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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Zweifel. Sich vorzustellen, was geschehen wäre, wenn sie es ehrlich und ganz offen gesagt hätte. Sein Kuss auf ihrer Stirn. Die Frage, die nie ausgesprochen wurde, die aber den Raum zwischen ihnen ausfüllte. Er hatte sich in der Tür umgedreht. Sie hätte in seinen Arm flüchten können. Aber die Angst vor dem, was das mit sich bringen würde, und die Loyalität Krister gegenüber waren in dem Moment stärker gewesen. Sie hatte sich für den Versuch entschieden, zu flicken, was durch fehlendes Engagement, Trägheit und Egozentrik auseinandergerissen worden war. Krister seinerseits hatte versprochen, die Verantwortung für Haus und Kinder fairer mit ihr zu teilen, zu einem Familientherapeuten wollte er aber auf gar keinen Fall gehen, so viel stand fest.
    Wie würde die Zukunft aussehen? Maria verspürte ein Ziehen im Bauch, ein nagendes Gefühl der Ungewissheit. Sie hatten gemeinsam beschlossen, Zeiten für Nähe und Gefühle zu finden. Zeiten ohne Kinder, in denen sie sich, wie die Experten es verordneten, ungeteilt gegenseitige Aufmerksamkeit schenken könnten. Das waren Gelegenheiten, vor denen ihr immer mehr graute. Es fühlte sich so leer an, so schrecklich leer und einsam, wenn sie auch mit ganzem Herzen versuchte, Ausdrucksmöglichkeiten für die Liebe zu finden, die es ja wirklich einmal gegeben hatte. Um die nötige Inspiration für einen Quickie im Auto um die Mittagszeit zu finden, musste sie sich weit von ihrem Körper entfernen. Ein romantisches Abendessen als Vorspiel zu einer Liebesnacht. Die emotionalen Wortspiele, die Zärtlichkeit und die Blicke konnte man nicht auf Bestellung hervorlocken. Alles, worüber sie noch reden konnten, waren die notwendigen Reparaturen am Haus, die Fenster, die neuen Kitt brauchten, und das Treppengeländer im oberen Stock, das ausgebessert werden musste. Die wichtigen Fragen und Antworten jedoch kamen nicht zutage. Sie konnten nicht ausgesprochen werden. Wer bin ich für dich, heute?
    Und dann gab es andere Momente, in denen sie mit ihrer ganzen Gegenwart liebte, in verzweifelter Wut über das, was auseinanderzufallen drohte. Er antwortete mit demselben Hunger, um dann auf seine Seite des Bettes zu verschwinden, in Schweigen versunken in dem Augenblick, der zu einer Brücke der Vertrautheit hätte werden können. Wie Flüchtlinge verbargen sie sich in der Dunkelheit vor der Wahrheit. Zwanzig Zentimeter zwischen ihnen im Bett – ein Abgrund. Dort warteten sie darauf, dass die Zeit ihnen einen Ausweg weisen würde. Maria ahnte die Antwort, wollte und konnte sie aber nicht akzeptieren. Zu viele Gefühle hegte sie noch für den Mann, den sie einmal als Vater ihrer Kinder ausgewählt hatte. Doch wenn das Morgenlicht auf sein Gesicht fiel, war er ein Fremder. Wohin gehen deine Gedanken, wenn du die Augen schließt, Krister? Wohin hat uns das Leben geführt?
    Felicia hatte ihren Besitzanspruch auf Per demonstriert, indem sie ihn die ganze Zeit berührt hatte, als wüsste oder spürte sie, welche Gefühle es einmal zwischen ihm und Maria gegeben hatte. Steif und ungelenk hatte Maria den langen Weg durch den Raum zurückgelegt, um ihm die Hand zu geben und ihn zu begrüßen. Hatte Felicias abschätzenden Blick gespürt.
    Mit kleinen, fast unmerklichen Signalen hielt sich Felicia im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Lächelte ihn an, sodass er erst ihr Lächeln beantworten musste, ehe er ihnen erzählen konnte, wie es ihm an seinem neuen Arbeitsplatz gefiel und wo er wohnte. Er war zweifellos verliebt. Was hatte Maria denn auch geglaubt? Dass er bis in alle Ewigkeit darauf warten würde, dass sie ihren Mann verließ? Ihr hätte klar sein müssen, dass er weitersuchen würde. Und doch deprimierte und verärgerte es sie, zu sehen, wie Felicia ihm den Nacken streichelte und verspielt unter ihrem Tisch einen Schuh auszog und den Fuß in sein Hosenbein schob.
    Maria hatte kein Recht, in seinem Leben herumzuschnüffeln, und doch tat sie es, ihre Finger handelten sozusagen selbstständig. Tippten Felicias Namen und den Wohnort im Melderegister ein, um zu sehen, wer diese Frau war. Oder eigentlich eher, um herauszufinden, ob sie dieselbe Adresse hatte wie Per Arvidsson. Wenn sie jetzt noch nicht zusammenwohnten, dann war es nur eine Zeitfrage, bis sie es tun würden. Was könnte sie schon dagegen unternehmen?
    Felicia Sjögren. Dreizehn Personen mit diesem Namen gab es in ganz Schweden. Zwei davon in der Gemeinde Örebro: eine Frau von dreiundachtzig Jahren, die in der Nygatan wohnte,

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