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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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vorbei, die schon geputzt waren.
    Überall unverdiente Güte, so wie die Liebe. Heute könnte gern auf allen Titelseiten der großen Zeitungen stehen: 82-jähriger Mann macht wegen der Liebe zu Gertrud (84) eine Reise! Sie ging in die Küche und schob die Gardine beiseite. Jetzt verspätete er sich. Gertrud goss die Kartoffeln ab und schob den Topf mit der Soße von der heißen Platte. Wo blieb er nur? Er würde es sich doch nicht anders überlegt haben oder gar krank geworden sein? Sie hatte ihm ihre Telefonnummer gegeben. Wie dumm, dass sie nicht daran gedacht hatte, sich seine geben zu lassen. Sie goss sich einen kleinen Schwung von dem Wein aus der Flasche, die zum Lüften geöffnet dastand, in eine Kaffeetasse und trank einen Schluck.
    Die Minuten wurden zu Stunden. Das Essen wurde kalt. Die Sorge ließ sich wie ein ungebetener Gast am Küchentisch nieder. Jetzt kam schon die Dämmerung. Waren das Schritte da draußen auf dem Kiesweg? Ja, da ging jemand. Jetzt war er bestimmt da. Gertrud beugte sich über die Begonien im Fenster und sah hinaus. Es klingelte an der Tür. Sie nahm die Schürze ab und glättete den Rock. Besah sich bestimmt zum zwanzigsten Mal im Spiegel und sah ihre Augen, die vor Erwartung strahlten. Die Freude blubberte durch den ganzen Körper, rauschte im Blut und gab dem Gesicht neue Farbe. Sie öffnete die Tür.
    Draußen wurde sie von zwei fremden, ernsten Personen begrüßt. Ein Mann und eine Frau in Uniform.
    »Dürfen wir kurz hereinkommen?« Die Worte, die dann folgten, waren unbegreiflich, wie eine fremde Sprache von Lauten, an die man sich erst gewöhnen muss. Es fiel ihr so schwer, sich dem Unbegreiflichen zu öffnen, nämlich dass diese Worte von ihrer eigenen Wirklichkeit handelten. Das Einzige, was sie ihnen antworten konnte und was sie ständig wiederholte, war: »Wir haben uns geliebt. Wir haben uns so sehr geliebt.«

28
    Maria Wern drückte die Hände fest an die Schläfen. Die Kopfschmerzen, die seit dem Aufwachen wie ein Eisenband um ihre Stirn lagen, hatten in der letzten Stunde zu einem ärgerlichen Flimmern vor den Augen geführt.
    Krister sollte die Kinder abholen. Die Leute von der Freizeitbetreuung hatten sich nicht bei ihr gemeldet, also hatte er die Kinder vermutlich abgeholt. Sie unterdrückte den Impuls, der Sache nachzugehen. Vielleicht hätte sie ihm häufiger die volle Verantwortung für manche Dinge überlassen sollen, hätte ihn die Konsequenzen tragen lassen sollen, ohne alles abzufangen und abzumildern. Ohne sicherheitshalber fürs Abendessen einzukaufen, obwohl er versprochen hatte, sich darum zu kümmern. Ohne sich zum Elternabend anzumelden, um nicht zu riskieren, dass er es vergessen würde. Ohne an seiner Stelle die Waschmaschine zu leeren und die Rechnungen zu bezahlen.
    Wenn Maria an den Abend dachte, der vor ihr lag, die Stunden, nachdem die Kinder eingeschlafen waren, dann kam ihr alles so sinnlos und öde vor. Die Stunden des Schweigens vor dem Fernseher. Bei immer mehr wichtigen Themen war die Stimmung zu angespannt, und zwischen ihnen breitete sich Schweigen aus. Die Kinder waren wie ein lebendiger Schild gegen die Leere geworden. Wenn sie im Bett lagen, war das Schweigen allumfassend.
    Bald würde die Blase platzen müssen. Bald, aber noch nicht. Sie war noch nicht so weit, war nicht sicher, was sie wollte. Würde eine Trennung denn Erleichterung bringen, oder würden dann Zweifel und Sehnsucht kommen? Wie sollte sie das vorher wissen? Und da waren die Kinder. Sie hatte den Eindruck, als spürten sie, was in der Luft lag. Lindas Flehen: »Ich will, dass du Mama küsst. Jetzt küss sie doch« – das hatte sie direkt ins Herz getroffen. »Es ist gar nicht mehr schön hier«, hatte sie gesagt und wie eine Klette an Kristers Jackenärmel gehangen. Emil war stiller geworden, anhänglicher und sehr traurig. Um der Kinder willen mussten sie die Sache schnellstens regeln.
    Es ging auf fünf Uhr nachmittags, und Maria wollte sich gerade aus dem Computer ausloggen, als Kriminalinspektor Hartman in der Tür stand.
    »Am Rastplatz an der Ausfahrt Süd ist eine übel zugerichtete Frauenleiche gefunden worden.«
     
    Auf dem Weg zum Fundort erzählte Hartman von dem alten Mann, den man neben dem Graben gefunden hatte. Stig Julin, den man anhand seines Führerscheins hatte identifizieren können, hatte es noch geschafft, die Notrufzentrale anzurufen, ohne jedoch sein Anliegen nennen zu können. Bewusstlos war er ins Krankenhaus gefahren worden, wo er kurz

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