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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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    Im Bücherregal standen einige sehr spezielle Texte. Sie handelten von Magie, Okkultismus und Satanismus.
    Auf einem Beistelltisch lagen ein paar Tarotkarten mit symbolischen Figuren, darunter der Teufel, der Mond, das Gericht. In der Abstellkammer entdeckten die Beamten eine Schachtel mit alten Fotos und ein Album mit Ledereinband. Auf einigen Aufnahmen war ein kleines Mädchen beim Spielen im Garten einer Villa zu sehen; andere zeigten dasselbe Mädchen, das einen Schleier trug, neben drei weißen Särgen.
    Aus einem weiteren Karton ragten einige beunruhigende Gegenstände hervor, darunter verschiedene unheimlich oder gar bösartig aussehende Stoffpuppen. Alle hatten sie Nadeln im Kopf stecken. Außerdem ein paar winzige, von ungeschickten Händen selbst gezimmerte Holzsärge – Erinnerungen an die unglückselige Kindheit Beatrice Filangeris.
    Während die Durchsuchung der Zimmer weiterging, nahm sich Rizzo den Computer in einer kleinen, als Arbeitszimmer genutzten Kammer vor. In den Dateien fand er vorwiegend geschäftliche Dokumente, und das Gleiche galt für die E-Mail-Postfächer, mit Ausnahme einiger privater Mails, die fast immer mit denselben wenigen Adressen ausgetauscht worden waren. Francesco Rizzo notierte sie sich auf einem Schreibblock und gab danach Anweisung, alle Kabel herauszuziehen und den Computer mit in die Dienststelle zu nehmen, wo er genauer durchleuchtet werden würde.
    Zum Schluss schlitzten die Beamten noch die Matratze und die Kissen auf, auch die auf der Couch und den Sesseln, und ließen Schaumgummi und Wollflocken auf dem Bodenzurück. Sie nahmen vieles mit: die Kartons, die Bücher über Satanismus, die Fotos, Videokassetten, CDs, DVDs sowie die registrierte Beretta 6.35. Dann versiegelten sie die Wohnungstür. Das Appartement war beschlagnahmt.
    Kaum dass er in seinem Dienstwagen saß, rief Rizzo Ferrara an.
    »Bravo!«, bekam er mehrmals zu hören.
    Es war kurz vor vier Uhr nachmittags.
    Zur gleichen Zeit trafen Ferrara und Vinci im Innenhof des Präsidiums ein.
    Allem Anschein nach ruhig und mit Unschuldsmiene betrat Beatrice Filangeri erneut das Zimmer von Teresa Micalizi.
    Sie wurde von einem Pflichtverteidiger begleitet, der etwa dreißig Jahre alt war und den Eindruck machte, als träumte er bereits davon, mit diesem Fall berühmt zu werden. Vielleicht war es einer seiner ersten. Sie hatten ihn aus dem Verzeichnis der an den jeweiligen Wochentagen zur Verfügung stehenden Anwälte der Anwaltskammer herausgesucht. Der Pflichtverteidiger setzte sich neben seine Mandantin und wechselte unter dem wachsamen Blick der Kripobeamtin ein paar Worte mit ihr. Dann schielte er auf seine Armbanduhr und begann, mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln, als verlöre er kostbare Zeit. Bald darauf erschienen der Staatsanwalt und der Commissario, die nebeneinander hinter dem Schreibtisch Platz nahmen.
    Der Rechtsanwalt ergriff als Erster das Wort, nachdem er aus seiner Aktentasche das Strafgesetzbuch und die Strafprozessordnung hervorgeholt hatte. Wo die Anwälte auch hingingen, diese Texte hatten sie immer dabei.
    Er hieß Luciano Vitale, und aus der Visitenkarte, die erdem Staatsanwalt überreichte, ging hervor, dass er einer berühmten Kanzlei angehörte.
    »Ich habe meiner Mandantin geraten, keine Fragen mehr zu beantworten«, erklärte Vitale wichtig. »Zuerst möchten wir erfahren, was ihr genau vorgeworfen wird und welche Beweise der Staatsanwaltschaft vorliegen.«
    Vinci gab den Inhalt von Rizzos Dienstbericht sowie des Protokolls der Zeugenbefragung wieder: der nächtliche Anruf über die Funkzelle in der Nähe der Via Sanminiatelli, die unzureichende Begründung für Beatrice Filangeris Aufenthalt dort (»Ich war auf dem Weg nach Hause«), die Weigerung, den Namen des Angerufenen zu nennen, die Behauptung, sich nicht zu erinnern und die Privatsphäre schützen zu wollen, und so weiter.
    »Signora, bestätigen Sie diese Aussagen, die Sie nicht unterschreiben wollten?«, fragte Luciano Vitale anschließend.
    Die Frau sah den Anwalt an, der sich darauf beschränkte, den Mund zu verziehen, und antwortete: »Ich bestätige sie.«
    »Signora, Sie sollten uns jetzt die Wahrheit sagen. Helfen Sie uns aufzuklären, warum Sie an diesem Ort waren, und sagen Sie uns vor allem, mit wem Sie zusammen waren und wen Sie mit Ihrem Handy angerufen haben. Nur dann gewährt uns das Gesetz die Möglichkeit, auch Ihnen zu helfen. Es gibt so etwas wie Strafmilderungsgründe, verstehen Sie, auch ganz

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