Schwarze Schilde
das Deck oberhalb des Schiffhecks führte. Ihr Cabo scheute mit rollenden Augen, sie zwang es jedoch, den Steg zu betreten und prügelte mit der Peitsche auf das Tier ein. Eine weitere Planke führte von dort oben zwischen den Ruderbänken zum Bug. Sie ritt hinüber und sprang aus dem Sattel. Die Männer traten beiseite, als habe sie eine ansteckende Krankheit. Schließlich stand der König vor ihr. Ihre Wut verließ sie, als sie seine zornige Miene bemerkte und erkannte, dass sie ihre Grenzen überschritten hatte.
Der König riss ihr die Peitsche aus den plötzlich taub gewordenen Fingern. »Was hat das zu bedeuten, Tochter? Hast du einen Aufseher des Königs angegriffen? Du wagst es, dein Cabo auf mein Schiff zu prügeln, während ich mich mit meinen Offizieren berate? Dafür könnte ich dich hinrichten lassen!«
Verängstigt ließ sich Shazad auf die Knie fallen – eine Geste, die sie sonst nur bei offiziellen Zeremonien ausführte. Die Handflächen flach auf das Deck gedrückt, legte sie die Wange an seinen Fuß.
»Du kannst mich töten, Vater«, keuchte sie, »für das, was ich für dich und das Land tat.« Mit einem Ruck zog er den Fuß weg und stellte ihn ihr auf den Nacken. Shazads Wange wurde unsanft gegen die Schiffsplanken gedrückt. Einen entsetzlichen Augenblick lang glaubte sie, er werde sie mit ihrer eigenen Peitsche züchtigen.
»Ich verlange eine sofortige Erklärung«, befahl er.
Hastig stieß sie die Worte hervor, und weil sie den Kopf nicht zu heben vermochte, klang ihre Stimme gedämpft. Als sie geendet hatte, schaute der König zum Kai hinüber, wo die Matrosen und der Offizier mit dem Gefangenen warteten.
»Es ist so, wie die Prinzessin sagt, Hoheit«, erklärte der Offizier. »Wir haben das beschädigte Siegel. Die leeren Weinkrüge sprechen für sich.«
Zu ihrer unendlichen Erleichterung hob sich der Fuß von ihrem Nacken. Der König packte seine Tochter grob bei den Haaren und riss sie auf die Beine. Er wandte sich an die Matrosen. »Bringt den Verräter in den Kerker, und sorgt dafür, dass der Schreiner Maß für ein Kreuz nimmt.« Zu seinen Offizieren sagte er: »Nehmt eure Pflichten wieder auf.« Dann packte er Shazad beim Arm. »Du kommst mit mir.« Er führte sie zum Bug des Schiffes, wo man sie wohlweislich allein ließ.
Allmählich nahm das Gesicht des Herrschers wieder die eigentliche gesunde Gesichtsfarbe an. »So eine Unverschämtheit ist mir noch nie vorgekommen! Ich sollte dich kreuzigen lassen.«
Im gleichen Maße, in dem Shazads Angst nachließ, kehrte ihre Wut zurück. »Unverschämtheit! Du bist von Verrat umgeben und redest von Unverschämtheit? Wenn du erst einmal alle Schurken in deiner Umgebung hast hinrichten lassen, ist wahrscheinlich nicht mehr genug Holz vorrätig, um ein Kreuz für mich bauen zu lassen!«
Der König sah seine Tochter böse an und drehte die Reitpeitsche in den Händen hin und her. Allmählich zuckten seine Mundwinkel. Anfangs lächelte er nur, gab aber schließlich auf und lachte lauthals. Die gespannte Stimmung, die über dem ganzen Schiff gelegen hatte, ließ nach. Er warf ihr die Peitsche zu, die sie geschickt auffing.
»Hier. Die schwingst du besser als die Shasinn ihre Speere.«
Nachdem der Friede wiederhergestellt war, ergriff sie sanft den Arm des Vaters. »Vater, erst vor wenigen Monaten hast du herausgefunden, wie nachlässig und unehrlich deine Armee geworden ist. Dachtest du, bei der Marine sei es anders? Wenigstens hast du diesmal die Gelegenheit, Unfähigkeit und Betrug vor der Schlacht aufzudecken und zu beheben.«
Er nickte. »Das ist wahr. Ich hätte dich in meiner Nähe behalten sollen. Meine Kommandeure denken, nur Männer seien für wichtige Posten geeignet.«
Jetzt war es an ihr, zu lachen. »Männer! Vater, das Ding zwischen ihren Beinen macht sie nicht zu Männern, wenn sie das Herz eines Sklaven oder Eunuchen haben. Manchmal glaube ich, der einzige Mann in deinem Dienst zu sein.« Sie beugte sich vor und sagte mit ernster Stimme: »Ich bin die einzige, der du vertrauen und auf die du dich verlassen kannst, Vater. Sonst niemand.«
Er seufzte betrübt. »Ja, das stimmt. Was soll nur aus dem Königreich werden?« Er schritt zum Vorbau des Decks und rief den versammelten Offizieren zu: »Hört alle her! Von nun an wird die Prinzessin Shazad die Oberaufsicht über sämtliche Marinevorräte haben. Kein Gott kann euch helfen, wenn sie herausfindet, dass ihr euren Pflichten nicht nachkommt!« Der König schritt über
Weitere Kostenlose Bücher