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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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oder betrat. Wenige Tage später traf die Belagerungstruppe ein. Sie baute die Maschinen auf und beschoss die Mauern und das einzige landeinwärts gewandte Tor mit Steinen. Man hatte fahrbare Dächer errichtet, die dicht an die Mauern geschoben wurden, damit Arbeiter sich an den Steinen zu schaffen machen konnten. Andere Dächer beherbergten aus Baumstämmen gefertigte Rammböcke und stießen Tag und Nacht gegen die Wände und das Tor. Pioniere trafen ein und begannen mit dem Tunnelbau und dem Untergraben der Fundamente.
    Haels Leute beobachteten die Vorgänge mit großem Interesse. Sie wunderten sich, dass Menschen sich wie Insekten benahmen. Zur Belustigung schossen sie auf die Männer, die auf den Wehrgängen standen. Anfangs erzielten sie viele Treffer, da die Verteidiger sich in Sicherheit wähnten und erst aus ihren Fehlern lernten. Schon bald tauchten große Holzschilde auf den Wehrgängen auf, die einen Treffer fast unmöglich machten. Die Krieger sahen das als Herausforderung an und versuchten, sich anzuschleichen, um zwischen den Zinnen hindurchzuschießen, wo sich ein schmaler Spalt befand, der dem Schützen größte Geschicklichkeit abverlangte. Hael verbot ihnen diesen Zeitvertreib, da er weder das hohe Risiko, noch die Verschwendung von Pfeilen guthieß.
    Die Verteidiger blieben nicht untätig. Ihre Wurfmaschinen, die leichter als die der Angreifer waren, fanden ebenfalls ihr Ziel. Von Zeit zu Zeit erklang das Knarren der Taue, ein Teil der hölzernen Deckung schwang beiseite, und ein schwerer Stein flog über die Zinnen. Die Angreifer stoben in alle Richtungen auseinander. Wenn das Geschoß eines der fahrbaren Dächer traf, hatte das entsetzliche Folgen. Auch kochendheißes Pech und Steine wurden in die Tiefe befördert, und ein steter Pfeil- und Wurfspeerregen bedrängte die Männer vor den Stadtmauern.
    »Mein König«, erklärte Jochim eines Morgens, »diese Art zu Kämpfen ist unendlich öde.«
    »Ich stimme dir zu«, versicherte Hael. Der König und seine ranghöchsten Offiziere saßen um ein Lagerfeuer herum. Seit Beginn der Belagerung hatten sie wenig zu tun gehabt.
    »Dann lasst uns heimkehren«, sagte Bamian. »Wir haben eine siegreiche Schlacht hinter uns, und jetzt fürchten uns die Menschen von der Steppe bis hin zum Meer. Aber das hier ist wahrlich kein echter Kampf.«
    »Du hast recht«, antwortete Hael. »Es handelt sich um schwere Arbeit, bei der auch getötet wird. Aber ich bin gekommen, um Pashir gegen den Mann in der Stadt beizustehen. Wenn wir jetzt fortreiten, öffnen sie die Tore und vernichten die Nevaner. Nur die Angst vor uns hält sie in der Stadt. Außerdem will ich noch mit Gasam abrechnen. Seid geduldig. Es wird nicht mehr lange dauern, und wir haben genug Zeit, das Gebirge zu erreichen, ehe die Pässe verschneit sind. Ich möchte unsere Belohnung von König Pashir einfordern.«
    »Sie sollte nur ja großzügig ausfallen«, sagte Jochim.
    »Das wird sie. Außerdem könnt ihr den Männern sagen, dass der Rückweg bedeutend angenehmer als der Hinweg sein wird. Wir ziehen nicht durch die Wüste, sondern durch Omia. Ich werde eine Entschädigung von König Oland verlangen, weil er uns so viele Schwierigkeiten bereitet hat. Wir können weitere Cabos und mehr Vieh gut gebrauchen, und unser Weg wird uns durch zahlreiche seiner Ländereien führen.«
    Seine Worte versetzten die Offiziere wieder in gute Laune. Ihr einziger Kummer während dieses langen Feldzuges war die mangelnde Gelegenheit zu Beutezügen gewesen. Die Aussicht, in Omia plündern zu können, erfreute sie über alle Maßen. In Wahrheit ging es ihnen mehr um die Ehre als um die eigentliche Beute. Sie alle hielten sich für wohlhabend, seit Hael ihr König war. Die Herden waren größer geworden, und es schien viel vergnüglicher, die Steppe als geordnete Armee zu beherrschen, als sich wie früher mit kleinen Streitigkeiten zwischen benachbarten Stämmen aufzuhalten.
    Es gab auch Männer, die den alten Stammesfehden nachtrauerten, und manche Steppenbewohner schimpften, dass sie nicht länger in die Hügel ziehen konnten, um dort auf Sklavenjagd zu gehen, aber eigentlich gab es nur selten Beschwerden. Wenn Hael es recht bedachte, hatte er für die Menschen in seinem Land eigentlich das gleiche getan wie Gasam auf den Inseln. Allerdings hatte er darauf verzichtet, alles zu zerstören und jedes Volk zu versklaven, wie es Gasam mit großer Vorliebe tat. Hael glaubte, seine Untertanen glücklich gemacht zu haben und ihnen

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