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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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könnte er sein? Dachte er denn gar nicht an die Kinder?
    Maria zog ihr Handy aus dem Rucksack und wählte seine Nummer. Anrufbeantworter. Sie fluchte laut und wählte die Nummer seiner Mutter.
    »Gudrun Wern. Was sagst du? Wo Krister ist? Nein, hier ist er nicht. Ich dachte, er wäre zu Hause. Ich hatte gehofft, dass ihr Vernunft angenommen und euch wieder zusammengerauft habt. Weißt du, Maria, ich war gestern bei einer Wahrsagerin, ja, und die hat gesagt, dass mit euch alles wieder gut werden würde. Man kann nicht gegen sein Schicksal kämpfen. Hallo, bist du noch da?«
    Maria drückte das Gespräch weg, ohne den Vortrag in seiner Gänze abzuwarten. Krister war nicht bei seinen Brüdern, nicht bei seinem Freund Mayonnaise und auch nicht bei Ninni Holm. Sie hatten in der vorangegangenen Nacht nicht einmal das Bett geteilt, fügte sie hinzu. Er war nicht bei der Arbeitsvermittlung, auch nicht bei seinem früheren Job und nicht mit seinen Studienkollegen unterwegs, die ihn die letzten Monate auch nicht zu Gesicht bekommen hatten.
    »Was soll ich tun, Erika?«
    »Kümmer dich nicht um ihn. Er ist ein erwachsener Mensch! Er muss selbst die Verantwortung für das übernehmen, was er macht.«
    »Karin, meine Nachbarin, sieht nach den Kindern. Ich will nach Hause, ich muss sie in den Arm nehmen. Kannst du bei der Arbeit sagen, dass ich später komme? Ich versuche es morgen Abend wieder reinzuarbeiten.«
     
    Der Weg zum Meer hinunter war noch nie so lang gewesen, so verräterisch glatt und unberechenbar. Eine dünne Eisschicht hatte nach dem gestrigen Regen und dem Nachtfrost die ganze Küstenlandschaft glasiert. Maria versuchte, sich mit so wenig Lenkbewegungen wie möglich auf die Kurven zu konzentrieren, vorsichtig zu reagieren und zu schalten, während die Gedanken an Krister sie verfolgten. Wie konnte er nur so etwas tun? Warum versuchte er sie in eine Beziehung zurückzudrängen, in der sie nicht bleiben wollte? Ging es um Kontrolle? Wenn ich dich nicht kriege, dann soll dich auch kein anderer kriegen? Wenn es nun nicht nur eine leere Drohung war? Wenn er sich wirklich das Leben genommen hatte?
    Natürlich würde sie dann Schuldgefühle haben. Wir hätten es vielleicht doch noch einmal versuchen sollen, dachte sie. Die Magenprobleme machten sich wieder bemerkbar. Ein nagender Schmerz, der in den letzten Monaten aufgetaucht und jetzt fast ständig zugegen war. Sie hielt den Atem an, spannte sich gegen den Schmerz. Wenn er sich nur nichts angetan hatte. Die unterdrückten Bilder von ihrer Arbeit tauchten in ihrer Erinnerung auf. Der Mann in Björkavi, den sie im Heuschober erhängt gefunden hatten. Die Frau, die eine Woche lang tot in ihrer Wohnung gelegen hatte, nachdem sie eine Überdosis Schlaftabletten genommen hatte. Die Menschen, die ins Wasser gegangen waren. Wie sollte sie es nur den Kindern erklären, wenn Krister sich das Leben genommen hatte?
    Jetzt tauchte das gelbe Haus hinter den Bäumen auf. Als sie auf den Kiesweg fuhr, sah sie, dass etwas an der Türklinke hing: ein Strauß Rosen. Bei näherem Hinsehen: ein Strauß verwelkter Rosen. Der Frost glitzerte auf den geschlossenen Knospen. Keine Karte. Kein Absender. Sieben rote Rosen ohne Papier. Maria öffnete die Tür zu ihrem Zuhause und rief in die Dunkelheit. Karin kam ihr mit Linda im Schlepptau aus der Küche entgegen.
    »Kommst du jetzt schon? Wie du aussiehst. Was ist denn los?« Karin streckte die Arme aus, doch ehe sie bei ihr war, hatte sich Linda schon vorgedrängelt und in die Arme der Mutter geworfen.
    »Papa und Emil sind draußen und angeln. Aber es gibt noch kein Eis, in das man Löcher schlagen kann. Ich wollte nicht mit, denn ich wollte, dass Karin mir Anziehpuppen ausschneidet. Papa ist böse geworden, und ich bin böse geworden, weil ich die Thermohose nicht anziehen wollte.«
    »Sind sie mit dem Boot draußen?« Maria hörte, wie schrill ihre Stimme klang. Sie nahm sich nicht die Zeit, etwas zu erklären. Machte gleich in der Tür kehrt. Rannte zum Steg, der hinter den grauen Bootshäusern versteckt war. Dass jemand seine Kinder mit in den Tod nimmt, ist nicht häufig, kommt aber vor. Wenn ich nur … wenn ich nur meinen Emil zurückkriege, dann werde ich … wenn ich nur …
    Der Atem wollte nicht reichen. Schritt für Schritt zwang sie sich weiter zum Meer hinunter. Die Kälte schnitt mit jedem Atemzug tief in die Lungen. Die Sicht wurde frei. Ihre Augen tränten im Wind. Da standen sie auf dem Steg. Vater und Sohn, jeder mit

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