Schwarze Schmetterlinge
Statistische Zentralbüro ein. Ich habe einen Tele-Arbeitsplatz. Haben Sie Rebecka gefunden? Ich habe die Zeitungen gelesen. Es ist doch der reine Wahnsinn. Dass es so schlimm kommen würde. Ich verstehe das nicht. Ist es denn wahr? Wissen Sie, wo sie sich befindet?«
»Nein. Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
Maria merkte, dass die Frage ihn belastete.
»Es ist drei Jahre her, dass sie gegangen ist. Ohne ein Wort. Als ich von der Arbeit nach Hause kam, hatte sie gepackt und war weg. Ich begreife es immer noch nicht. Wir hatten keinen Streit. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Sie hat sich Felicia genannt, nicht wahr? Ihre Mutter hieß Felicia. Wir sind also getrennt. Allerdings nicht formell. Auf dem Papier sind wir immer noch verheiratet. Das wissen Sie schon, oder? Nun, ich habe keine Ahnung, wo sie sein könnte. Ich habe alle unsere Freunde und Bekannten gefragt. Niemand hat sie seitdem gesehen.«
»Ist Rebecka Ärztin?«, fragte Maria.
»Als wir uns kennenlernten, studierte sie gerade Medizin. Als sie ihr Studium beendet hatte, entschieden wir uns für Kinder, und Agnes wurde geboren. Ärztin, ja sieh mal einer an. Ich dachte nicht, dass sie das je wagen würde, nicht mit einer gefälschten Legitimation. So ist sie wahrscheinlich entdeckt worden, oder? Sie konnte es einfach nicht lassen, den Engel zu spielen. Wenn sie sich einen Job als Krankenschwester oder Oberschwester gesucht hätte, wäre es wahrscheinlich besser gegangen.«
»Das weiß ich nicht. Es ist bestimmt schwerer, einen Job als Krankenschwester zu kriegen, zumindest ohne Referenzen«, meinte Maria. »Vielleicht werden Ärzte nicht so scharf kontrolliert, wenn der Bedarf groß genug ist. Haben Sie eine Ahnung, warum sie das gemacht hat? Kannte sie Frank Leander?«
»Rebecka war immer ein wenig labil, sie hat leicht überreagiert. Ja, sie kannte Frank Leander. Sie haben während ihrer Weiterbildung zusammengearbeitet. Rebecka hat einen Aufsatz über seine Forschung zu Kindern von alkoholkranken Müttern geschrieben. Sie hat gesagt, er würde sie schikanieren. Ich glaube nicht, dass es so schlimm war. Manchmal hat sie sich auch Dinge eingebildet.«
»Was denn zum Beispiel?« Maria setzte sich gegenüber von Jan Moberg auf das Sofa. Er wand sich ein wenig. Seine großen braunen Augen glänzten unnatürlich und schwammen in Tränen.
»Dass Menschen hinter ihr her seien, um ihr zu schaden oder ihr wehzutun, oder dass jemand ihr Agnes wegnehmen und in ein Heim bringen würde. Wir haben unser kleines Mädchen auf eine schreckliche Weise verloren. Danach litt Rebecka unter Depressionen. Sie nahm Medikamente ein. Weigerte sich, mit mir zu reden. Ein schreckliches Unglück, ich kann immer noch nicht darüber reden, ohne …«
Seine Stimme versagte, und er stand vom Sofa auf und trat ans Fenster, wo der Abendhimmel sich bereits schwach rosa färbte. Das Müllauto dröhnte vorbei und ertränkte alle Geräusche, dann wurde es still.
»Es tut mir wirklich leid.« Maria stand ebenfalls auf, ging zu ihm und legte den Arm um seinen Rücken.
Er weinte offen. »Es war nicht leicht.«
Wie eine Statue blieben sie am Fenster stehen. Maria hielt ihn im Arm und registrierte, dass er den Unterleib an sie drückte. Wie unangenehm. Sie rückte von ihm ab und bemerkte das Glitzern in seinen Augen.
»Wir werden vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder kommen und weitere Fragen stellen.« Ek stand ebenfalls auf, ein wenig zu eilig. Maria nahm an, dass er bemerkt hatte, was geschehen war. Wärme und Mitgefühl können immer als sexuelle Einladung missverstanden werden, vor allem für Leute, die nur über ein eingeschränktes Register verfügen.
»Wir hätten ihn fragen sollen, warum er sie nicht als vermisst gemeldet hat«, sagte Ek, als sie wieder im Auto saßen. »Und vielleicht sollte man sich auch Gedanken darüber machen, warum er sich nicht bei uns gemeldet hat, als er ihr Foto in der Zeitung sah.«
»Vielleicht hat er gehofft, dass sie zurückkommen würde. Oder er fand, dass sie auch so schon genug Elend zu tragen hätte. Wie furchtbar für die beiden. Ich erinnere mich, wie ich damals von dem Unglück gelesen habe. Linda war fast in demselben Alter, als es passierte. Wie furchtbar, das eigene Kind ertrinken zu sehen, ohne etwas tun zu können. Der schlimmste Albtraum einer Mutter.«
Es war fast vier Uhr, als Wern und Ek am Empfang vorbeikamen, auf dem Weg zu Hartman, der schon auf sie wartete.
»Die Polizei in Örebro hat die
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