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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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und als ich schließlich dunkle Sachen angezogen, mein altgedientes Einbrecherwerkzeug aus dem Innenfutter meines Koffers befreit und meinen heiß geliebten kleinen Stadtplan in die Tasche gestopft hatte, da hatte ich mir bereits erfolgreich eingeredet, dass nur eins zu tun blieb.
    Leise schlich ich mich über den Flur und kroch auf Händen und Füßen über den Teppich zu ihrem Bett. Das Schnarchen wurde leiser, und zwischen zwei Atemzügen schien plötzlich eine sehr lange Pause zu entstehen. Neugierig hob ich den Kopf, zog das oberste Blatt vom Papierstapel des Manuskripts und legte es auf den Boden. Ich vergewisserte mich, dass Victoria sich nicht gerührt hatte, und dann leuchtete ich mit meiner kleinen Stiftlampe auf das Papier.
    Lassen Sie es sich gesagt sein, als Dieb darf man in bestimmten Situationen einfach nicht die Contenance verlieren, ganz gleich, wie eingerostet man auch sein mag. Und es spricht für meine antrainierte Selbstbeherrschung, dass ich nicht laut nach Luft schnappte oder schimpfte wie ein Rohrspatz und mich so verriet. Denn ich hatte eine traurige Entdeckung machen müssen, die mich aufwühlte und so beunruhigte, dass sie mich auch noch verfolgte, als ich schon längst durch die düsteren Gassen und verlassenen campi zur Calle Fiubera lief: Victoria hatte mein Manuskript mitten im vierten Kapitel beiseitegelegt.
     
    Selbst in Bestform ist diese Sache mit dem Einbrechen eine riskante Angelegenheit, und ich war inzwischen ziemlich aus der Übung. Wo wir gerade von Hindernissen sprechen. Ich hätte geschworen, dass es ohnehin nicht leicht werden würde, und da hatte ich die Metallgitter vor den dunklen Schaufenstern des Buchladens noch nicht gesehen.
    Ich blieb stehen und tat, als würde ich mir den Schnürsenkel zubinden. In der Dunkelheit war sonst niemand zu sehen. Etwas weiter die Straße entlang lag eine Osteria , die längst geschlossen hatte, sowie eine ganze Reihe weiterer Läden, deren Fassaden ebenfalls Metallgitter und mehrere Schichten Graffiti zierten. Das einzige Licht in der Nähe stammte von einer Warnleuchte, die vor einem mit Brettern vernagelten Gebäude, das gerade renoviert wurde, an einem Gerüstbalken hing. Kurz und gut, es sah aus, als sei die Luft rein, also rüttelte ich einmal kurz und kräftig an dem Gitter. Es quietschte und schepperte, war aber mit Hilfe dreier schwerer Vorhängeschlösser am Boden gesichert.
    Ich widmete mich den übrigen Hindernissen. Eine Alarmanlage schien es Gott sei Dank nicht zu geben, denn obwohl ich, bis auf die kompliziertesten, beinahe sämtliche Sicherheitssysteme ausschalten oder umgehen konnte, hätte ich nur äußerst ungern in dem zweifelhaften italienischen Elektroleitungsgewirr herumgestochert, das sich außen am Laden entlangschlängelte. Von den Vorhängeschlössern abgesehen entdeckte ich eine kleine bescheidene Sammlung von Schlössern und Riegeln an der Eingangstür. Und das war’s, zumindest soweit ich das beurteilen konnte.
    Zufrieden mit meiner Einschätzung flanierte ich bis zum Ende der kleinen Gasse und steckte den Kopf hinaus auf die Calle dei Fabbri, um mich zu vergewissern, dass niemand da war, der mich auf frischer Tat ertappen könnte. Und das war gut so. Denn obwohl das tunnelartige Sträßchen zunächst menschenleer gewirkt hatte, sah ich im Umdrehen eine bucklige Gestalt, die am Türrahmen des unbeleuchteten Hotels lehnte.
    Ich erinnerte mich nicht daran, den Mann auf dem Weg zum Laden gesehen zu haben, und doch bezweifelte ich sehr, ich hätte ihn übersehen oder vergessen können, hätte er eben schon dort gestanden. Er war hünenhaft groß und schwerfällig wie ein Bär und trug einen schäbigen, zotteligen Kamelhaarmantel, der sicher eine halbe Trampeltierherde den Pelz gekostet hatte und ihm so gut passte wie ein Speisezelt einer ganzen Armeeeinheit. Unter dem Mantelsaum schaute eine schwarze Hose heraus, die eher unschön auf Hochwasserlänge über seinen schwarzen Halbschuhen hing, sodass ein kleiner Streifen der weißen Socken hervorblitzte. Auf dem melonengroßen Kopf trug er einen abgewetzten schwarzen Fedora, unter dem seine Augen nicht zu sehen waren und der auf einer Masse verfilzter schwarzer Locken saß. Der Großteil seines Gesichts verschwand hinter einem wild wuchernden Bart – ein dichtes, wirres Gestrüpp, das sein Kinn verschluckte und seinen Mund umrahmte. Eine räudige Katze ringelte sich um seine Füße.
    Im ersten Augenblick war ich so verdutzt, dass es mir glatt die Sprache

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