Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
Vom Netzwerk:
die dumme Panik in sich aufsteigen und blieb stehen. Wer konnte da mitten in der Nacht steif wie ein Stück Holz auf der Straße sitzen? Ein Betrunkener? Ein Bettler? Ein Geist?
    Die Gestalt regte sich nicht. Ein schrecklicher Gedanke zuckte durch ihr Hirn. Wenn es nun gar ein Toter war?
    Du bist ja vollkommen verrückt, schalt sie sich. Ein Toter sitzt ganz bestimmt nicht aufrecht auf dem Straßenpflaster.
    Der Nebel drehte sich, schwankte hin und her und gab für einen kleinen Moment den Blick auf das vermummte Wesen frei.
    Es war ein halb zerschlagenes Holzfass, das jemand hier abgeladen hatte. Violet atmete auf, schalt sich eine dumme Gans und ging mutig an dem vermeintlichen Geist vorbei. Ganz in der Nähe schlug jetzt eine Turmuhr - es musste St. Martin sein. Sie kam gut voran.
    Dann, plötzlich, vernahm sie Schritte in ihrer Nähe. Es waren genagelte Schuhe, die auf den Pflastersteinen deutlich zu hören waren, jedoch war sie nicht imstande zu sagen, ob sich der einsame Fußgänger vor oder hinter ihr befand. Sie ging rascher, eine weggeworfene Zeitung verfing sich in ihrem Kleid und das Papier knisterte so laut, dass sie erschrak.
    Ruhig, dachte sie, ruhig bleiben. Doch die Erinnerung an jene unheimliche Begegnung stand so lebhaft vor ihren Augen, dass sie am ganzen Leibe zitterte. Es war ganz sicher ein Verrückter gewesen, der ihr das Messer in den Rücken gesetzt und sie auf solch scheußliche Weise berührt hatte. Und doch hatte Marlow später behauptet, sie sei in dieser Nacht dem Mörder nur knapp entkommen.

Er musste sich in die gleiche Richtung wie sie bewegen, sonst wären die Schritte längst verhallt. Unruhig lauschte sie in die Düsternis hinein, starrte in die gelblichen Lichtfelder der Laternen, in denen die Nebelschleier wehten. Kein Schatten, keine Silhouette war dort auszumachen, doch die genagelten Schuhe klapperten immer noch auf den Pflastersteinen, in gleichmäßigem Abstand vernahm sie die kleinen, harten Schläge, die nur allzu deutlich bewiesen, dass sie nicht allein durch diese Straße ging.
    Die Angst war heftiger als je zuvor. Sie umklammerte mit einer Hand den zusammengeklappten Regenschirm und dachte daran, dass sie sich nicht kampflos ergeben wollte. Zugleich wusste sie, wie lächerlich dieses Vorhaben war. Was würde sie wohl mit diesem Monstrum in der Hand gegen einen entschlossenen Mörder ausrichten? Gar nichts.
    Der Mörder von Whitechapel treibt im Eastend sein Unwesen, sagte sie sich verzweifelt. Und ich bin schon fast in Soho. Außerdem sagt man, dass er nur am Wochenende zuschlägt und wir haben Montag.
    Doch alle Versuche, die Angst wegzureden scheiterten. Riesengroß stieg die Panik in ihr auf, ließ ihren Puls fliegen, schnürte ihr heiß den Hals zu und versetzte ihren Körper in höchste Anspannung. Ein Instinkt sagte ihr, dass sie davonrennen müsse, und zugleich wusste sie, dass nichts dümmer gewesen wäre, als jetzt zu flüchten. Es wäre für jeden Verfolger das Signal gewesen, sich auf sie zu stürzen.
    Doch der Fluchtinstinkt war stärker als alle Vernunft. Sie beschleunigte das Tempo, raffte die Röcke zusammen und begann zu laufen, erblickte im schwachen Lampenschein eine Straßenbiegung und hielt darauf zu. Jetzt hörte sie nur noch den eigenen keuchenden Atem und das wilde Schlagen ihres Herzens, sie wollte in die Nebenstraße hineinlaufen, in der schwachen Hoffnung, dort das Licht einer Kneipe zu entdecken – da erblickte sie urplötzlich im dunstigen Lichtschein der Laterne eine schmale, hochaufgerichtete Gestalt.
    Sie schrie gellend auf, stolperte gegen eine hölzerne Kiste, die irgendjemand auf dem Trottoir hatte stehen lassen und spürte, wie sie fiel.
    Was dann geschah, drang mit unendlicher Langsamkeit in ihr Bewusstsein ein, so als stünde die Zeit mit einem Mal nahezu still. Sie fiel, erblickte das Straßenpflaster, das aus dem Nebel heraus auf sie zustrebte, eine Ecke der hölzernen Kiste näherte sich ihr, während ihr Körper zu schweben schien. Zugleich bewegte sich die dunkle Silhouette unter der Straßenleuchte, ein Mantel flatterte auseinander, die Gestalt setzte zum Sprung an, schien auf sie zuzufliegen, wie ein nächtlicher Dämon, der sein Opfer anspringt.
    Eine harte Erschütterung brachte sie wieder zu sich. Ihre Arme und ihr Brustkorb schmerzten heftig, jemand hielt sie mit beiden Armen fest an sich gepresst.
    „Ruhig“, sagte Marlow. „Ganz ruhig!“
    Ihr Kopf sank an seine Brust, sie war so erleichtert, dass ihr für einen

Weitere Kostenlose Bücher