Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi
Thai-Basilikum und Koriander. Obendrauf legte sie gekochte Rinderbrust und fein geschnittenes, rohes Rinderfilet. Dann schöpfte sie aus einem großen Kessel über einem Kohleofen dampfenden Rindfleischfond, mild gewürzt mit Zimt, Sternanis, Ingwer, Lorbeer, Salz und schwarzem Pfeffer.
Sein Blick wanderte zu dem Bomber hinüber, der dem See seinen Namen gegeben hatte. Seitdem das amerikanische Flugzeug 1972 abgeschossen worden und in den Tümpel gestürzt war, rottete es dort vor sich hin und versank mehr und mehr im Morast. Mittlerweile war auch der zweite Flügel abgebrochen und das Mahnmal kaum noch als Flugzeug erkennbar. Ly dachte an Herrn Vus Worte: Was hat der Frieden für einen Sinn, wenn wir nicht anständig leben?
An manchen Tagen fragte er sich, warum er überhaupt Polizist geworden war. Heute war so ein Tag. Gegen jemanden, der die Macht hatte, Druck auf die Polizei auszuüben, kam er nicht an. Seine Tochter hatte recht gehabt, wer genug zahlte, kam mit allem durch.
Aber vielleicht hatte er zumindest eine Chance, Hoa zu finden. Während er aß, dachte er darüber nach, wo man ein Kind verstecken konnte. Er beschloss, sich noch einmal in Phuc Tan umzusehen. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
*
Eine halbe Stunde später parkte er seine Vespa unter der Chuong-Duong-Brücke in Phuc Tan. Ein UAZ, einer dieser russischen Jeeps, fuhr mit viel zu hohem Tempo an ihm vorbei. Er hatte das Nummernschild nicht sehen können, doch was hatte er zu verlieren? Er rannte los und hatte Glück. Der Wagen war nur bis hinter die zweite Straßenecke gekommen, wo ein provisorischer Markt dem breiten Fahrzeug den Weg versperrte. Ly trat in einiger Entfernung in einen Hauseingang. Das Nummernschild konnte er auch von dort nicht entziffern.
Nach einigen Minuten wurde klar, dass die Händlerinnen ihre Plätze nicht räumen würden, und die Wagentür öffnete sich. Es war Thanh. Sie stieg aus, schaute sich suchend um und schlug den Weg in eine Seitenstraße ein. Den Wagen ließ sie stehen, wo er war. Ly wollte schon nach ihr rufen. Aber irgendetwas hielt ihn zurück. Hatte sie nicht gesagt, dies hier unten sei nicht ihre Gegend? Ly folgte ihr, immer eng an der Hauswand entlang, um jeden Moment hinter einen Vorsprung oder in eine Nische huschen zu können. Sie ging schnell, sie kannte sich hier eindeutig aus.
Sie waren fast unter der alten Long-Bien-Brücke. Der Boden unter Lys Füßen vibrierte leicht. Er hob den Blick. Ein schwerer Güterzug schob sich über die Schienen in der Brückenmitte. Für einen Moment verlor er Thanh aus den Augen, dann sah er sie ein Stück vor sich. Sie war auf das Gelände des Großmarkts eingebogen.
Fliegende Händlerinnen standen zwischen den Ständen herum. Bevor der Markt am späten Vormittag schloss, kauften sie die günstigen Reste auf.
Die Stimmung wirkte gedämpft. Niemand redete mehrlaut. Die Großhändlerinnen, die bereits eine lange Arbeitsnacht hinter sich hatten, waren abgekämpft. Einige zählten in aller Öffentlichkeit ihr Geld. Müllfrauen schoben schwere Metallkarren vor sich her, warfen Plastiktüten und Kisten hinein und fegten mit Reisigbesen zertretene Obst- und Gemüsereste zusammen.
Männer entdeckte Ly nicht. Nur einige Lastwagenfahrer saßen vor den Teestuben. Märkte waren eine Frauendomäne.
Auf einer überreifen Mango rutschte Ly beinahe aus und erntete dafür das Lachen einiger Frauen und Kinder. Hoffentlich bemerkte Thanh ihn jetzt nicht. Aber sie drehte sich nicht um. Zielstrebig ging sie auf die Holzverschläge in der hintersten Reihe des Marktes zu. Vor einem Laden mit Tempelzubehör hielt sie an. Die Händlerin, etwas älter als Thanh, hockte auf dem Verkaufstisch, eingekeilt zwischen Kartons mit Räucherstäbchen, Votivfiguren und Betelnüssen, und schaute wenig erfreut, als sie Thanh sah.
Ly konnte nicht hören, was die beiden sprachen. Aber sie schienen sehr erregt zu sein. Thanh unterstrich ihre Worte mit heftigen Gesten. Sie wollte die Marktfrau offenbar von etwas überzeugen. Ly registrierte außerdem eine Veränderung in ihrer Körperhaltung. Sie hatte ihre Weichheit und Eleganz verloren, etwas Herrisches ging von ihr aus.
Nach einigen Minuten pfiff die Händlerin einen Träger heran. Der Junge ging in die Ladenhütte und kam mit einem hoch beladenen Sackkarren wieder heraus. Ein schwarzes Tuch verdeckte die Ware. Thanh bedeutete ihm, ihr zu folgen. Die Händlerin machte hinter ihremRücken eine Handbewegung, als wollte sie eine Fliege
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