Schwarze Schmetterlinge
an dich weitergeben.«
»Hör mal, Maria! Sei ein bisschen menschlich! Ich weiß nicht, wo sie steckt. Ich muss sie finden, ehe sie sich noch unglücklicher macht. Hilf mir. Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass sie von Polizei, Medien und Öffentlichkeit wie eine Verbrecherin gejagt wird. Ich muss sie finden und mit ihr reden. Sie ist kein Monster. Sie ist nur so allein. Das verstehst du nicht. Das Bild, das die Medien von ihr zeichnen, stimmt nicht. Sie ist …«
»Sie ist des Mordes, des Mordbrandes und der Urkundenfälschung verdächtigt. Es geht um einen sorgfältig geplanten Mord, nicht um Affekthandlungen oder einen Raubüberfall. Sie hat sogar Trophäen von ihren Opfern gesammelt. Du hast es sicher heute Morgen in der Zeitung gesehen. Die Sachen, die in ein Baumwolltuch gewickelt in einem Stiefel in ihrer Wohnung lagen. Reiß dich zusammen, Per, und sieh den Tatsachen ins Auge! Sie ist gefährlich.«
»Es muss doch etwas geben, was ich tun kann. Es ist die reinste Folter, von den Ermittlungen ausgeschlossen und nur auf die Spekulationen der Medien angewiesen zu sein. Was würdest du denn an meiner Stelle machen, Maria? Mal ganz ehrlich. Was würdest du machen?«
»Ich weiß es nicht, Per.« Sie rollte mit ihrem Bürostuhl durchs Zimmer, bis sie direkt vor ihm saß. Dann legte sie ihre Hände auf seine Oberarme. Er schüttelte sie ab. »Pass auf dich auf, Per, und denk nach, was du tust, ehe du es bereust.«
Er stand auf.
»Ich dachte, wir wären Freunde, Maria! Ich dachte, du würdest mich unterstützen. Aber so kann man sich täuschen. Verdammte Scheiße!«
Als Maria Wern unter eisigem Schweigen Per Arvidsson an den Empfang zurückgebracht und sich dann in den Saab von Kriminalinspektor Ek gesetzt hatte, um nach Björkavi zu fahren, fühlte sie sich mickrig und unfähig. Es hatte deutliche Anweisungen von oben gegeben, Per Arvidsson an seinem früheren Arbeitsplatz nicht allein zu lassen, und das hatte zu einer merkwürdigen Stimmung zwischen ihnen geführt. Wie gern hätte sie ihm geholfen, und wie sehr hätten sie seine Energie und Denkschärfe bei den Ermittlungen gebrauchen können! Aber die Situation war unmöglich. Das sollte er einsehen und die Lage nicht noch schwieriger machen.
Der erste Hinweis auf Felicias Identität war von einer ehemaligen Nachbarin gekommen. Edla Müller war seit zwanzig Jahren frühpensioniert und früher Klavierlehrerin gewesen. Dann hatten noch an die zehn weitere Personen von sich hören lassen, nachdem man das Foto auf den Aushängern der Boulevardblätter und auf den Titelseiten der Tageszeitungen veröffentlich hatte. Die Polizei in Örebro hatte mit Hartman Kontakt aufgenommen. Die Nachbarin hatte ihnen den Namen von Felicias Mann genannt, Jan Moberg. Die Polizei in Örebro wünschte sich Hilfe beim Verhör mit dem Mann. Es war nicht schwer gewesen, Rebecka im Melderegister eines so kleinen Orts wie Björkavi mit Adresse, Telefonnummer und Familienstand zu finden. Der Ehemann war am Telefon entgegenkommend gewesen, wenn auch ein wenig nervös.
Die kleine Gemeinde Björkavi war vor allem für ihre Fußballmannschaft und ihre Produktion von Schafskäse bekannt. Es gab eine Grund- und eine Mittelschule, eine freiwillige Feuerwehr und einen Friseur, einen Supermarkt und ein Gemeindehaus, berichtete Jan Moberg ihnen in einem Vortrag, als wären sie hergekommen, um eine Führung durch den Ort zu machen. Das war alles, was dem Besucher geboten wurde. Seine Freundlichkeit und die Bereitschaft mitzuarbeiten, waren überschwänglich.
Wern und Ek wurden in ein staubiges, in warmen Farben gehaltenes Zimmer gebeten, das früher sicher ein gewöhnliches Wohnzimmer gewesen war und aus dem nun eine riesige Computerausrüstung ein Arbeitszimmer gemacht hatte. Der Computer wurde von Stahlrohr-Regalen voller Zeitschriftensammler und großen Grünpflanzen eingerahmt. Möbel, Gardine und Teppiche waren von derselben rostroten Färbung wie das Bild, das die eine Wand dominierte. Es stellte den Weg durch einen Herbstwald dar, mit einem Schwarm von Kranichen am Himmel und regennassem Waldboden.
»Womit arbeiten Sie?«, fragte Ek und betrachtete das Foto von Rebecka, das er vom Bücherregal genommen hatte. Eine blonde Frau. Er hielt die Hand so, dass das Haar verborgen war und das Gesicht hervortrat. Die Ähnlichkeit mit dem Foto auf ihrer Passierkarte zum Universitätskrankenhaus in Örebro war offensichtlich.
»Ich richte ein neues Computersystem für das
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