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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Sklaven mit der Keule zu sich. »Zerbrich es, sammle aber die Einzelteile auf.« Anstatt die schwere Keule einzusetzen, nahm der Sklave das Siegel in beide Hände und brach es in der Mitte entzwei. Es bereite ihm keinerlei Schwierigkeiten, und er steckte die beiden Teile in eine Gürteltasche. Die Türen wurden geöffnet, und Shazad ritt hindurch.
    Sofort überfiel sie der Geruch von vergossenem Wein. Generationen ungeschickter Sklaven hatten hier Krüge zerbrochen, und die Fußbodenbretter waren von einer klebrigen, nach Essig riechenden Flüssigkeit durchtränkt. Das Cabo stieg, weil ihm der Geruch nicht behagte, aber sie behielt das Tier in ihrer Gewalt. Im Inneren des Gebäudes standen unzählige hohe Krüge in eigens dafür angefertigten Ständern. Jeder hatte zwei Griffe und einen spitz zulaufenden Fuß. An Land waren sie unhandlich, aber an Bord eines Schiffes wurde die Spitze in das als Ballast dienende Erdreich gestoßen, und das Gestell blieb auch bei schlimmen Unwettern vor Schaden bewahrt. Jeder Krug war mit einem hölzernen Stopfen verschlossen und mit Bienenwachs versiegelt.
    Shazad winkte dem Marineoffizier. »Gebt mir Euer Schwert.«
    Er reichte ihr die Waffe, und sie trieb ihr Cabo auf den am nächsten stehenden Krug zu. Er mochte etwa zwanzig Gallonen Wein fassen. Shazad beugte sich vor und schlug mit dem Schwertknauf dagegen. Es hörte sich hohl an. Sie zog einen Fuß aus dem Steigbügel und stemmte ihn gegen den Krug. Er geriet mitsamt dem Gestell ins Wanken und fiel schließlich zu Boden. Der Krug zersprang, und eine knappe Gallone des sauren Bodensatzes floss heraus. Shazad ritt weiter, klopfte gegen jeden Krug und stieß alle, die hohl klangen, um.
    Minuten später verließ sie das Lagerhaus. Sie blieb neben dem zitternden Quama stehen, der von den Matrosen bewacht wurde. Geschickt warf sie dem Offizier das Schwert zu. Dann ließ sie den Blick über die ersten sechs Lagerhäuser schweifen, aus denen die Sklaven noch immer Schiffszubehör trugen.
    »Aus Tauen, Teer, Farbe und Segeltuch kann man nicht viel Geld herausschlagen, was, Aufseher Quama?« Der Mann schwieg und ließ den blutverschmierten Kopf hängen, während er an das ihm bevorstehende Schicksal dachte. »Beim Wein sieht das schon anders aus, nicht wahr? Die königlichen Aufkäufer erwerben guten Wein für die Marine, die uns auf See beschützt. Die Tavernenwirte in der Stadt sind sicher ganz wild darauf, ihn – zu einem stolzen Preis – von dir zu kaufen. In den vergangenen Jahren hattest du reichlich Zeit, die Krüge mit dem verwässerten Zeug zu füllen, das die Prüfer der Winzergilde zurückgehen lassen – und das billig zu kaufen ist. Reichlich Zeit, um einen Künstler anzuheuern, der dir ein neues Siegel anfertigt, das du heimlich des Nachts anbringst. Schließlich ist es Sitte, dass die Priester etliche Tage vorher ankündigen, wann die Segelzeit beginnt und das Feuer im Leuchtturm entzündet wird. Aber nicht in diesem Jahr!« Die letzten Worte stieß sie zischend hervor, und sie erinnerten die Umstehenden an das Knallen der Reitpeitsche.
    Sie wandte sich an die Matrosen. »Passt gut auf ihn auf, und sorgt dafür, dass er sich nichts antut. Die ganze Stadt muss seiner Hinrichtung beiwohnen. Bewacht ihn sorgfältig, wenn ihr am Wasser entlanggeht. Wenn er sich ertränkt, werdet ihr seinen Platz am Kreuz einnehmen!« Sie riss das Cabo herum und trabte dem Dock der Kriegsmarine entgegen.
    Ein riesiges Kriegsschiff lag vor Anker. Der frisch gestrichene Rumpf glänzte in der Sonne, und der Geruch von Teer lag in der Luft. Lange Reihen von Sklaven trugen Ausrüstungsgegenstände und Waffen an Bord: Ruder und Taue, Köcher mit Pfeilen und Wurfspeere, in Einzelteile zerlegte Katapulte, die später zusammengesetzt werden sollten, und runde Schilde für die Matrosen. Ohne seine Masten wirkte das Schiff leer und unvollständig. Wenn es beladen und bewaffnet war, würde man es zum Holzdock rudern, wo die Masten und Rundhölzer lagerten, und später zum Segelschuppen, wo die riesigen Segel und die Flaggen aufbewahrt wurden. Mittschiffs stand eine Gruppe Offiziere. In ihrer Mitte erspähte sie die hochgewachsene Gestalt ihres Vaters. Hinter sich hörte sie die Schritte der Matrosen und des Gefangenen. Die Offiziere blickten auf, um den Grund für die Unruhe am Kai zu entdecken. Der König sah von seiner Tochter zu dem blutüberströmten Aufseher hinüber und machte ein besorgtes Gesicht.
    Shazad bemerkte eine Laufplanke, die vom Kai auf

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