dem Fenster, mal zu Kreuthner, trat gelangweilt von einem Bein aufs andere und sagte nichts. Der andere, anscheinend von höherem Rang, war am Schreibtisch und fertigte Fotokopien von Kreuthners Ausweis und Führerschein an. Den Dienstausweis pflegte Kreuthner in seiner Uniformjacke aufzubewahren, und er war im Augenblick sehr froh über diese Gewohnheit. Die Sicherheitsleute waren beim Durchsuchen von Kreuthners Jacke auch auf das Foto der Frau gestoßen, das Kreuthner vom Schreibtisch entwendet hatte, schienen ihm aber keine Bedeutung für ihre Zwecke beizumessen und taten es wieder zurück. Als die Kopierarbeit beendet war, ging der Mann zu seinem Kollegen, steckte Ausweis und Führerschein in Kreuthners Brieftasche

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