Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht
Augenblick die Sinne schwanden. Als sie wieder zu sich kam, lag sie ausgestreckt auf dem Pflaster, über sich erblickte sie Marlows blasses Gesicht und seine glühenden, dunklen Augen.
„Was tun Sie da?“, stammelte sie benommen.
Er nestelte an ihrem Kleid, hatte ihr Hemd aufgerissen und war beschäftigt, ihre Korsage aufzuhaken. Mit einem Aufschrei fuhr sie hoch, wobei der Stoff vollends auseinander glitt, denn er hatte bereits alle Haken gelöst.
„Wie können Sie es wagen?“, rief sie erbost und schlang die Arme schützend um den Oberkörper.
„Ich pflege keine Riechfläschchen oder ähnlichen Schnickschnack mit mir herumzutragen, Miss Burke“, fuhr er sie böse an. „Also habe ich diese Methode angewandt, um Sie wieder in die Welt zurückzubefördern.“
Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an, ihre Hände versuchten zitternd, die Knöpfe und Haken zu schließen, doch sie war so ungeschickt dabei, dass sie ihm ihre Blöße nur erst recht zeigte.
„Nehmen Sie die Finger weg“, knurrte er. „So wird das nichts.“
„Lassen Sie mich!“, wehrte sie sich, als er ihre Hände fassen wollte, um sie wegzuziehen.
„Hören Sie mal zu, Miss Burke“, herrschte er sie an. „Ich bin überhaupt nicht daran interessiert, mitten in der Nacht auf der Straße bei einer halb nackten Frau angetroffen zu werden. Halten Sie jetzt still – die Sache ist in wenigen Minuten erledigt.“
Sie hatte nicht mehr die Kraft, sich zu widersetzen und ließ zitternd geschehen, dass er ihre Arme mit sanfter Entschlossenheit beiseiteschob und sich daran machte, die geöffneten Häkchen einen nach dem anderen wieder zu schließen.
„Ganz ruhig“, murmelte er leise. „Ich habe Erfahrung in diesen Dingen. Gleich haben wir’s.“
Sie schwieg, gab sich seinen Bewegungen hin und begegnete immer wieder seinem dunklen Blick, wenn er die Augen prüfend auf ihr Gesicht richtete. Nebel umwehten sie, hatten Häuser und Straßen verschluckt, machten glauben, der Rest der Welt um sie herum sei in graugelber Finsternis versunken. Es gab nur ihn, Marlow, seinen dunklen, weiten Mantel, sein blasses Gesicht und die brennenden Augen.
Seine Hände waren geschickt. Wenn er zwei Finger unter den Stoff schob, um den Haken besser schließen zu können, war die Berührung mit ihrer bloßen Haut unendlich zart. Leise und wie unabsichtlich fuhr sein Finger über ihre Brustspitzen und sie spürte den süßen Schauer bis hinab zu ihren Füßen. Er arbeitete sich geduldig von unten nach oben hinauf, verweilte lange bei jedem Haken und prüfte anschließend sorgfältig nach, ob er auch gut geschlossen war. Wenn er mit dem Ergebnis unzufrieden war, öffnete er das Häkchen wieder, zog die Korsage auseinander, glitt mit den Fingern streichelnd über die entblößten Rundungen ihrer Brüste und zog dann den Stoff wieder zusammen, um ihren Busen in die Korsage einzuzwängen.
Violet hatte die Lider gesenkt und gab sich zitternd und voller Sehnsucht seinen Berührungen hin. Es war unwirklich, was geschah, schien eher ein fantastischer Traum als Wirklichkeit zu sein. War es denn möglich, dass Nicholas Marlow hier über ihr kniete und sie mit solch zärtlicher Sorgfalt ankleidete? Bebend atmete sie seinen Duft und wusste plötzlich, woher sie diesen Geruch kannte. Aus einem Traum. Ein unglaublich süßer und zugleich beschämender Traum hatte diesen erregenden Geruch zu ihr getragen und sie sog ihn gierig in ihre Lungen ein.
„Wenn Sie glauben, dass ich ab jetzt Ihre Kammerzofe spiele – dann sind Sie auf dem Holzweg, Miss Burke“, unterbrach er ihre schönen Fantasien.
Er hatte die Korsage geschlossen und ihr Kleid wieder zugeknöpft - jetzt grinste er sie mit spitzbübischer Befriedigung an.
„Wie können Sie glauben …“, stammelte sie und fand keine Worte mehr vor Verwirrung.
„Schon gut – es war ein Scherz.“
Er zog ihr sanft den Mantel vor der Brust zusammen, schloss die Haken und ließ dann seine Hand für einen Moment auf ihrem bloßen Nacken ruhen. Sie erschauerte, warf unwillkürlich den Kopf zurück und spürte, wie die Hitze durch ihren Körper schoss und sich zwischen ihren Beinen sammelte. Als sie den Kopf hob und seinen triumphierend blitzenden Augen begegnete, glaubte sie, vor Scham sterben zu müssen.
„Dann wollen wir mal“, meinte er lässig, als bräche man zu einem Picknick auf. „Oder hatten Sie vor, die Nacht auf dem Straßenpflaster zu verbringen?“
„Natürlich nicht!“
Er stützte sie, als sie aufstand,
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